Wunde Brustwarzen beim Stillen: Hausmittel

Wunde Brustwarzen treten leider bei vielen stillenden Frauen auf – welches sind die wichtigsten Hausmittel, um diese zu vermeiden oder zu behandeln?

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Dieser Frage gehen wir in diesem Artikel nach. Die schnelle Antwort: In den meisten Fällen braucht es gar keine Mittelchen oder Medikamente – allein die richtige Stilltechnik kann helfen, Schmerzen und Wundsein zu lindern.

Aber wie löst du die akuten Schmerzen? Es gibt einiges zu entdecken.

Los geht’s!

Was verursacht wunde Brustwarzen?

Wenn du dich fragst, wie du deine wunden Brustwarzen am ehesten mit Hausmitteln in den Griff bekommen sollst, musst du dir zuerst die Frage stellen, wodurch sie verursacht sind.

Wunde Brustwarzen beim Stillen: Eine Illustration einer nackten Brust mit kleiner Wunde neben der Brustwarze als Verbildlichung der Thematik in Bezug auf Hausmittel.
Typischer Befund: Eine Rhagade, also ein tiefer, glatter Hautriss, direkt am Übergang von der Brustwarze zum Vorhof. Kann klein und unscheinbar, aber ultraschmerzhaft sein!

Denn fast immer steckt hinter den offenen, manchmal blutigen oder gar entzündeten Stellen ein Grund, den es zu beheben gilt. Meistens handelt es sich dabei um Probleme beim Anlegen, zum Beispiel weil dein Baby nicht genug Brustgewebe in den Mund nimmt.

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(Auch super als Geschenk zur Geburt:) Um von Anfang an erfolgreich und schmerzfrei zu stillen, solltest du die wichtigsten Stillpositionen und Tricks zum richtigen Anlegen kennen. Anastasia und Tobias Heimann, sie Stillberaterin und Kinderkrankenschwester, er Kinderarzt, haben in diesem minimalistischen Ratgeber in über 30 Illustrationen und ergänzenden Texten zusammengefasst, was dazu gerade in den ersten Wochen nach der Geburt wichtig ist.

Es ist wichtig, diese Probleme zu erkennen und zu „behandeln“. Selbst die beste Salbe oder das beste Hausmittel wird dir wenig helfen, wenn die grundlegenden Schwierigkeiten nicht erkannt wurden.

Zum Glück gibt es dabei Hilfe:

Stillberaterinnen (meist spezialisierte Hebammen, Krankenpflegerinnen oder Ärztinnen) haben sich darauf spezialisiert, Unterstützung beim Anlegen zu bieten.

In jedem Fall empfehlen wir, bei wunden Brustwarzen die Hilfe deiner Hebamme, Frauenärztin oder eben einer Stillberaterin in Anspruch zu nehmen, auch um zu entscheiden, welche Diagnose überhaupt vorliegt (manchmal steckt zum Beispiel auch ein Brustsoor hinter deinen Schmerzen), welche Behandlung nötig ist und ob sogar antibiotische Salben angewandt werden müssen.

Trotzdem gibt es sie eben doch: Die Maßnahmen und Hausmittel, die du ergreifen kannst, um die Schmerzen an deinen wunden Brustwarzen zu lindern – zum Beispiel bis du jemanden findest, der dir dich beraten kann.

Und diese Maßnahmen schauen wir uns jetzt mal an.

Die Hausmittel

Ein Glück – das allerwichtigste Hausmittel (neben der richtigen Anlegetechnik) musst du nicht kaufen. Denn du trägst es, als stillende Mutter, jederzeit bei dir: Die Muttermilch.

1. Muttermilch als Hausmittel bei wunden Brustwarzen

Die Muttermilch selbst enthält eine Menge Inhaltsstoffe, die bei wunden Brustwarzen helfen können.

Sie ist eine „lebende“ Flüssigkeit, die neben zahlreichen Abwehr- und Nährstoffen auch lebende Immunzellen enthält, die (neben anderen Schutzfaktoren) helfen können, wunde Brustwarzen zu heilen und die Haut zu schützen.

Um den gewünschten Effekt zu erreichen, kannst du nach dem Stillen einige Tropfen Muttermilch zusätzlich ausstreichen und sie auf der Brustwarze selbst und dem Vorhof verreiben.

Eine andere Möglichkeit besteht darin, sogenannte Silber- oder Zinnhütchen zu nutzen. Diese Hilfsmittel werden zum Schutz auf die Brustwarze gelegt und bleiben dort.

Einerseits hindern Silberhütchen deine Kleidung daran, über die bereits gereizte Haut zu scheuern. Anderseits sorgen sie dafür, dass stets ein kleiner Film Muttermilch auf der Haut verbleibt, der dann eben seinen Teil zur Heilung beitragen kann.

2. Frische Luft

Dieses zweite, erfreulicherweise ebenfalls kostenlose Hausmittel trägt in Verbindung mit dem ersten hervorragend zur Heilung bei: Die frische Luft!

Frauen mit wunden Brustwarzen sollten möglichst häufig oben ohne herumlaufen.

Besser nur zuhause, das Herumlaufen „oben-ohne“ an der ganz frischen Luft kann dann doch schräge Blicke nach sich ziehen.
Foto von Tim Foster auf Unsplash

3. Wasser oder Kochsalzlösung

Es kann helfen, die Brust nach dem Stillen zunächst mit lauwarmem Wasser oder Kochsalzlösung (bekommt man in der Apotheke) zu waschen. Dies reinigt die Haut ohne sie zu verletzen und beugt u. a. bakteriellen Infektionen vor.

Achtung: Verzichte auf die Anwendung von Seifen. Diese greifen zu sehr die die natürliche Hautbarriere an und trocken sie aus.

4. Warme Kompressen

Du kannst nach dem Stillen warme Kompressen auf die Haut auflegen, zum Beispiel feuchte, warme Handtücher. Dies wird die wunden Brustwarzen zwar nicht direkt heilen, kann sich aber wohltuend auf deine Schmerzen auswirken.

Manche Frauen mögen es auch, kühle Umschläge auf der Brust zu haben.

Die Industrie hat auf beides eine Antwort entwickelt – so gibt es Kalt-Warm-Kompressen extra für die Brust* zu kaufen.

5. Lanolin-Salbe

Viele Hebammen und Stillberaterinnen empfehlen, nach dem Stillen eine dünne Schicht Lanolin (Wollwachs)* auf die Brustwarze aufzutragen.

Tatsächlich berichten viele Mütter, dass dies unmittelbar Linderung verschafft – Schmerzen, die beim Stillen wieder verstärkt wurden, bessern sich schneller.

Leider gibt es keinen Beweis dafür, dass das Lanolin auch nachhaltig hilft, dass es also die Brustwarzen heilt oder verhindert, dass die Verletzungen noch schlimmer werden.

Porträt eines Schafes, dass eines der häufigsten Hausmittel gegen wunde Brustwarzen beim Stillen "herstellt": Das Wollwachs, oder Lanolin.
Lanolin wird bei der Wäsche von Schurwolle gewonnen und ist für strenge Veganer*innen daher nicht geeignet.
Foto von Monika Kubala auf Unsplash

6. Teeauflagen

Häufig heißt es, Teeauflagen können helfen, zum Beispiel aus (kaltgewordenem) Schwarz- oder Kamillentee.

Diese Idee stammt aus der Erfahrung mit anderen Wunden: Gerade nässende Wunden können von der gerbenden Wirkung des Schwarztees profitieren, entzündete Hautpartien von den antientzündlichen Eigenschaften des Kamillentees.

Ob diese Anwendungen tatsächlich sowohl den Schmerz als auch das Wundsein an sich beheben, ist nicht gut untersucht. Unserer Meinung nach gibt es bessere Hausmittel, um den wunden Brustwarzen beizukommen.

7. Aloe Vera

Aloe Vera wurde in einigen Studien mit der lokalen Anwendung von Muttermilch und der von Lanolin verglichen1.

Dabei zeigte sich, dass Aloe einen ähnlich guten Effekt auf die Schmerzlinderung wie Muttermilch, einen sogar etwas besseren als die Anwendung von Lanolin hatte. Eine Studie ergab sogar einen Vorteil von Aloe Vera gegenüber Muttermilch, was die Heilung der Brustwarze betrifft.

Falls du Aloe Vera auf der wunden Brustwarze anwenden solltest, solltest du die Brust vor dem Stillen abwaschen, da sie den Geschmack beeinträchtigen kann. Wenn sich Hautveränderungen, z. B. Ausschlag oder ähnliches bilden, hörst du natürlich besser sofort wieder auf damit.

Eine Aloe Vera Pflanze in der Draufsicht.
Aloe Vera solltest du abwaschen, ehe du dein Kind stillst.
Foto von Nicole King auf Unsplash

8. Pflanzenöle

Häufig hört man den Tipp, nach dem Stillen Pflanzenöle, namentlich Olivenöl, Kokosnusöl, oder Calendulaöl auf die Brust aufzutragen.

Viele Mütter berichten, ebenso wie bei Lanolin, von einer raschen Beschwerdebesserung. Der Beweis, dass Pflanzenöle zur rascheren Heilung beitragen können, ist jedoch nocht nicht erbracht.

Hinzu kommt eine gewisse Unsicherheit, was die Sauberkeit von Pflanzenölen aus dem Supermarkt hinsichtlich möglicher Infektionen spielen kann. Auch der Geschmack kann für deinen Säugling unangenehm sein.

Erst Recht wenn du an Allergien leidest, solltest du auf Pflanzenöle eher verzichten, um eine frühe Sensibilisierung deines Kindes zu vermeiden.

Weitere einfache Tipps gegen wunde Brustwarzen

Jetzt stellen wir die noch ein paar Tipps vor, die du abseits von Hausmitteln anwenden kannst.

Mit der gesunden Seite starten

Wie gesagt: Das Wichtigste ist es, dass das Anlegen richtig funktioniert.

Aber auch wenn du richtig anlegst kann es eine Weile dauern, bis deine Brustwarze verheilt. Bei wunden Brustwarzen ist es daher sinnvoll, mit der gesunden Seite zu starten, da an der „ersten“ Brust meist länger und hastiger getrunken wird, als an der zweiten.

Hier sparst du einfach Zeit, die dein Kind an der beeinträchtigten Seite trinkt.

Allgemeine Hygiene

Ganz allgemein solltest du auf eine gute Hygiene achten.

Dies beinhaltet vor allem, dass du dir häufig die Hände mit Seife wäschst, schmutzige Kleidung wechselst und auf eine einigermaßen saubere Umgebung beim Stillen achtest.

Brust-Hygiene

In der Stillzeit (wie auch in „normalen“ Zeiten) reicht es in der Regel, die Brust mit warmem Wasser zu waschen.

Früher wurde Frauen manchmal empfohlen, vor jeder Stillmahlzeit die Brust zu reinigen, sogar mit Seife oder desinfizierendem Alkohol.

Heute weiß man zum Glück mehr: Seife und Alkohol trocknen die Haut aus und zerstören ihre Schutzbarriere, was Wundwerden und Infektionen sogar begünstigt.

Zudem ist das Mikrobiom der Brust, also die Bakterien, die darauf leben, genau das richtige für dein Baby und trägt zum gesunden Aufwachsen bei. Deshalb darf auch meistens bei Milchstau und Mastitis gestillt werden, selbst, wenn dabei große Mengen Bakterien in dein Baby gelangen.

Seife oder Alkohol würden dieses Mikrobiom (zer)stören. Sie sind daher nicht als Hausmittel gegen wunde Brustwarzen zu betrachten.

Stilleinlagen häufig wechseln

Wenn sich Stilleinlagen mit Muttermilch vollsaugen, hast du ein stets feuchtes Milieu an der Brustwarze, aber anders, als wenn du Silberhütchen nutzt.

In den Stilleinlagen können sich Bakterien rasch vermehren. Dies erhöht die Gefahr, dass sich deine Brustwarzen infizieren.

Weitere Hilfsmittel, die keine Hausmittel sind

Industrie und Stillberatung haben noch ein paar Hilfsmittel bereit, die man nicht wirklich als Hausmittel bezeichnen kann.

Silber- oder Zinnhütchen

Silber- oder Zinnhütchen beruhen auf dem Prinzip der feuchten Wundheilung.

Einerseits schützen sie rein mechanisch vor der Reibung durch BH oder Kleidung, zwischen den Stillmahlzeiten sind deine Brustwarzen also keinem Stress ausgesetzt.

Innerhalb der Hütchen sammelt sich dann deine Milch, die nicht trocknen oder verdunsten kann. Oben hatten wir bereits die Vorzüge der Muttermilch auf wunde Brustwarzen besprochen. Sie kann hier also ihre volle Wirkung tun.

Gleichzeitig wirken Silber und Zinn antiseptisch, sodass Bakterien es schwer haben, sich darunter zu vermehren.

Ob Silber- oder Zinnhütchen bessere Ergebnisse erzielen, ist unseres Wissens bisher nicht gut untersucht worden.

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„MultiMam“ oder „Nursicare“-Kompressen

Die „MultiMam“-Kompressen enthalten ein Gel, das sich positiv auf wunde Brustwarzen auswirken soll, unter anderem kühlt es und wirkt dadurch schmerzlindernd.

Es enthält antientzündliche Substanzen wie Aloe Vera, welche, wie wir ja oben schon gesehen haben, als Hausmittel ähnlich gut oder besser wirkt als Muttermilch und Lanolin.

Beide Kompressen lassen sich auch mit Silberhütchen und anderen Mitteln kombinieren bzw. abwechseln.

Anastasia vom TeamMuttermilch hat persönlich, aber auch in der Stillberatung gute Erfahrungen mit diesen Produkten, gerade mit den Nursicare-Einlagen gemacht.

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Wiener Brustdonut

Der Wiener Brustdonut ist etwas für „Selberbastlerinnen“ und wird von vielen Stillberaterinnen empfohlen. Er stammt noch einer Zeit bevor es die oben genannten Produkte frei und überall verfügbar zu kaufen gab.

Zusammengefasst rollst du einen „Donut“ aus Stilleinlagen und einem Schlauchverband (hier ist eine gute Anleitung von der Ärztin und IBCLC Gudrun von der Ohe), um damit die Brustwarze vor Reibung und Druck zwischen den Stillmahlzeiten zu schützen.

Die Erfahrung zeigt, dass der Donut von vielen Frauen als angenehm und hilfreich empfunden wird.

Low-Level-Laser-Therapie

Die Low-Level-Lasertherapie ist eine einfache und schonende Methode, wunde Brustwarzen zu behandeln. Sie soll die Gewebeorganisation verbessern und sich antientzündlich und immunmodulierend auswirken.

Es wurde jedoch noch nie ausreichend untersucht, ob diese Form der (nicht ganz billigen) Therapie wirklich den gewünschten Effekt erzielt2.

Heilwolle

Vielleicht hast du gehört, dass Heilwolle sich gut eignet, um deine schmerzenden Brustwarzen zu behandeln.

Davon halten wir nichts: Zwar befindet sich darin reichlich Lanolin, also Wollwachs, was auch für den positiven Effekt der Heilwolle verantwortlich ist. Die Wolle an sich kann jedoch zu kleinen Mikroverletzungen der Haut führen, die das Ganze nur noch verschlimmern.

Stillhütchen

Stillhütchen werden häufig bei flachen Brustwarzen verwendet, damit das Baby diese besser in den Mund bekommt – leider zu häufig. Leider sind Stillhütchen nämlich auch mit vorzeitigem Abstillen assoziiert, das heißt, Mütter stillen deutlich kürzer, als sie eigentlich wollten.

Vorübergehend können sie bei wunden Brustwarzen tatsächlich Linderung verschaffen. Sobald das Problem allerdings gelöst ist, solltest du sie möglichst schnell wieder abschaffen, da sich Babys gerne mal an das Trinken mit den Helferlein gewöhnen.

Zusammenfassung

Zusammenfassend lässt sich zum Thema Hausmittel bei wunden Brustwarzen durch Stillen folgendes sagen:

  1. Am allerwichtigsten ist die richtige Anlege- und Stilltechnik. Lass dich beraten, wenn du unter Schmerzen leidest!
  2. Starte Stillmahlzeiten mit der weniger betroffenen Brust.
  3. Nach dem Stillen reinige die Brust mit lauwarmem Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung und lege einige Zeit eine warme Kompresse, zum Beispiel in Form von feuchten Handtüchern auf.
  4. Lass die Brust dann möglichst viel an der frischen Luft.
  5. Wenn du Kleidung trägst, achte darauf keinen zu engen BH zu tragen oder bau dir einen „Wiener Brustdonut“, der die Brustwarze schont.
  6. Wenn du gerne etwas zur Linderung auftragen willst: Muttermilch ist nicht nur das natürlichste, sondern wohl auch das effektivste Hausmittel. Ansonsten kommt am ehesten pures Lanolin* in Frage.
  7. Den Effekt des Brustwarzenschutzes und der Muttermilch kannst du mit Silberhütchen* erreichen, wobei es wenig Untersuchungen gibt, wie effektiv diese sind. Auch „MultiMam“-Kompressen* können gute Erfolge erzielen.

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