Die Mastitis ist eine Brustentzündung, durch die du ziemlich krank werden kannst. Neben den akuten Beschwerden drohen ein Abszess und das vorzeitige Abstillen.

Viele Mamas fragen sich „Warum gerade ich?“, wenn sie zu all dem Babystress und den schlaflosen Nächten nun auch noch eine Mastitis entwickeln. Während das absolut verständlich ist, solltest du nicht verzagen: Wenn du rasch und konsequent handelst, wirst du das Problem hoffentlich schnell unter Kontrolle bringen.
Wie das geht? Das liest du in diesem Artikel.
Erst klären wir die 7 wichtigsten Punkte in der Übersicht und gehen dann nochmal ausführlich auf alles ein.
Los geht’s!
Die wichtigsten Punkte
❶ Die Verursacher: Bei einer Mastitis (= Brustentzündung) handelt es sich meist um eine bakterielle Infektion der Brust bzw. von Teilen der Brust. Fast immer ist dafür das Bakterium „Staphlycoccus aureus“ verantwortlich.
❷ Dysbiose: Zur starken Vermehrung eines Bakteriums, das dann die Entzündung auslöst, kommt es am häufigsten im Rahmen einer Dysbiose, das heißt einem unnatürlichen Gleichgewicht der Bakterien, die in den Milchgängen leben.
❸ Begünstigende Faktoren: Darüber hinaus gibt es einige begünstige Faktoren wie zu enge BHs, Stress, Müdigkeit, eine vorangegangene OP und einige mehr.
❹ Symptome: Typische Symptome der bakteriellen Brustentzündung sind Rötung, und Überwärmung, sowie Schmerzen der Brust. Auch Fieber und allgemeines Krankheitsgefühl sind häufig.
❺ Bedrohung: Wenn du eine Mastitis nicht behandelst, kann es leider zu einer „Blutvergiftung“, häufiger aber zu einem Brustabszess kommen. Beide müssen deutlich intensiver als „nur“ eine Mastitis behandelt werden, deshalb solltest du rasch handeln.
❻ Therapie: Wenn klar ist, dass eine Mastitis vorliegt und/oder sich die Symptome des vermeintlichen Milchstaus nicht gebessert haben, greift deine Frauenärztin in der Regel zum Antibiotikum. Das ist nicht ideal, da die Antibiotika natürlich auch in dein Kind übergehen, aber allemal besser, als eine verschleppte Brustentzündung und das Abstillen.
❼ Unterstützende Maßnahmen: Zu den unterstützenden Maßnahmen bei Mastitis zählen die Einnahme von Schmerzmitteln, das Stillen nach Bedarf, ggf. die Einnahme von Probiotika und Lecithin und die Anwendung von Kälte.
Das sind aus unserer Sicht die wichtigsten Punkte – wenn du mehr wissen willst, lies jetzt einfach weiter 🙂

Was ist eine Mastitis?
Wörtlich übersetzt bedeutet „Mastitis“ Entzündung der Brust. Und eine Entzündung ist nichts anderes als eine Immunreaktion des Körpers, die zum Beispiel auf Bakterien in Gang gesetzt wird. Typische Symptome einer Entzündung sind:

Es gibt verschiedene Ursachen und Typen entzündlicher Brusterkrankungen, sodass in der Fachwelt heute vermehrt vom „Mastitis-Spektrum“ gesprochen wird. Dazu gehört neben der Mastitis auch der Milchstau und die subakute Mastitis.
Ursächlich dafür ist in der Regel ein Ungleichgewicht der in der Brust lebenden Bakterien – eine sogenannte Dysbiose. Gerät dieses Gleichgewicht durcheinander, können krankmachende Bakterien sich vermehren, den Milchfluss erschweren und ins Brustgewebe einwandern, wo dann eine Entzündungsreaktion auftritt.
Zu einer Brustentzündung kommt es meist nach 2-3 Wochen oder nach 2-3 Monaten nach der Geburt, sie kann aber auch zu jedem anderen Zeitpunkt während der Stillzeit auftreten. Bei vielen Frauen treten immer wieder Entzündungen auf. Wie du eine erkennst und was die häufigsten Auslöser sind, lernst du jetzt. Wir sprechen in diesem Artikel von der „klassischen“ Mastitis, die durch eine Infektion der Brust durch Bakterien ausgelöst wird und unbehandelt zum Abszess führen kann.

Symptome
Wenn du an einer waschechten Mastitis leidest, merkst du das nicht nur an der Brust, sondern am ganzen Körper. Wie bei vielen anderen (bakteriellen) Entzündungen arbeitet dein Körper auf Hochtouren daran, die Ursache zu bekämpfen und dir gleichzeitig zu signalisieren: „Hey, da stimmt was nicht! Du musst mich jetzt unterstützen und mich ausruhen, ich mache den Rest!“
Typische Symptome einer Mastitis sind:
- Schmerzen: Eine Brustentzündung kann sehr stark weh tun, manchmal so stark, dass das Stillen an der betroffenen Brust fast unmöglich wird.
- Rötung: Je nachdem, welche Regionen der Brust betroffen sind, kann es zu lokalen Rötungen kommen, aber auch die gesamte Brust kann feurig rot glühen und überwärmt sein.

- Verhärtungen: Bei der Mastitis können manchmal Verhärtungen getastet werden, die man auch Knoten nennt.
- Fieber: Nicht jede Frau mit Mastitis hat auch Fieber, es tritt jedoch häufig auf und unterscheidet sich typischerweise vom Milchstau, wo in der Regel nur erhöhte Körpertemperatur auftritt (< 38,4°C).
- Krankheitsgefühl: Wie bei einer Grippe fühlst du dich schlapp, hast vielleicht Kopf- und Gliederschmerzen, usw.
Nicht alle diese Symptome müssen gleichzeitig auftreten. Manche Mama mit Mastitis fühlt sich bis auf den Lokalbefund fit, hat aber starke Schmerzen. Eine andere hat eine gerötete aber schmerzfreie Brust, fühlt sich dafür aber extrem krank.
Meistens tritt die Entzündung nur in einer Brust auf, meist im oberen, äußeren Quadranten. Aber natürlich kommen auch beidseitige Entzündungen vor.

Mögliche Ursachen / Zusätzliche Faktoren
Wenn wir von Ursachen sprechen, müssen wir damit eigentlich immer das Ungleichgewicht der Bakterien in der Brust meinen. Dieses entsteht durch Antibiotikatherapie der Mutter, durch die Geburt per Kaiserschnitt und einige weiter Aspekte – die aber im Grund nur mäßig gut erforscht sind.
Darüber hinaus gibt es aber einige Faktoren, die eine Mastitis begünstigen bzw. das Risiko erhöhen.
Begünstigende Faktoren / Erhöhtes Risiko
- Stress: Man kann es gar nicht eindeutig genug sagen: Frauen, die gestresst sind, haben ein weitaus höheres Risiko, eine Mastitis zu entwickeln. Das liegt einerseits direkt daran, dass bei Stress die Immunabwehr geschwächt ist, andererseits liegt es auch indirekt daran, dass Stress zu Problemen beim Milchspendereflex führen kann.
- Müdigkeit: Müdigkeit verringert ebenfalls die Abwehrkräfte und die Immunfunktion. Toll, oder? Hört sich gut an, wo eigentlich fast jede Mama an Müdigkeit und Stress leidet. Aber wir gehen weiter unten noch darauf ein.
- Enge BHs: Deine Brüste können in Schwangerschaft und Geburt sehr stark wachsen. Leider kostet auch ein guter BH in der richtigen Größe Geld, das ist aber – nicht nur zur Vermeidung einer Mastitis – eine gute Investition.

- Vorhergehende Mastitis: Leider neigen einige Frauen zu Milchstau und Mastitis. Wenn du also schon mal eine hattest, ist das Risiko, erneut eine zu entwickeln, deutlich erhöht.
- Andere: Eine allgemeine Abwehrschwäche, Rauchen, schlecht gewaschene Stillhütchen – es gibt noch einige andere seltene Ursachen für eine Mastitis. Vor allem wenn du immer wieder darunter leidest, solltest du mit deiner Frauenärztin besprechen, ob es noch andere Gründe gibt, die bei dir eine Rolle spielen könnten.
- Trauma: Nach einem Unfall, der zum Beispiel zu einem starken Schlag gegen deine Brust geführt hat, kann es ebenfalls zu einer Mastitis kommen.
- nach Operationen: auch OPs an der Brust, die unter Umständen Jahre zurück liegen können, erhöhen das Risiko

Wie ist die Behandlung?
Wichtig sind bei einer möglichen Mastitis zwei Dinge:
- Dass sie schnell behandelt wird (und zwar meist mit Antibiotika)
- Dass sie konsequent behandelt wird
Das Problem: Die Komplikationen
Leider kann eine unbehandelte Brustentzündung zu Komplikationen führen, allen voran zum Abszess und zur Keimverschleppung, die zu einer „Blutvergiftung“ und anderen Problemen führen kann.
Abszess
Ein Abszess ist eine Eiteransammlung in einer kleinen „Höhle“. Am ehesten kennst du das vielleicht von einem infizierten „Pickel“ im Gesicht, aus dem sich Eiter entleert. Das ist im Prinzip ein Miniabszess, der ebenfalls zu Komplikationen führen kann.

In der Brust ist dies jedoch in vielen Fällen weitaus gefährlicher. Denn Brustabszesse liegen oft weiter in der Tiefe (je nachdem, wo die Bakterien hingelangt sind), sodass man schwerer an sie herankommt. Während an der Haut bei einem Abszess meist ein kleiner Schnitt genügt, muss bei einem Abszess der Brust punktiert oder sogar in Narkose operiert werden.
Blutvergiftung
„Blutvergiftung“ ist eigentlich nicht das richtige Wort für die sogenannte Sepsis: Dies beschreibt den Zustand, wenn Bakterien es schaffen, in deiner Blutbahn herumzuschwimmen. Das führt nicht nur zu schweren Krankheitssymptomen, sondern kann aus vielerlei Gründen auch lebensgefährlich sein.
Je länger eine bakterielle Infektion im Körper bestehen bleibt, egal an welcher Lokalisation, desto mehr steigt auch das Risiko einer Blutvergiftung. Das gilt natürlich auch für die Brust. Doch auch etwas Beruhigung ist angebracht: Zu einer Blutvergiftung im Rahmen einer Mastitis oder eines Brustabszesses kommt es zum Glück sehr selten.
Deshalb: Zur Frauenärztin!
Wenn du, deine Hebamme oder deine Stillberaterin den Verdacht habt, dass eine Mastitis vorliegen könnte, dann solltest du dringend zur Frauenärztin gehen. Auch sie wird nicht in jedem Fall eindeutig unterscheiden können, ob „noch“ ein Milchstau oder „schon“ eine bakterielle Brustentzündung vorliegt. Aber allein der Verdacht rechtfertigt hier die Behandlung, eben um die oben genannten Komplikationen zu vermeiden.
Bei der Entscheidung, ob antibiotisch behandelt werden muss oder nicht, spielt der Faktor Zeit eine Rolle: Wenn nicht eindeutig geklärt ist, ob ein Milchstau oder eine Mastitis vorliegt, kann man zunächst 24 Stunden eine allgemeine Behandlung starten – dazu liest du mehr im Artikel zum Milchstau. Wenn diese Behandlung aber keinen Nutzen bringt, oder die Symptome sogar schlimmer werden, solltest du keine Zeit mehr verlieren.
Ganz selten steckt hinter einer Mastitis, die wiederholt nicht auf Antibiotika anspricht ein sogenanntes „inflammatorisches Mamma-Karzinom“, also eine Art von Brustkrebs, die typisch entzündliche Symptome hervorruft. Deine Frauenärztin wird u. a. daran denken, wenn du in der Stillzeit an einer Mastitis leidest, die nicht behandelbar erscheint.

Allgemeine Maßnahmen und Hausmittel
Bei einer Mastitis ist es nicht nur wichtig, dass die Bakterien bekämpft werden, sondern auch, dass das Stillen bis dahin einigermaßen angenehm abläuft.
- Ruhe und Entstressung: Konzentrier dich jetzt auf dich, dein Baby und das Stillen. Sag unwichtige Termine ab, lass den Haushalt liegen (oder jemand anderen übernehmen), schlaf viel, wenn das Baby schläft.
- Weiter stillen nach Bedarf: Überdurchschnittlich häufig sind von wiederkehrenden Mastitiden Frauen mit einer hohen Milchmenge betroffen. Häufig liest man, dass bei einer Mastitis (genau wie beim „Milchstau“) die „Milch raus muss“ und man wird zu besonders häufigem Stillen oder Abpumpen aufgefordert. Das ist aber eher kontraproduktiv, weil dadurch die Milchmenge noch weiter steigt und das Problem verstärkt. Ist die Brust unangenehm voll und dein Baby schläft gerade oder mag nicht trinken, dann streich gerade so viel aus oder pumpe gerade soviel ab, dass das Spannungsgefühl erträglich wird.
- Schmerzmittel: Lass dir von deiner Frauenärztin zu einem Schmerzmittel in der richtigen Dosierung raten, typischerweise sind Ibuprofen und Paracetamol die Mittel der Wahl in der Stillzeit. Ibuprofen hat den Vorteil, nebenbei auch gegen die Entzündung zu wirken.
- Kälte auf der Brust: Kälte ist eine sinnvolle Maßnahme, z. B. durch spezielle Kühlpacks. Auch Umschläge mit Retterspitz* sind sehr beliebt. Wärme sollte eher nicht aufgebracht werden, auch wenn an manchen Stellen noch derartige Empfehlungen zu lesen sind.
- Lecithin: Es gibt zwar keinen Beweis für die Wirksamkeit, aber auch bei Mastitis kann man die Einnahme von Lecithin erwägen, um die Verklumpung des Fettanteils in der Milch und die Entzündung der Milchgänge zu reduzieren.
- Probiotika: Gleiches gilt für Probiotika, zum Beispiel Präparate mit Lactobacillus fermentum oder Lactobacillus salivarius. Wir persönlich sind überzeugt davon, dass diese helfen können, gerade wiederkehrende Brustentzündungen zu vermeiden, aber auch in der Akutsituation schadet die Einnahme nicht.

Sollte ich nicht besser abstillen?
Du musst nicht abstillen! Du solltest es auch nicht, da du die Gefahr einer Verschlimmerung und von Abszessen damit sogar noch erhöhst.
Vor einiges Jahren hieß es noch, dass Kinder die Milch von an Mastitis erkrankten Frauen nicht trinken dürfen. Zu hoch sei das Risiko, dass die Kinder dadurch selbst an einer Infektion erkrankten. Das hat sich jedoch nicht bewahrheitet: Inzwischen weiß man, dass es sicher ist, ein Kind bei Mastitis weiterzustillen.
Auch durch die Antibiotika wird dein Kind nicht über die Maße negativ beeinflusst. Klar, die Antibiotika kommen durch die Muttermilch auch beim Baby an. Und das kann sich negativ auf seine Darmflora auswirken. Es ist jedoch immer noch gesünder, mehrere Monate weiterzustillen.
Kleine Ausnahme der Stillerlaubnis: Wenn bei dir begründeter Verdacht auf eine B-Streptokokken-Mastitis herrscht, dann solltest du eine Stillpause machen. Darauf achtet deine Frauenärztin.
Manche Babys mögen die Muttermilch bei Mastitis nicht so gerne, da sie durch die Entzündung salziger schmeckt. Dies sollte dich aber nicht daran hindern, nach der (hoffentlich schnellen) Besserung weiterzustillen.

Wiederkehrende ständige Mastitis
Viele Frauen leiden unter ständig wiederkehrenden Brustentzündungen. Nicht immer findet man dafür die Ursache: Es kann aber alles sein, was oben unter Ursachen steht, am ehesten ein wiederkehrender Milchstau.
Wenn du immer wieder eine Mastitis bekommst, solltest du besonders auf die Prophylaxe achten. Am wichtigsten ist es, die Brust immer genug zu entleeren, wunde Brustwarzen rasch zu behandeln (vor allem, wenn eine nicht optimale Anlegetechnik dahintersteckt!) und Stress soweit wie möglich zu vermeiden.
Eine Stillberatung kann in diesem Fall sehr hilfreich sein!

Quellen:
Karen Wambach: Breastfeeding and human lactation. Sixth edition, 2021
Deutscher Hebammenverband: Praxisbuch: besondere Stillsituationen. Stuttgart 2012.
Wilson-Clay/Hoover: The Breastfeeding Atlas. Sixt edition, 2017.
S3- Leitlinie Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit
ABM Clinical Protocol #46: Mastitis-Spektrum
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