Du willst wissen, wie du deine Brust ausstreichen kannst? Es ist nicht schwer, braucht aber etwas Übung.
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Manchmal ist das Ausstreichen nötig, zum Beispiel um eine volle Brust zu entlasten, als Alternative zum Abpumpen oder bei zu viel Milch. In dieser ausführlichen Schritt-für-Schritt-Anleitung zeigen wir dir, wie es geht.
Los geht’s!
Schritt #1: Hygiene ist wichtig
Wasch dir die Hände gründlich mit Seife. Spätestens seit Corona wissen wir ja alle, wie das geht. Das Ziel ist, möglichst viele potentiell krankmachende Keime loszuwerden, die in die ausgestrichene Muttermilch übergehen könnten.
Manche Quellen empfehlen, dass du vor dem Ausstreichen auch deine Brust mit lauwarmen Wasser abspülen solltest. Wir denken: Ein Baby trinkt auch meistens aus ungewaschenen Brüsten. Ganz eventuell kann das Abspülen noch weiter dazu beitragen, dass Keime reduziert werden. Möglicherweise ist die ausgestrichene Milch damit länger haltbar. Studien, die das nachweisen, sind uns aber nicht bekannt. Wenn du auf Nummer sicher gehen willst, gerade wenn du noch ein sehr kleines Baby hast: Schaden tut es sicher auch nicht (aber keine Seife auf der Brust verwenden!)
Schritt #2: Leg einen Behälter bereit um die Muttermilch aufzubewahren
Wahrscheinlich möchtest du Milch ausstreichen, um sie später an dein Baby zu verfüttern. Weil dein Baby wenig damit anfangen kann, wenn die Milch auf dem Boden landest, musst du sie auch irgendwie auffangen.
Gerade am Anfang eignen sich dafür Spritzen, mit denen du die (Vor-)Milch einfach absaugen kannst, sobald sie austritt. Wenn du sie direkt verfüttern willst, kannst du sie auch auf einem Löffel auffangen.
Wenn du schon etwas mehr Milch hast als nur ein paar Tropfen Vormilch, bieten sich Flaschen, Muttermilchschalen oder andere saubere, BPA-freie Behälter an.
Wie du mit ausgestrichener Muttermilch umgehst, wie du sie lagerst, einfrierst, aufwärmst und auftaust, lernst du in unserem Artikel Muttermilch aufbewahren.
Schritt #3: Sorg für eine ruhige Umgebung (wenn du kannst)
Das A und O beim Ausstreichen der Brust ist, dass der Milchspendereflex ausgelöst wird, und zwar möglichst häufig. Der Milchspendereflex hasst Stress und Ärger. Also, falls du die Möglichkeit hast, zieh dich auf einen gemütlichen Sessel oder Stuhl zurück, dämm das Licht, mach entspannende Musik an (und wenn das für dich Metallica ist, dann mach eben Metallica an), oder sorge auf sonstige Weise dafür, dass du dich entspannen kannst.
Es hilft, wenn der Raum nicht zu kalt ist. Auch deine Hände sollten einigermaßen warm sein, wenn du sie auf die Brust legst. Ein idealer Zeitpunkt zum Ausstreichen ist übrigens genau nach dem Stillen – dadurch leerst du deine Brust noch mehr als es dein Baby getan hat. Eine leergetrunkene Brust sorgt für eine gesteigerte Milchproduktion!
Schritt #4: Mach dich frei und leg Hand an – die Brustmassage
Zieh deinen BH aus, damit du die Brust überall berühren kannst, denn wir starten mit einer Brustmassage. Entspann die Schultern und den Körper, atme tief durch, und komm weiter zur Ruhe.
Es gibt viele Arten, die Brust zu massieren. Wir zeigen hier die bekannteste, die Brustmassage nach Plata-Rueda. Ziel der Übung ist es, durch sanfte Berührungen und Bewegungen der Brust, den Milchspendereflex zu provozieren.
Wenn deine Brust sehr geschwollen oder auch schmerzhaft ist, kann es helfen, noch vor der Massage ein warmes, feuchtes Handtuch aufzulegen.
Schritt #5: Noch keine Milch? Nicht verzagen – noch mehr Massage!
Bei vielen Frauen fangen schon jetzt die ersten Tropfen an zu laufen. Dass der Milchspendereflex einsetzt, merken sehr viele Mamas an einem warmen, kribbelnden Druckgefühl.
Sollte es bei dir noch nicht der Fall sein, nicht aufgeben: Der erste Milchspendereflex lässt manchmal auf sich warten. Wiederhole die oben gezeigte Massagetechnik und zupfe anschließend sanft an den Brustwarzen. Beuge dich vornüber und schüttel deine Brust ganz leicht (der „Milk-Shake“).
Der Trick ist, deinem Körper vorzugaukeln, dass da ein Baby an deiner Brust rumgreift. Bei älteren Kindern kannst du das manchmal beobachten: Wenn an der Brust, an dem sie gerade trinken, der Milchspendereflex vorbei ist, spielen sie mit der anderen Brustwarze herum – weil sie instinktiv „wissen“, dass das dabei hilft, dass die nächste Milch nicht lange auf sich warten lässt
Auch ganz leichtes Klopfen auf der Brust kann helfen, den Milchspendereflex anzuregen und schneller auszulösen.
Es gibt noch mehr Tricks, um den Milchspendereflex auszulösen und das Brust ausstreichen zu erleichtern:
- Schau dir ein Foto oder Video deines Babys an
- Riech an einem Kleidungsstück, das es getragen hat
- Lass im Badezimmer Wasser laufen
Nach einigen Minuten solltest du nun merken, dass die Milch anfängt zu fließen – vielleicht nur ganz, ganz, langsam.
Schritt #6: Die Milch ausstreichen
Jetzt kommen wir zu dem Part, der etwas Übung braucht. Wir werden versuchen, es wirklich Schritt für Schritt ganz ausführlich zu erklären. Keine Sorge: Wenn du hier etwas nicht auf Anhieb richtig machst, geht nichts kaputt. Und auch Expertinnen leiten das Ausstreichen manchmal ganz unterschiedlich an, wie wir dir am Ende in ein paar Videos zeigen werden.
Du startest das Ausstreichen, in dem du deine Hand wie ein „C“ auf deine Brust auflegst (der sogenannte „C-Griff“).
Jetzt kommt der wichtigste Teil. Das eigentliche Ausstreichen lässt sich in drei Bewegungen gut beschreiben. Die Amerikaner und Engländer sagen: Press – Compress – Relax. Übersetzen ließe sich das mit: Runterdrücken – Zusammendrücken – Loslassen.
Schritt #6.1: Runterdrücken („Press“)
Zunächst zum Runterdrücken. Es geht hierbei darum, die aufliegende Hand im C-Griff nach unten zu drücken – aber nicht Richtung Boden, sondern Richtung Brustkorb, also zu dir. Die beiden Bilder zeigen es hoffentlich eindeutig:
Zunächst nochmal der C-Griff von der Seite:
Aber soweit waren wir ja schon. Jetzt der nächste Schritt:
Falls dir das nicht eindeutig genug ist, hier nochmal mit aufgemaltem Richtungspfeil:
Schritt #6.2: Zusammendrücken („Compress“)
Das Zusammendrücken des Gewebes zwischen deinen Fingern soll das eigentliche Auspressen der Milch bewirken.
Du solltest versuchen, bei dieser Bewegung nicht mit den Fingern über die Haut zu rutschen. Nicht schlimm, wenn das doch mal passiert, aber es kann auf Dauer zu Hautverletzungen führen. Versuch eher eine kleine Rollbewegung der Finger Richtung Brustwarze zu machen oder zieh die ganze Brust im C-Griff leicht nach vorn.
Du imitierst hier im Prinzip einen Teil der Bewegung, die dein Baby mit dem Mund machen würde: Denn dein Baby „schlürft“ die Brust nicht aus wie mit einem Strohhalm, stattdessen drückt es deine Brust zusammen, um die Milch hinauszupressen.
Dies erklärt auch, warum ein Baby nicht effektiv trinken kann, wenn es nicht genug Gewebe in den Mund nimmt: Wenn es nur die Brustwarze greift, kann es sich keine Milch auspressen, wunde Brustwarzen drohen.
Schritt #6.3: Loslassen („Release“)
Im Idealfall hast du jetzt schon einen Tropfen Milch aus der Brust gestrichen und aufgefangen. Wenn deine Milch geradezu aus der Brust gespritzt kam, dann hast du alles richtig gemacht.
Jetzt musst du im Prinzip nur wieder loslassen.
Bleib mit der Hand im C-Griff auf der Haut liegen, aber lockere das „Zusammendrücken“ und auch das „Runterdrücken“ Richtung Brustkorb, sodass du dich wieder in der Ausgangsposition befindest.
Jetzt hast du den gesamten Zyklus einmal durchgeführt. Und jetzt? Wiederholen!
Schritt #6.4 Das alles wiederholen: Runterdrücken – Zusammendrücken – Loslassen
Der Milchspendereflex dauert oft mehrere Minuten und du solltest die Zeit nutzen, den Milchfluss zu unterstützen. Wiederhole die Bewegungen immer wieder:
Press – Compress – Relax. Runterdrücken – Zusammendrücken – Loslassen.
Falls du Zeit für ein etwas altmodisches, aber trotzdem aktuelles Video hast: Hier ist es hervorragend erklärt. Die Sprecherin wiederholt das „Press – Compress – Relax“ geradezu wie ein Mantra.
Du solltest die Position des „C“ nun immer etwas variieren. Wie du vielleicht weißt, hat deine Brust etwa 10-20 Milchgänge, die um die Brustwarze herum strahlförmig in die Brust ziehen. Je nachdem, wo du den C-Griff anlegst, kannst du besser die verschiedenen Milchgänge entleeren. Das ist vor allem wichtig, wenn du einen verstopften Milchgang hast, der oft Ursache eines Milchstaus sein kann.
Schritt #7: Wechsel die Brust
Nach wenigen Minuten wird der Milchspendereflex beendet sein und die Milch langsamer fließen. Es macht jetzt wenig Sinn, noch lange an der Brust herumzudrücken.
Wechsel stattdessen die Brust und starte von vorn: Massage, warten bis die Milch fließt, und dann C-Griff: Runterdrücken – Zusammendrücken – Loslassen. Und wieder von vorn.
Eine ganze Ausstreich-„Session“ kann so 10-20 Minuten dauern.
Brust ausstreichen klappt nicht? Weitere Tipps
Falls die Milch jetzt noch nicht ordentlich fließt (was, wie gesagt, gerade bei den ersten Versuchen und vor allem kurz nach Geburt ganz normal ist!), dann beachte noch folgende Tipps.
Tipp #1: Beuge dich nach vorne
Du hast bestimmt schon alles richtig gemacht, in dem du beim Brust ausstreichen nicht gelegen, sondern auf einem bequemen Stuhl gesessen hast.
Auch die Schwerkraft spielt eine Rolle: Wenn du dich nach vorne beugst, kann die Milch besser fließen.
Tipp #2: Überprüf noch mal vorherige Tipps
Oben im Text standen einige Hinweise, die dir vielleicht albern vorkamen – aber sie sind es nicht. Probier noch mal folgendes aus:
- Schau dir Fotos oder Videos von deinem Baby an (oder nimm es mit ins Zimmer, wo du ausstreichst)
- Riech an Kleidung deines Babys
- Sorge für einen ruhigen, warmen Raum
- Sorge für warme Hände, nutze vielleicht warme Kompressen
- Entspannung, Entspannung, Entspannung 🙂
Tipp #3: Geh duschen
Wenn es dir nicht darum geht, die Milch für dein Baby aufzufangen und später zu füttern, kann es helfen, duschen zu gehen: Gerade wenn das Problem ein Überschuss an Milch ist (zum Beispiel bei einem Milchstau oder beim Abstillen), kann das warme Wasser dabei helfen, dass die Milch besser fließt.
Tipp #4: Kurz und oft, statt lang und selten
Für die Milchmenge bringt es mehr, wenn du häufiger ausstreichst, auch wenn die einzelnen Sessions kürzer sind. Wenn du nur zwei Mal am Tag ausstreichst, dafür aber eine Stunde lang, hast du weniger davon, als wenn zum Beispiel nach jeder Stillmahlzeit noch 5-10 Minuten ausstreichst.
Tipp #5: Variiere die Handposition
Wechsel die Position des C-Griffs und führe die Hände eventuell auch näher Richtung Brustwarze. Bei manchen Frauen klappt das Ausstreichen tatsächlich nur, wenn sie die Kompression nur ganz nah an der Brustwarze durchführen.
Tipp #6: Nicht entmutigen lassen
Es kann sein, dass du wenig oder kaum sichtbare Milchmengen förderst, vor allem, wenn dein neugeborenes Kind noch ganz „frisch“ auf der Welt ist. Aber lass dich davon nicht entmutigen.
Denn was du jetzt tust, sichert dir einen guten Milchvorrat für den Rest der Stillzeit. Wer zu Beginn der Stillbeziehung viel ausstreicht (und anlegt, oder abpumpt) sorgt dafür, dass später mehr Milch da ist. Und es wird klappen!
Tipp #7: Such dir Unterstützung
Wenn sich bei dir trotz dieser Anleitung keine Milch ausstreichen lässt oder du andere Probleme hast, such dir Hilfe: Frag deine Hebamme, deine Frauenärztin oder such dir eine Stillberatung, um zu schauen, ob sich noch etwas verbessern lässt oder ob es andere Gründe geben kann, warum es bei dir nicht funktioniert.
Noch Fragen?
Wer richtig stillen will, hat manchmal viele Fragen. Schreib uns einfach und wir versuchen, so schnell wie möglich zu antworten!