Stillhindernisse – Wenn das Stillen wirklich nicht möglich ist

Es gibt nur wenige absolute Stillhindernisse, die das Stillen ganz unmöglich machen. Diese wollen wir dir in dieser kurzen und knackigen Liste einmal vorstellen.

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Das Wort "Stop" in gelben Großbuchstaben auf Asphalt gemalt, als Symbol für Stillhindernisse, bei denen Stillen kontraindiziert ist.
Eche Stillhindernisse sind seltener, als man denkt
Foto von Nick Fewings auf Unsplash

Wichtig: Auch wenn wir natürlich aufgrund der Vorteile große Verfechter des Stillens sind, bedeutet nicht stillen zu können nicht, dass man kein gesundes und glückliches Baby großziehen kann.

Die „Muttermilch direkt ab Brust“ ist nur ein Aspekt eines gesunden und bindungsreichen Lebens und es gibt viele andere Möglichkeiten, Nähe, Bindung und natürlich Liebe herzustellen, als durch das bloße Stillen. Manchmal kann auch gespendete Frauenmilch eine Alternative sein.

Nichtsdestotrotz, in diesem Artikel besprechen wir die häufigsten Gründe, aus denen Mamas – auch die, die es eigentlich gerne wollen – tatsächlich nicht stillen können.

Los geht’s!

Infektionen

Auch wenn manche Frauen sich sogar Fragen, ob sie bei einer banalen Erkältung abstillen sollten, sind die meisten bakteriellen oder viralen Infektionen kein Grund, auf das Stillen zu verzichten. Manche Infektionen jedoch, die die Mutter trägt, machen das Stillen leider dauerhaft oder zumindest vorübergehend unmöglich.

Ⓐ HIV

Das Humane Immundefizienzvirus, der Erreger von AIDS, ist leider ein echtes Stillhindernis. Das Virus geht in die Muttermilch über und infiziert mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit während der Stillzeit das Baby. Trotzdem ist HIV kein absolutes Stillhindernis: Denn erstens kann, wenn die nötigen Medikamente zuverlässig genommen und auf eine geringe Viruslast geachtet wird, ziemlich sicher gestillt werden: Es ist daher eine Abwägungsentscheidung, die zusammen mit der Mutter getroffen werden soll. In Entwicklungsländern, wo die nötige Therapie nicht immer zur Verfügung steht, kann sogar das Risiko der Infektion gegen das Risiko des Nicht-Stillens abgewogen werden, zumal das Stillen nachweislich vor Infektionen wie durch Magen-Darm-Viren schützen kann.

Ⓑ Herpes

Herpes haben viele Menschen und das ist auch erstmal kein Problem. Das Virus kann jedoch bei Neugeborenen und jüngeren Säuglingen zu schweren Infektionen führen, sodass offene Bläschen (die hochinfektiös sind) unbedingt abgedeckt werden müssen. Als Stillhindernis gilt demnach nur ein Herpesbläschen direkt auf der Brust: Solange dies nicht abgeheilt ist, sollte an dieser Brust nicht gestillt werden.

Ⓒ Andere

Es gibt noch ein paar weitere Krankheiten, bei denen auf das Stillen verzichtet werden sollte, die zum Glück in Deutschland (relativ) selten sind. Dazu gehören zum Beispiel die aktive Tuberkulose, sowie eine Erkrankung mit dem HTLV-Virus. Bei allen anderen Erkrankungen solltest du dich im Zweifelsfall mit deiner Frauenärztin in Verbindung setzen, um zu klären, ob du stillen darfst.

Medikamente ?

Es gibt eine Reihe Medikamente, die gar nicht oder nur äußerst vorsichtig bei Stillenden angewendet werden sollten. Ein großes Problem ist, dass die viele Medikamente (aus ethischen Gründen) nie an Stillenden gestet wurden und daher über die Sicherheit nicht viel zu sagen ist. Bei Fragen wende dich an deine Frauenärztin oder sieh zunächst selbst bei Embryotox nach. Das ist eine Website, die für alle möglichen Medikamente Infos zur Verträglichkeit in Schwangerschaft und Stillzeit sammelt (ein Projekt der Charité in Berlin).

Ⓐ Chemotherapie

Bei Krebserkrankungen muss in vielen Fällen eine Chemotherapie mit hochpotenten Zellgiften vorgenommen werden. Diese sind leider mit dem Stillen nicht vereinbar. Nur theoretisch kann zwischen den Therapiezyklen gestillt werden.

Ⓑ Radioaktives Jod

Auch bei Schilddrüsenerkrankungen, bei denen radioaktives Jod verwendet wird (das sich in die Schilddrüse einlagert und dort das erkrankte Gewebe zerstören soll), darf nicht gestillt werden, da das Jod in die Muttermilch übergeht und dann auch beim Kind die Schilddrüse angreifen kann.

Ⓒ Andere Medikamente

Gerade bei Mitteln gegen Epilepsie, Schlafmitteln, Mitteln gegen spezielle Infektionen und solchen, die das Immunsystem unterdrücken, sollte genauer hingeschaut werden.

Wenn das stillen wirklich nicht möglich ist, gibt es zum Glück viele andere Wege, ein glückliches und gesundes Baby großzuziehen und die Bindung sehr eng werden zu lassen.
Foto: Odua Images / shutterstock.com

Drogen sind Stillhindernisse

Ⓐ „Harte Drogen“

Bei den meisten „echten“ Drogen ist Stillen kontraindiziert, da sie in zu hoher Dosis in die Muttermilch übergehen können. Dazu gehören Opioide, Crystal Meth, Kokain und viele weitere synthetische (aber auch pflanzliche) Drogen. Methadon, als Langzeitmedikament nach Heroinabhängigkeit, darf auch in der Stillzeit eigenommen werden, aber unbedingt unter enger ärztlicher Absprache.

Ⓑ Cannabis

Zur Auswirkung von Cannabis auf gestillte Babys ist bisher wenig bekannt, es geht aber auf jeden Fall in nicht unbeträchtlicher Menge in die Muttermilch über. Es gibt Hinweise darauf, dass es zu einer Entwicklungsbeeinträchtigung führen kann*. Wichtig ist hier aber auch der passive Konsum über Rauch, sodass nicht gestillte Kinder nicht automatisch besser dastehen, wenn die Eltern Cannabis konsumieren.

Ⓒ Alkohol

Beim Alkohol scheiden sich die Geister: Während manche Stillberaterinnen empfehlen, auch in der Stillzeit komplett zu verzichten, ist sich die Forschung weitgehend einig, dass von einem gelegentlichen Glas kein allzu großer Schaden für das gestillte Baby zu erwarten ist, aber der Konsum so gering wie möglich gehalten werden sollte.

Ⓒ Zigaretten / Nikotin

Rauchen hat eine ganze Reihe negativer Einflüsse auf ein Baby – allerdings sowohl der Passivrauch, als auch die Schadstoffe, die über die Muttermilch aufgenommen werden. Früher hieß es, dass rauchende Mütter auf das Stillen verzichten sollten, inzwischen ist aber das Gegenteil der Fall: Zwar wäre es am Besten, nicht zu rauchen; aber wenn man es nicht lassen kann, sollte weitergestillt werden – außer in extremen Fällen. Lies hier mehr zum Rauchen in der Stillzeit.

Erkrankungen beim Baby

Es gibt nur wenige angeborene Krankheiten, die das Stillen beim Baby unmöglich machen. Im Gegenteil schützt das Stillen sogar vor manchen Krankheiten (zum Beispiel vor der lebensgefährlichen „NEC“ bei Frühgeborenen) oder erlaubt einen besseren Verlauf.

Ⓐ Galaktosämie

Die „echte Galaktosämie“ (es gibt noch eine etwas harmlosere Variante) ist eine angeborene Stoffwechselkrankheit, bei der der Galaktoseanteil des Milchzuckers (der in der Muttermilch reichlich vorhanden ist) nicht abgebaut werden kann. Es kommt dann zu einer Ansammlung im Babykörper und zu schwerer Erkrankung bzw. Behinderung. Hier darf nicht gestillt werden. Die Galaktosämie als wichtiges Stillhindernis wird im Neugeborenenscreening erfasst.

Ⓑ Ahornsirupkrankheit

Bei der Ahornsirupkrankheit können einige Aminosäuren, die Bausteine der Eiweiße, nicht gespalten werden. Auch hier kommt es zu einer Ansammlung im Körper, die zu Behinderungen führen kann. Es darf nicht gestillt werden, zum Glück wird auch diese Krankheit im Neugeborenenscreening getestet.

Ⓒ Andere

Es gibt weitere Krankheiten, bei denen auf das Stillen verzichtet oder wo zumindest nur unter Einschränkungen gestillt werden darf. Hierüber beraten dich aber auf jeden Fall deine Kinder- oder Frauenärztin, falls es dazu kommt.

Zu wenig Milch

Das Gefühl, zu wenig Milch zu haben, ist einer der häufigsten Gründe, aus denen Frauen früher als nach den empfohlenen sechs Monaten abstillen. Leider oft zu Unrecht: Es gibt viele Möglichkeiten, die Milchbildung anzuregen, wobei eine Stillberaterin gerne behilflich ist. Darüberhinaus gibt es nur wenige Stillhindernisse, die aufgrund einer zu geringen Milchmenge das Stillen unmöglich machen.

Ⓐ Brust-OPs oder Mastektomie

Bei Brust-OPs (zum Beispiel auch bei Vergrößerungen oder Verkleinerungen, aber auch bei anderen), kann es leider passieren, dass Drüsengewebe oder Milchgänge zerstört werden, sodass zu wenig funktionales Gewebe vorhanden ist. Gleiches gilt natürlich auch, wenn beide Brüste entfernt wurden (mit einer Brust kann in der Regel auch oft gut gestillt werden) oder bei einer aplastischen Brust, wo zu wenig Drüsengewebe angelegt ist.

Ⓑ Schilddrüsen-Unterfunktion

Einer der häufigeren Gründe, aus denen es zu einem echten Milchmangel kommt, ist die Schilddrüsen-Unterfunktion. Diese kann auch während der Stillzeit auftreten, was zu einer plötzlichen Reduktion der Milchmenge führen kann. Zum Glück hilft die Gabe von Schilddrüsen-Hormone dabei, wieder stillen zu können – vorausgesetzt, deine Ärztin denkt daran.

Ⓒ Andere

Es gibt viele andere Krankheiten oder Zustände, die zu einer zu geringen Milchmenge führen können, zum Beispiel das PCO-Syndrom. Wenn dir am Stillen gelegen ist, solltest du bei Problemen mit der Milchmenge immer professionelle Beratung und Hilfe in Anspruch nehmen, da die meisten Gründe dafür behandelbar sind und kein echtes Stillhindernis darstellen.

Fazit

„Echte“ Stillhindernisse, die das Stillen deines Babys gänzlich unmöglich machen, sind zum Glück selten. Solltest du dennoch betroffen sein, verzage nicht: Wie oben schon erwähnt, gibt es viele andere Aspekte, die zu einem glücklichen und gesunden Aufwachsen dazugehören. Auch wenn du nicht stillst, bist du eine vollständige, liebevolle und großartige Mama!

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