Zu viel Milch beim Stillen? Diese 3 Schritte helfen dir

Zu viel Milch kann beim Stillen genauso problematisch werden, wie zu wenig: Dein Baby verschluckt sich, weint, hustet – und dir schmerzt die Brust.

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Eine Frau sitzt auf einem Bett, den Kopf sieht man nicht. Sie trägt ein weißes Shirt und fasst sich mit beiden Händen an die linke Brust - hat sie zu viel Milch?
Kann unangenehm für Mama und Baby sein: Zu viel Milch beim Stillen.
Foto von Creative Cat Studio/Shutterstock.com

Woran du erkennst, dass du zuviel Milch hast und wie du in drei Schritten damit umgehen lernst, erfährst du in diesem Artikel.

Los geht’s!

Gründe für zu viel Milch

Bevor wir zur Lösung des Problems kommen, schauen wir uns ganz kurz an, was eigentlich zu einer Überproduktion (die Medizinerin sagt auch „Hyperlaktation“) führen kann.

Manche Mamas produzieren einfach zu viel Milch, ohne dass man einen Grund dafür findet.

Manchmal führen veraltete Regeln (die noch aus der Zeit stammen, wo man das „Stillen nach Zeitplan“ empfohlen hat) zu einer zu starken Milchproduktion: Zum Beispiel „Es muss immer die ganze Brust leergetrunken werden“ oder „Du musst immer beide Seiten anbieten“, oder „Dein Baby muss mindestens so und so viele Minuten trinken“. Das sind alles Regeln, die die Milchbildung anregen, bei einer Mutter mit genügend Milch aber gar nicht sinnvoll sind.

Hormonelle Probleme, zum Beispiel mit der Schilddrüse, können die Milchmenge beeinflussen, genau wie eventuell ein (sehr seltenes) Prolaktinom.

Wenn du ohnehin schon sehr viel Milch hast, verstärkt dein Baby in einer Art Teufelskreis das Problem manchmal noch: Dein Baby trinkt dann nämlich oft die wässrige, milchzuckerreiche Vordermilch und seltener die sättigende, fettreiche Hintermilch. So fühlt es sich schneller wieder hungrig und das ständige Trinken führt zu einer weiteren Steigerung der Milchmenge.

1. Schritt: Das Problem erkennen

Wenn du zu viel Milch hast, kann das sowohl bei dir als auch bei deinem Baby zu Problemen führen. Wichtig ist, dass du die Symptome nicht falsch interpretierst und in Wirklichkeit etwas anderes dahintersteckt. Woran du eine zu große Milchmenge und eventuelle andere Probleme erkennst, lernst du in diesem Abschnitt.

Symptome bei deinem Baby

Manche Babys kommen auch mit großen Milchmengen problemlos klar – sie wachsen und gedeihen überprächtig und nehmen extrem gut zu, sonst stört sie es nicht, dass du viel Milch produzierst.

Andere allerdings kommen durch die viele Milch ins Schwitzen:

  • Dein Baby verschluckt sich: Saugen, Schlucken und Atmen – das muss ein Baby lernen zu kontrollieren und trotz angeborener Reflexe ist das gar nicht so einfach. Wenn du zu viel Milch hast oder der Milchspendereflex zu stark ist, kann dein Baby von der Menge überwältigt werden. Es verschluckt sich, hustet, schnappt nach Luft. Dies kann direkt zum nächsten Problem führen:
  • Dein Baby beschwert sich: Es ist genervt und frustriert, drückt sich immer wieder von der Brust ab, überstreckt sich vielleicht, beißt vielleicht. Das kann dazu führen, dass es das Stillen immerzu mit Ärger verbindet und im Extremfall kann sogar ein Stillstreik bzw. eine Brustverweigerung daraus resultieren.
  • Es spuckt: Zwar können Babys eine viel größere Menge Milch zu sich nehmen, bezogen auf ihr Körpergewicht, als wir – aber irgendwann kann das Fass auch überlaufen. „Speikinder sind Gedeihkinder“ heißt es immer. Das heißt Kinder, die Spucken, gedeihen gut, weil es ein Zeichen für genug Milch ist. Wenn du viel zu viel Milch hast und dein Kind nur noch speit, kann das allerdings schnell unangenehm werden.
  • Es nimmt überaus gut zu: Das ist nicht unbedingt ein Problem, aber Kinder von Müttern mit zu viel Milch nehmen in der Regel überdurschnittlich gut zu – mehr als 900 Gramm im Monat.
  • Grüner, explosiver Stuhlgang und Bauchschmerzen: Wenn Mamas zu viel Milch produzieren, kriegen die Kinder seltener die fettreiche Hintermilch, sondern viel mehr Vordermilch. Das führt nicht nur dazu, dass sie sich weniger gesättigt fühlen und bald wieder stillen wollen. Es führt auch dazu, dass zuviel Laktose (Milchzucker) in den Darm gelangt, den Babys Körper nicht vollständig aufnehmen kann. Im Dickdarm angelangt, führt der Milchzucker dann zu Blähungen und grünem, wässrigem, oft explosionsartigem Stuhlgang.

Symptome bei der Mama

Auch du als Mama leidest eventuell unter Problemen, wenn du zu viel Milch hast:

  • Unangenehmes Gefühl in der Brust: Wenn deine Brust zwischen zwei Stillmahlzeiten zu voll wird, kann sich das sehr unangenehm anfühlen oder sogar weh tun.
  • Wunde Brustwarzen: Kommt dein Baby mit dem schnellen Milchfluss nicht klar, beißt oder klemmt es vielleicht auf die Brust, was auf Dauer zu wunden Brustwarzen führen kann.
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Was kann es sonst noch sein?

Manchmal vermutest du, dass du zu viel Milch haben könntest – dabei steckt ein ganz anderes Problem hinter den Symptomen, die dein Baby zeigt.

? Wenn dein Baby die typischen Symptome (s. o.) zeigt und dazu überdurchschnittlich gut zunimmt, ist das Problem wahrscheinlich tatsächlich, dass du zuviel Milch hast.

Wenn dein Baby aber „nur“ durchschnittlich oder sogar weniger als normal zunimmt, müssen unbedingt auch andere Gründe für die Symptome ausgeschlossen werden:

  • Probleme im Mund deines Babys: Ein Zungenbändchen, eine besondere Gaumenform oder sonstige Auffälligkeiten im Mundbereich können zu Koordinationsproblemen beim Schlucken führen.
  • Schmerz oder Unwohlsein: Vielleicht hat dein Baby auch Schmerzen: Eine Infektion im Mundraum, Koliken, Zahnen – dahinter können viele Gründe stecken, die zu Problemen beim Trinken führen können. Auch ein Reflex kann sich unangenehm anfühlen und nebenbei noch zu verstärktem Spucken führen.
  • Auffälligkeiten der Atemwege: (Seltene) Fehlbildungen der Atemwege können ebenfalls zum Verschlucken oder Husten beim Stillen beitragen.
  • Neurologische Auffälligkeiten: Zur Saug-, Trink- und Atmungskoordination gehören komplexe neurologische Systeme. Wenn neurologische Auffälligkeiten bestehen (die aber meist auch andere Symptome mit sich bringen, die dir vielleicht schon aufgefallen wären), können ebenfalls die oben beschriebenen Probleme auftreten.

? Ein Besuch bei deiner Kinderärztin kann all diese Probleme ausschließen und gehört – wenn du dir nicht absolut sicher bist, dass es „nur“ zu viel Milch ist – zur Abklärung dazu.

2. Schritt: Mit zu viel Milch umgehen

Bevor du versuchst, deine Milchmenge zu reduzieren, solltest du unbedingt ausprobieren, mit dem klarzukommen, was du hast.

? Solange weder du noch dein Kind unter der zu großen Milchmenge leiden, gibt es keinen Grund, die Menge zu reduzieren. Vielleicht helfen ein paar Tipps euch dabei, dass es problemlos klappt.

Die besten Tipps

Diese Tipps könnten dir helfen, trotz großer Milchmenge komplikationslos zu stillen.

  • Ändere die Stillposition: Die Schwerkraft kann deinem Baby helfen, mit der Milch umzugehen. Dafür sollten sein Kopf und sein Hals oberhalb des Körpers liegen, dieses erreichst du am besten mit dem laid-back nursing oder dem Bergauf stillen.
Eine Mutter sitzt auf einem Sessel, zurückgelehnt, ihr Baby liegt Bauch an Bauch auf ihr und trinkt aus der Brust.
Eine zurückgelehnte Stillposition kann deinem Baby helfen, den zu starken Milchfluss zu kontrollieren.
Foto von Sunflower Light Pro / Shutterstock.com
  • Der „Milkshake“: Eine Brustmassage vor dem Stillen kann helfen, das in der Tiefe der Milchgänge liegende Fett mit der Vordermilch zu vermischen, sodass dein Baby schneller an sättigerende Milch gelangt.
  • Häufiger stillen: Manchmal kann es helfen, häufiger zu stillen, ehe deine Brust zu voll und dein Baby zu satt ist
  • Stillen, wenn es ruhig ist: Wenn dein Hauptproblem mit zu viel Milch ist, dass dein Baby sich an der Brust aufregt, dann still möglichst früh, wenn es noch müde ist, dann stillen viele Kinder entspannter.
  • Bäuerchen machen: Bei Stillkinder gar nicht unbedingt nötig, kannst du beim Trinken zwischendurch auch häufiger ein Bäuerchen machen lassen, damit die Luft rauskommt und nicht zusätzlich zu einem vollen Magen beiträgt.
  • Vor dem Stillen ausstreichen: Oft ist es der erste Milchspendereflex, der in dein Baby hereinschießt. Du kannst diesen durch eine Brustmassage oder durch kurzes Pumpen auslösen und erst danach dein Baby anlegen, sodass ein Teil der Vordermilch bereits raus ist. Das solltest du jedoch nicht zur Regel machen, da du damit eher noch zu stärkerer Milchbildung beiträgst.
  • Kühlen: Wenn dir Brust sehr voll ist und schmerzt, kann es helfen, einen kühlen Umschlag aufzulegen oder ein spezielles Brustkühlkissen. Aber Achtung: Nur „kühlschrankkalt“ kühlen und nicht kürzer als eine Viertelstunde, sonst wird die Milchproduktion durch die anschließende Mehrdurchblutung eher noch wieder angeregt.
  • Stillhütchen: Auch ein Stillhütchen kann helfen, einen zu starken Milchfluss kontrollierbar zu machen. Es sollte jedoch nie der erste Versuch sein und du solltest es nur in Rücksprache mit deiner Hebamme oder Stillberaterin anwenden.
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Solltest du mit diesen Mitteln klarkommen, kann es auch sinnvoll sein, überschüssige Milch abzupumpen und dann sicher aufzubewahren.

Wenn das alles allerdings nicht hilft, musst du vielleicht erwägen, deine Milchproduktion etwas zu hemmen. Wie das geht, lernst du jetzt.

3. Schritt: Die Milchmenge reduzieren

Wenn du wirklich deine Milchmenge reduzieren möchtest, solltest du erst die anderen Tipps versuchen, oder aber direkt mit einer Stillberaterin oder deiner Hebamme Kontakt aufnehmen. Gemeinsam könnt ihr dann erwägen, welche Schritte in deiner persönlichen Situation am meisten Sinn machen. Denn übertreiben willst du es natürlich nicht und hinterher mit zu wenig Milch dastehen.

? Wir helfen dir gerne: Kurzfristig, kompetent und von zuhause aus kannst du bei uns eine professionelle Stillberatung buchen ??.

Es gibt zwei verschiedene „große“ Möglichkeiten, die Milchmenge zu drosseln: Einerseits durch ein spezielles Stillmanagement, andererseits durch Kräuter und Medikamente.

Das Blockstillen

Unter Blockstillen werden verschiedene Arten des Stillmanagements zusammengefasst, die alle gemeinsam haben, dass du vorübergehend nur an einer Seite stillst. Die unterschiedlichen Vorgehensweisen haben wir dir in einem Extraartikel zusammengefasst: Blockstillen.

Die einfachste und zunächst schonendste Art, die Milchmenge etwas zu reduzieren, ist diese, die sich jedoch nur dann anbietet, wenn das Problem nicht zu groß und überwältigend ist:

➯Still bei jeder Mahlzeit nur auf einer Seite. Die andere Seite streichst du aus oder du pumpst ab, bis es sich gerade wieder angenehm anfühlt.

Das ist eine Art „Blockstillen light“, die du ausprobieren kannst, ohne eine zu große Abnahme der Milchmenge zu riskieren, was beim „echten“ Blockstillen durchaus vorkommen kann.

Kräuter und Medikamente

Zum Glück sind gegen zu viel Milch auch einige Kräuter gewachsen (oder im Labor entstanden), zum Beispiel Salbei, Jasminblüten oder Pfefferminz. Auf klassischen Stilltee oder andere Mittel, die die Milchbildung anregen können solltest du natürlich verzichten 🙂

Salbei

Salbei kann dazu beitragen, die Milchmenge zu reduzieren. Er wird sogar auch beim Abstillen unterstützend genutzt – du solltest es also nicht übertreiben.

Du kannst so vorgehen:

  • Hanna Lothrop empfiehlt in ihrem Stillbuch* mit einer halben Tasse Salbeitee über den Tag verteilt zu starten.
  • Es ist außerdem sinnvoll, mit einer geringen Dosis zu starten und dann 8-12 Stunden zu warten, um Nebenwirkungen oder eine zu starke auszuschließen.
  • Nancy Mohrbacher* schlägt in Breastfeeding Answers* vor, zur effizienten Reduktion der Milchbildung eine Teelöffel getrocknete Salbeiblätter in 250 ml kochendem Wasser 10-15 Minuten ziehen zu lassen und dann 3-6 Tassen täglich zu trinken, bis die Symptome besser werden.
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Übrigens: Dafür, dass Salbei tatsächlich abstillend oder milchreduzierend wirkt, gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise. Die Anwendung beruht ausschließlich auf der jahrhundertelangen Erfahrung von Hebammen und anderen Stillexpertinnen.

Pfefferminz

Pfefferminz kann ebenfalls dabei unterstützen, etwas weniger Milch zu bilden, jedoch eher nicht so potent wie Salbei – wenn es überhaupt funktioniert, denn die Wirkung von Pfefferminz zum Abstillen ist nicht bewiesen.

Medikamente

Wenn du wirklich große Probleme mit deiner Milchmenge hast, kommen auch Medikamente in Frage, die du natürlich nur in Rücksprache mit deiner Frauenärztin einnehmen solltest. Dazu gehören Pseudoephedrin, Cabergolin oder orale Verhütungsmittel („Pille“) mit Östrogen.

Medikamente sollten jedoch wirklich nur als letztes Mittel in Betracht gezogen werden.

Zu viel Milch beim Stillen: Ein Fazit

Zu viel Milch kann ein großes Problem für dich und dein Baby darstellen und im schlimmsten Fall sogar das Stillen gefährden.

Du solltest dir sicher sein, dass das Problem bei dir wirklich zu viel Milch ist, ggf. Rat bei deiner Kinderärztin suchen, ob auch andere Ursachen für eure Symptome vorliegen könnten.

Du kannst lernen, mit der zu großen Milchmenge umzugehen, oder aber es ist sogar erforderlich, dass du versuchst, deine Milchmenge zu reduzieren. In jedem Fall raten wir dir, eine professionelle Stillberatung in Anspruch zu nehmen, um die Situation schnell und schonend mit einer auf euch zugeschnittenen Lösung unter Kontrolle zu bringen.

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Quellen

Mohrbacher, Breastfeeding Answers – A guide for helping families, 2. Auflage 2020

La Leche League International, The womanly art of Breastfeeding, 8. Auflage 2010

Wilson-Clay, Hoover, The Breastfeeding Atlas, LactNews Press, 6. Auflage 2017

Wambach, Spencer, Breastfeeding and Human Lactation, Jones & Bartlett Learning, 6. Auflage 2021

Deutscher Hebammenverband, Praxisbuch: Besondere Stillsituationen, Thieme, 2. Auflage 2021

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