Die Wiegehaltung beim Stillen

Die Wiegehaltung ist die vielleicht bekannteste Stillposition – aber nicht unbedingt die einfachste. Warum das so ist, was sie trotzdem wichtig macht, wie sie funktioniert und was du tun kannst, wenn sie eben nicht funktioniert, lernst du in diesem Artikel.

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Illustration einer Mutter, die ihr Baby im Wiegegriff sitzend stillt
In der Wiegehaltung zu stillen gehört für die meisten Stillpaare nach einiger Zeit zum Standard.
Diese Illustration stammt übrigens aus unserem Buch
„Stillpositionen und richtiges Anlegen – Der minimalistische Guide für den Stillstart*“

Los geht’s!

Wie es geht / richtig anlegen

Die Wiegehaltung ist die Standardposition für das Stillen im Sitzen. Die Anwendung ist am Anfang jedoch nicht ganz einfach – wie so vieles beim Stillen (aber immer noch einfacher als der Hoppe-Reiter-Sitz). Das Hauptproblem ist, dass du recht wenig Kontrolle über den Kopf deines Kindes hat, weil er in der deiner Ellenbeuge liegt.

Um die Position „richtig“ auszuführen, gehst du am Besten wie folgt vor:

  • Setz dich bequem hin. Das kann auf dem Sofa sein, auf einem Stuhl – oder egal wo, denn die Wiegehaltung lässt sich so ziemlich überall (sogar im Stehen) ausüben (allerdings nicht besonders gut im Liegen). Auf Dauer kann sie jedoch anstrengend für den Rücken sein, insbesondere wenn du ohne Stillkissen stillst. Deshalb versuch dich anzulehnen oder eben so hinzusetzen, dass dein Rücken möglichst wenig belastet wird.
  • Nimm dein Baby in den Arm. Wenn du dein erstes Baby stillst, ist das Tragen und der Umgang mit so einem kleinen Vögelchen noch ungewohnt. Es ist nicht unnormal, wenn du Angst hast, es kaputt zu machen 🙂 Nimm es also vorsichtig in den Arm und positionier es horizontal. Beide Arme tragen es. Sein Kopf kommt in deiner Ellenbeuge zum Linken, und zwar auf der Seite, wo du auch stillst – das heißt, wenn du die rechte Brust gibst, liegt es in deiner rechten Ellenbeuge, und umgekehrt. Hier nochmal ein Foto, um das zu verdeutlichen:
Ein Baby wird im Wiegegriff an die Brust angelegt (Foto)
  • Motivier es, zu trinken: Liegt dein Baby sicher in deinem Arm, motivier es, zu trinken. Bring es nah an deine Brust, kitzle vielleicht seine Lippen mit deiner Brustwarze. Es wird die Brustwarze durch ihr Äußeres und durch ihren Geruch wahrnehmen und den Mund öffnen.
  • Hol es zu dir heran: Ein häufiger Fehler ist, nun, wenn dein Baby den Mund öffnet, es zu dir heranzuziehen. Besser ist, das Baby zur Brust zu bringen. Das kannst du mit dem Arm machen, auf dem sein Köpfchen liegt. Das ist nicht einfach und erfordert Übung, also sei nicht frustriert, wenn es die ersten Male nicht so gut klappt.
  • Gerade Linie: Wenn du von oben auf dein Baby schaust, bilden sein Ohr, seine Schulter und seine Hüfte nun eine gerade Linie. Tun sie das nicht, ist dein Baby „verdreht“ und du solltest die Positionierung möglichst korrigieren.
Ein Baby wird im Wiegegriff gestillt, hier die Ansicht von oben mit einem eingezeichneten Strich, der die Verbindung zwischen Ohr, Schulter und Hüfte in einer geraden Linie zeigt
Ohr, Schulter und Hüfte sind in einer geraden Linie. Später drehen und wenden sich die Kinder wie sie wollen, aber am Anfang solltest du noch drauf achten.
  • Den C-Griff machen: Oft fällt das Anlegen leichter, wenn du die freie Hand nimmst, um den C-Griff zu formen. Das ist zugegeben bei der Wiegehaltung auch wieder nicht einfach, aber probieren solltest du es. Mit dem C-Griff kannst du den „Brust-Sandwich“ machen, also die Brust zusammendrücken, was es deinem Baby einfacher macht, sie in den Mund zu nehmen. Stillst du in der Wiegehaltung, wird dein Daumen normalerweise innen an der Brust liegen, die restlichen Finger außen, dann hast du den richtigen Winkel – in dem Fall übst du also eher einen „U-Griff“ als einen C-Griff aus.

Helfen lassen

Wir haben es schon erwähnt: Das Stillen ist ganz generell, aber auch nochmal im speziellen in der Wiegehaltung nicht ganz einfach. Darum: Besorg dir Hilfe!

Leider sind in vielen Kliniken die Wochenbettstationen (und alle anderen Stationen auch) ziemlich „auf Kante genäht“ – das heißt, oft bleibt dem Personal wenig Zeit übrig, der Tag ist sehr durchgetaktet und voll.

Das bringt neben vielen anderen Nachteilen für die Mitarbeitenden und die Patientinnen auch das Problem mit sich, dass oft keine Kapazitäten für Stillberatung übrig bleibt. Gerade auch die Anleitung, wie du das Kind an die Brust anlegst unterbleibt daher oft.

Du darfst dir das aktiv einfordern!

Für die Milchbildung ist immens wichtig, dass du in den ersten Tagen häufig und möglichst richtig stillst. Frag immer wieder nach, ob dir jemand helfen kann, lass dir immer wieder zeigen, wie es geht. Das darf durchaus dein Anspruch an eine moderne Geburtsklinik sein.

Geht das auch ohne Stillkissen?

Ja, du kannst auch ohne Stillkissen im Wiegegriff stillen – die beiden Fotos bzw. die Illustration zeigen das ja auch.

Allerdings kann es ohne Stillkissen mit der Zeit anstrengend werden, dein Kind zu halten, weil du entweder Rückenschmerzen bekommst oder deine Arme lahm werden.

Du musst allerdings, selbst wenn du deine Arme stützen möchtest, nicht unbedingt ein Stillkissen kaufen. Ähnlich gut (wenn auch nicht ganz so einfach) geht es mit einem normalen, großen Kissen oder einer gefalteten Decke.

Die Wiegehaltung klappt nicht

Wie gesagt: Gerade am Anfang ist es sinnvoll, dir das richtige Anlegen im Wiegegriff immer wieder zeigen zu lassen.

Das Hauptproblem ist tatsächlich, dass du wenig Kontrolle über den Kopf hast (dieses Problem wird oft besser, wenn du die modifizierte Wiegehaltung anwendest, die wir weiter unten beschreiben).

  • Stillkissen nutzen: Zwar haben wir oben gesagt, dass ein Stillkissen kein Muss ist, es kann dich aber insofern unterstützen, dass du dich nicht auch körperlich anstrengen musst. Du kannst Arme und Baby auf dem Kissen ablegen, was dir schonmal etwas der Mühe abnimmt. Ist das Kissen entsprechend groß, kannst du dich auch daran anlehnen.
  • Baby zu dir holen: Versuch dich nicht vorzubeugen, um deinem Baby die Brust in den Mund zu „schieben“, hol stattdessen dein Baby mit dem Arm zu dir heran.
  • Die richtige Höhe: Der Mund deines Babys sollte schon bei der Positionierung in Höhe der Brustwarze sein. Das heißt, du musst die Brust nicht anheben, um anzulegen, auch nicht bei großer Brust.
  • Richtig anlegen: Beachte auch alle anderen Hinweise und Tipps, die wir dir in unserem Artikel zum richtigen Anlegen zusammengefasst haben.

Was ist die „modifizierte Wiegehaltung“ / Der Kreuzgriff?

Wenn dir die Wiegehaltung am Anfang nicht natürlich von der Hand geht, kann es sein, dass dir die modifizierte Haltung helfen kann, oft auch Kreuzgriff oder Kreuzwiegegriff genannt.

Hierzu tauschst du einfach die Arme: Wenn du an der linke Brust stillst, liegt der Kopf deines Babys in der linken Hand, oder umgekehrt.

Illustration einer Mutter, die ihr Baby im Kreuzgriff stillt und mit der freien Hand den C-Griff macht.
Beim Kreuzgriff musst du nicht zwischen deinem Baby und deinem Körper hindurchfassen.

Dies erlaubt dir

  • den Kopf deines Babys besser unter Kontrolle zu haben, da er in deiner Hand und nicht in deiner Ellenbeuge liegt
  • den C-Griff zu machen, ohne zwischen deinem und seinem Körper hindurchgreifen zu müssen
  • auch weiterhin mit perfekter Sicht auf Brust und Baby anzulegen.

Fazit

Die Wiegehaltung ist eine der klassischsten Stillpositionen, die bei den meisten Mamas nach einiger Zeit zum Standardrepertoire gehört, auch, weil du sie immer und überall anwenden kannst.

Für Anfängerinnen nicht ganz einfach, solltest du dir auf jeden Fall helfen lassen oder es im Zweifel erstmal mit der modifizierten Variante versuchen, die man auch Kreuzgriff nennt. Auch der Football-Griff (auch Rückengriff) genannt kann eine Alternative sein.

TeamMuttermilch’s erstes Buch 😊 : Stillpositionen und richtiges Anlegen – Der minimalistische Guide für den Stillstart
Um von Anfang an erfolgreich und schmerzfrei zu stillen, solltest du die wichtigsten Stillpositionen und Tricks zum richtigen Anlegen kennen. Anastasia und Tobias Heimann, sie Stillberaterin und Kinderkrankenschwester, er Kinderarzt, haben in diesem minimalistischen Ratgeber in über 30 Illustrationen und ergänzenden Texten zusammengefasst, was dazu gerade in den ersten Wochen nach der Geburt wichtig ist.

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