Ausbildung zur Stillberaterin

Die Ausbildung zur Stillberaterin ist im Prinzip freiwillig: Als ungeschützte Berufsbezeichnung könntest du einfach so, ohne weitere Kenntnisse, Stillberaterin werden. Trotzdem macht es natürlich Sinn und ist für manche Berufsbilder auch nötig, eine Weiter- oder Ausbildung zu absolvieren, um als Stillberaterin arbeiten zu können.

Wir sind jetzt auch bei Instagram – bitte folgen 🙂

Eine Reihe Menschen, sitzend nebeneinander mit Büchern auf dem Schoß.
Für die Ausbildung zur Stillberaterin kommt es zunächst mal darauf an, ob du medizinische Vorkenntisse hast, oder nicht.
Foto von Sincerely Media auf Unsplash

In diesem Beitrag erklären wir dir, was die Ausbildung bei den verschiedenen Ausbildungsinstituten umfasst. In einem separaten Artikel informieren wir dich noch genauer über die spezielle IBCLC-Ausbildung.

Los geht’s!

Wenn du medizinische Vorbildung hast

Wenn du eine medizinische Vorbildung hast, also zum Beispiel Hebamme oder Kinderkrankenschwester bist, steht dir unter gewissen Voraussetzungen die Weiterbildung zur „IBCLC“ offen.

Dafür brauchst du allerdings unter anderem mindestens 90 Stunden stillspezifische Weiterbildung, die im deutschsprachigen Raum die folgenden drei Institute anbieten:

Ausbildungszentrum Laktation und Stillen

Das Ausbildungszentrum Laktation und Stillen mit Sitz in Ostwestfalen bietet die Ausbildung zur Stillberaterin in ganz Deutschland an.

Insgesamt absolvierst du hier 6 Wochenenden mit jeweils 3 Tagen, sodass du am Ende auf etwa 120 Stunden Weiterbildung kommst. Ergänzt um ein Praktikum, den Besuch einiger Stillgruppentreffen und eine Facharbeit, ergeben sich über 200 Fortbildungsstunden, die auch die Empfehlungskriterien zur „Stillbeauftragten im Krankenhaus“ erfüllen.

Am Ende erhältst du ein Zertifikat vom Ausbildungszentrum und darfst dich fortan mit dem geschützten Begriff „Stillspezialistin“ schmücken. Du kannst damit weiter im Krankenhaus, aber auch freiberuflich oder in ganz anderen Settings arbeiten. Siehe dazu auch Stillberaterin-Jobs.

Weiterhin wird auch eine schnellere Weiterbildung speziell für Ärztinnen angeboten.

Die Ausbildung ist eine der umfassendsten, die du in Deutschland bekommen kannst, was den allerdings recht hohen Preis rechtfertigt: Mindestens 2300€ werden fällig, hinzu kommen Übernachtungs-, Anfahrts- und Verpflegungskosten.

EISL

EISL steht für Europäisches Institut für Stillen und Laktation. Dieses bietet ab 2023 ebenfalls nur noch die intensive, auf die IBCLC-Prüfung und auch zur Stillbeauftragten im Krankenhaus qualifzierende Weiterbildung an.

Diese Weiterbildung umfasst ein Basisseminar von 18 Stunden, sowie 3 weitere Seminare mit 1 x 4 und 2 x 3 Tagen. Hinzu kommen zwei Online-Seminartage und ein E-Learning-Anteil. Zusammen mit einem Praktikum und einer Seminararbeit werden auch hier sehr umfassende 220 Stunden Weiterbildung angeboten.

Das Zertifikat, das du erhältst, nennt sich „Stillberater:in EISL“, auch hier sind alle möglichen Berufsfelder denkbar, die sich mit dem Stillen befassen, unter anderem natürlich auch die freiberufliche Beratung. Auch für Ärztinnen wird eine schnellere Ausbildung angeboten.

Beim EISL musst du ebenfalls mit Gebühren um die 2000 Euro rechnen, auch hier kommen Übernachtungs-, Anfahrts- und Verpflegungskosten hinzu.

Fortbildungszentrum Bensberg

Auch das Fortbildungszentrum Bensberg (das liegt bei Bergisch Gladbach in NRW) bietet eine sehr ausführliche Stillberaterinnen-Ausbildung an: Komplett in Präsenz werden über 200 Stunden Weiterbildung durchgeführt, insgesamt sind das 8 Blöcke à 3 Tage, wobei nicht alle Blöcke gebucht werden müssen.

Somit (über)erfüllt auch dieser Anbieter die geforderten 90 Stunden Weiterbildung zur IBCLC-Prüfung, sowie die empfohlenen Voraussetzungen zur Stillbeauftragten in der Klinik.

Die Weiterbildung kostet (Stand Mai 2022) 2250 bis 2560 Euro, je nachdem, welche Blöcke du buchst.

Wenn du keine medizinische Vorbildung hast

Auch ohne medizinische Grundkenntnisse kannst du dich zur Stillberaterin ausbilden lassen. Die bekannteste Ausbilderin ist die La Leche Liga, die international agiert.

La Leche Liga Deutschland (LLLD)

Die La Leche Liga besteht bereits seit den 50er Jahren, seit den 70ern ist sie auch in Deutschland in der Stillberatung aktiv. Sie bietet ehrenamtliche Beratung per Telefon und E-Mail, zudem gibt es vor allem in größeren Städten reichlich Stillgruppen, die von Beraterinnen der La Leche Liga geleitet werden.

Eine Ausbildung zur Stillberaterin im klassischen Sinne bietet die LLLD nicht an. Stattdessen müssen Stillgruppen besucht und begleitet werden, ehe in persönlichen Gesprächen die Eignung durch eine erfahrene Beraterin bescheinigt werden muss. Die weiteren Voraussetzungen kannst du hier nachlesen – die wichtigste, dass du selbst ein Kind mindest sechs Monate ausschließlich gestillt haben musst!

Entsprechend eignest du dir – abgesehen von der Kenntnis des „Handbuch für die stillende Mutter“ – wenig Wissen passiv an sondern lernst eher „by doing“, indem du von Anfang an via Stillgruppen im direkten Kontakt zu Stillenden stehst.

Die Ausbildung kostet – außer Zeit und Anreise zu den Stillgruppen – nichts, jedoch musst du zahlendes Mitglied im Verein sein, ehe du ehrenamtliche Beratung im Namen der LLLD anbieten darfst. Geld verdienen kannst du damit also nicht.

Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen (AfS)

Die AfS ging in den 80er Jahren aus der La Leche Liga hervor und bildet heute ebenfalls Stillberaterinnen aus.

Entgegen der LLLD setzt die AfS eine spezifische Ausbildung voraus, es müssen insgesamt 8 Kurse besucht werden (die jedoch deutlich weniger umfangreich Wissen vermitteln wie bei den obersten drei Instituten), zudem muss eine Stillgruppe besucht und auch eine Prüfung abgelegt werden. Die genauen Voraussetzungen findest du hier – eigene Stillberatung ist auch hier Pflicht.

Die Ausbildung endet mit einem Zertifikat, das zur Leitung von AfS-Stillgruppen und der Stillberatung im Namen des Vereins befähigt. Allerdings: Auch im Namen der AfS dürfen ausschließlich ehrenamtliche Tätigkeiten durchgeführt werden, Geld verdienen lässt sich somit nicht. Demgegenüber stehen die relativ gerigen Kosten (320 € + ggf. Kost, Logis und Anfahrt, sowie jährliche Mitgliedschaftsgebühren).

Deutsches Ausbildungsinstitut für Stillbegleitung (DAIS)

DAIS bietet seine Ausbildung sowohl für Personen mit medizinischem Hintergrundwissen, als auch für medizinische Laien an, die Ausbildung ist dabei jedoch für beide Gruppen dieselbe.

In deutlich geringerem Umfang als beim Ausbildungszentrum Laktation und Stillen, EISL und Bensberg, wird auch hier natürlich das wichtigste Stillwissen gelehrt, jedoch in nur 3 Wochenenden à 4 Tagen. Am Ende steht eine Abschlussprüfung an.

Im Unterschied zur LLL und zur AfS bestehen im Namen des DAIS nicht nur ehrenamtliche Tätigkeitsmöglichkeiten im Anschluss an die Ausbildung. Hier kann auch freiberuflich unter eigenem Namen stillberaten werden.

Die Ausbildung kostet knapp 1000 Euro, hinzu kommen Kosten für Kost, Logis und Anfahrt. Das Zertifikat, das man sich mit der Ausbildung erwirbt, ist zwei Jahre lang gültig.

Fazit

Die Ausbildung zur Stillberaterin ist in Deutschland fast überall möglich. Je nachdem, ob bei dir medizinische Vorkenntnisse bestehen (oder eben nicht), kannst du dich für eines der genannten Ausbildungsinsitute entscheiden. Die „qualifizierteren“ sind dabei ziemlich teuer – allerdings kannst du die Kosten oft durch einen höheren Verdienst wettmachen.

Bei manchen Instituten bestehen lange Wartelisten, sodass du davon ausgehen musst, mindestens ein Jahr, mitunter eher länger, auf den Abschluss der Ausbildung zu warten.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner