Diclofenac in der Stillzeit

Diclofenac ist ein häufig angewendetes Schmerzmittel, das auch Fieber senken und antientzündlich wirken kann. Aber wie sieht es mit der Anwendung in der Stillzeit aus?

Der Rücken einer Frau wird von zwei Paar Händen gleichzeitig massiert.
Diclofenac wird häufig bei Schmerzen des Bewegungsapparates eingesetzt. In der Stillzeit sollte die Anwendung zurückhaltend erfolgen.
Foto von Benjamin Wedemeyer auf Unsplash

In diesem Artikel tragen wir zusammen, was über die Anwendung von Diclofenac in der Stillzeit bekannt ist. Dabei greifen wir auf die wichtigsten Sekundärquellen zurück. Aber Achtung:

Diese Seite dient nur zu deiner Information und ersetzt nicht die ärztliche Beratung für deine individuelle Situation. Der Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit sollte immer mit deiner Frauenärztin abgesprochen und nicht allein anhand von Texten im Internet erfolgen 😉 Die Informationen auf dieser Seite werden unregelmäßig aktualisiert, können also teilweise „outdated“ sein.

Übersicht über die wichtigsten Punkte

Diclofenac ist ein nicht-steroidales Antirheumatikum und wird als Schmerzmittel, zur Fiebersenkung und gegen Entzündungen angewandt.

Nebenwirkungen bei der Mutter beziehen sich vor allem auf den Magen-Darm-Trakt, aber auch andere Organsysteme (Leber, Herz-Kreislauf-System) können betroffen sein.

Es gibt nur sehr wenige wissenschaftliche Erkenntnisse zur Sicherheit von Diclofenac in der Stillzeit.

Während es auch für Paracetamol und Ibuprofen wenige Studien gibt, werden diese deutlich häufiger in der Stillzeit angewendet, ohne dass relevante Nebenwirkungen für Säuglinge bekannt geworden wären. Außerdem werden die beiden auch „direkt“ beim Säugling angewendet, während Diclofenac eher nicht im Säuglingsalter verschrieben wird.

Im Artikel fassen wir die Aussagen einiger der wichtigsten Quellen zum Thema Medikamente und Stillen zusammen. Sie alle sind sich einig: Zwar ist das Risiko, das von der mütterlichen Einnahme ausgeht, eher gering. Trotzdem sollte wenn möglich eher auf Paracetamol oder Ibuprofen zurückgegriffen werden.

Wie immer solltest du dich über die Anwendung, Dosis und Nebenwirkungen bei deiner Frauen- oder Hausärztin informieren. 

Und nun weiter zu den ausführlichen Infos 🙂

Was ist Diclofenac und wozu wird es eingesetzt?

Diclofenac ist ein „nicht-steroidales Antirheumatikum“ (NSAR), das gegen Schmerzen, bei Fieber und bei Entzündungen angewendet wird.

In Deutschland wird es häufig mit Muskelschmerzen bzw. Schmerzen am Bewegungsapparat und Sportverletzungen in Verbindung gebracht, jedoch ist es ein – bezüglich der Wirkweise – ganz ähnliches Präparat wie zum Beispiel Ibuprofen.

Häufig wird es äußerlich in Salbenform angewendet (z. B. „Voltaren“).

Mögliche Nebenwirkungen

Bei der Einnahme von Diclofenac können für die Mutter einige Nebenwirkungen auftreten. Diese treten bei längerer Einnahme und höherer Dosis wahrscheinlicher auf.

Dazu gehören häufig Magen-Darm-Beschwerden, allerdings auch unerwünschte Wirkungen auf das Herz-Kreislauf-System (was dazu geführt hat, dass bei Patient*innen mit z. B. höhergradigen Herzinsuffizienz das Medikament inzwischen kontraindiziert ist), sowie u. a. auch der Leber.

Es ist also wichtig, dass du Diclofenac nur auf Anraten deiner Ärztin einnimmst, und in der vorgeschlagenen Dosierung.

Viel wichtiger für uns ist jedoch die Frage, wie sich das Mittel in der Stillzeit auswirkt – und zwar auf dein Baby.

Sicherheit von Diclofenac in der Stillzeit

Leider gibt es sehr wenig Informationen über die Sicherheit von Diclofenac in der Stillzeit. Wir fassen dir die Aussagen der wichtigsten Veröffentlichungen zusammen.

Embryotox

Embryotox ist ein Online-Angebot, das von der Charité in Berlin herausgegeben wird: Es fasst die wichtigsten Informationen zu Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit zusammen.

Zum Diclofenac in der Stillzeit weiß Embryotox jedoch wenig zu berichten: Zwar deuten eine hohe [[Proteinbindung]], eine relativ kurze Halbwertzeit und die wenige verfügbare Evidenz aus Studien darauf hin, dass das Medikament nicht in hohen Mengen in die Muttermilch übergehen.

Wohl vor allem aufgrund der deutlich geringeren Erfahrung im „Alltag“ gegenüber Paracetamol und Ibuprofen wird allerdings Diclofenac nicht explizit empfohlen. Lediglich bei gelegentlicher oder kurzfristiger Einnahme sei Diclofenac in der Stillzeit „akzeptabel“.

Drug and Lactation Database

Die Drug and Lactation Database stellt einige konkrete Studien vor, die sich mit dem Übergang des Präparats in die Muttermilch beschäftigen sowie auch zwei Studien, die die Effekte auf gestillte Säuglinge untersucht haben.

Die geringe verfügbare Evidenz weise demnach darauf hin, dass Diclofenac in geringem Maße in die Milch übergeht und dass bei gestillten Babys keine dokumentierten Nebenwirkungen aufgetreten sind.

Immerhin: Bei der Anwendung auf der Haut sei laut der Database kein relevanter Übergang in die Milch zu erwarten.

Hale’s Medication

Auch Hale’s Medications and Mother’s Milk – das englischsprachige Standardwerk zum Thema – hat nicht mehr Studien im Angebot. Die Autoren gehen davon aus, dass Diclofenac nur sehr gering in die Milch übergehen sollte und unerwünschte Wirkungen beim Säugling unwahrscheinlich sind.

Fachliteratur

Die uns vorliegende, größtenteils englischsprachige Fachliteratur, erwähnt Diclofenac gar nicht, sondern bietet eher Übersichten über NSARs im Allgemeinen (die in der Regel als gut verträglich bezeichnet werden). Dies gilt auch für die Richtlinien der Academy of Breastfeeding Medicine.

Fazit

Über Diclofenac in der Stillzeit ist wenig bekannt. Die wissenschaftliche Datenlage ist zwar ähnlich mau wie bei Paracetamol und Ibuprofen, diese werden jedoch milliardenfach sicher eingesetzt und finden auch direkt bei kleinen Säuglingen Anwendung – was bei Diclofenac eher nicht der Fall ist.

Insgesamt ist von einem geringen Übergang in die Muttermilch auszugehen, relevante Schäden beim gestillten Kind sind unwahrscheinlich. Trotzdem wird in der Literatur dazu geraten, Diclofenac nur ausnahmsweise einzusetzen und Ibuprofen und Paracetamol in der Stillzeit den Vorzug zu geben.

Quellen

embryotox.de

Drugs and Lactation Database

Lawrence & Lawrence, Breastfeeding – A guide for the medical profession, Elsevier, 9. Auflage 2022

Campbell, Lauwers, Mannel, Spencer – Core Curriculum for Interdisciplinary Lactation Care, Jones & Bartlett Learning, 1. Auflage 2019

Wambach, Spencer, Breastfeeding and Human Lactation, Jones & Bartlett Learning, 6. Auflage 2021

Lauwers, Swisher, Counseling the Nursing Mother – A Lactation Consultant’s Guide, Jones & Bartlett Learning, 7. Auflage 2021

Hale – Hale’s Medications & Mother’s Milk, Springer Publishing Company, 18. Auflage, 2019

Nochmal zur Erinnerung: Diese Seite dient nur zu deiner Information und ersetzt nicht die ärztliche Beratung für deine individuelle Situation. Der Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit sollte immer mit deiner Frauenärztin abgesprochen und nicht allein anhand von Texten im Internet erfolgen 😉 Die Informationen auf dieser Seite werden unregelmäßig aktualisiert, können also teilweise „outdated“ sein.

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