Manche Mamas glauben, dass ein Stilltee unbedingt nötig ist, um ein Kind erfolgreich zu stillen.
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Warum das nicht stimmt, was Stilltee kann (und was er nicht kann), welche Zutaten wichtig und welche Mischungen empfehlenswert sind: Das lernst du in diesem Artikel.
Los geht’s!
Wie wirkt Stilltee überhaupt?
Stilltee soll zwei, oder vielleicht drei Ziele erfüllen:
- Er soll die Milchbildung anregen
- Er soll dir Flüssigkeit in einer Zeit geben, wo du sie vermehrt brauchst
- Er soll gut schmecken und kann, wenn gewünscht, ein gemütliches Ritual darstellen
Das Wichtigste, gleichzeitig der Hauptgrund, warum Mamas Stilltee trinken, ist die Anregung der Milchbildung.
Stilltee ist vor allem Milchbildungstee
Alle Stilltees sind Mischungen verschiedener Kräuter, denen nachgesagt wird, dass sie die Milchbildung anregen können.
Die Auswahl dieser Kräuter kann auf traditionellen Gründen beruhen, zum Beispiel weil man in einem Land oder einer Kultur dieses Kraut schon lange Zeit zur Anregung des Milchflusses nutzt.
Oder aber die Auswahl beruht auf der Erfahrung von Hebammen, Stillberaterinnen oder Müttern auch hier, die über die Jahre und Jahrzehnte beobachtet haben, das eine bestimmte Zutat zu einer Steigerung der Milchmenge führt.
Im Idealfall hat man diese Effekte auch noch in Studien nachgewiesen, also den Placebo-Effekt möglichst ausgeschlossen, in vergleichenden Gruppen die Wirkung eines Wirkstoffes bestätigt, und dann daraus eine Zutat für den Milchbildungstee ausgewählt.
In der Realität ist letzteres nicht so häufig der Fall.
Was genau bewirkt er? Wirkt er überhaupt?
Bei vielen typischen Zutaten von Stilltees weiß man gar nicht, wie sie genau wirken sollen – einfach, weil es nie untersucht wurde.
Nur für ganz wenige Inhaltsstoffe gibt es Untersuchungen, die eine Wirkung überhaupt nachweisen, oder wenn, dann eher indirekt oder in nicht gerade optimal durchgeführten Studien.
Bei einigen Zutaten gibt es Hinweise darauf, dass sie in den Haushalt der Stillhormone eingreifen können, was die Milchbildung unterstützen kann.
⚠️ Also Achtung!
Nur weil es für wenige typische Zutaten der Stilltees Studien gibt, heißt das nicht, dass sie nicht wirken. Studien kosten Geld und sind aufwändig und gerade bei Stillenden auch nur schwer durchzuführen.
Trotzdem solltest du dich niemals allein auf die Wirkung eines Milchbildungstees (oder anderer Lebensmittel) verlassen: Sie können höchstens unterstützend wirken. Um die Milchmenge zu steigern ist das A und O die häufige Entleerung der Brust. Lies das gerne nochmal hier nach: Wie du die Milchbildung anregst.
Eine Möglichkeit, dich umfassend zur Thematik zu informieren (Hintergründe der Milchbildung, Ursachen, Lösungen und vieles weitere) bietet dir unser Online-Kurs „Mehr Milch Machen“
Wenn du das Gefühl hast, zu wenig Milch zu haben, könnte das der erste Schritt sein – vielleicht unmittelbar gefolgt davon, eine Stillberaterin zu kontaktieren: Das geht heutzutage nicht nur ganz einfach online, sondern du erhältst sogar eine Viertelstunde Beratung gratis, wenn du den Kurs buchst.
Wenn du übrigens allergisch gegen einen der Bestandteile bist, ist es klar, dass du auf die Einnahme verzichten solltest. Gleiches gilt auch, wenn du nach der Einnahme irgendwelche unerwünschten Effekte bei dir oder deinem Baby bemerkst.
Welche Zutaten sind wichtig?
Wenn du durch die Regale schaust, findest du eine ganze Latte verschiedener Zutaten, die in Stilltees enthalten sind. Das sind einerseits Inhaltsstoffe, die die Milchbildung fördern sollen, andererseits Zutaten, die einfach gut schmecken sollen.
Die Nummer 1: Der Bockshornklee
In fast allen Zubereitungen findest du ihn: Den Bockshornklee. Diese Pflanze wird in verschiedenen Teilen der Welt schon seit Jahrhunderten zur Förderung der Milchbildung eingesetzt und sie ist tatsächlich die einzige Zutat, für die tatsächlich ein positiver Einfluss auf die Milchmenge festgestellt werden konnte.
Die Studien, die dies zeigen, sind zwar von eher gemischter Qualität. Und es ist auch unklar, wie der Bockshornklee überhaupt genau wirken soll, oder ob seine Wirksamkeit nicht doch primär auf einem psychologischen Effekt beruht.
Trotzdem ist er eine Zutat, die in fast keinem Stilltee fehlt und unserer Meinung nach auch einen wichtigen Teil eines Stilltees ausmacht.
Weitere häufige Zutaten
Wir stellen dir weitere häufige Zutaten anhand der meistverkauften Stilltees auf dem Markt vor.
Weleda-Stilltee
Der Stilltee von Weleda ist mit Abstand der bekannteste Milchbildungstee. Wir haben zu jeder Geburt mindestens einmal von irgendwem eine Packung geschenkt bekommen 🙂
Dies sind die Inhaltsstoffe:
- Bockshornklee: Wie oben erwähnt eine wichtige Zutat eines Stilltees.
- Anis: Anis hat einen eine stark östrogenartige Aktivität und einen nachgewiesenen milchbildenden Effekt – allerdings bei Ratten. Auch beim Menschen gibt es zarte Hinweise, dass er wirken könnte.
- Kümmel: Kümmel wird in vielen Kulturen zur Milchbildung eingesetzt – in der persischen Kultur jedoch, um ihn zu verringern. Eine nachgewiesene positive Wirkung gibt es für ihn nicht.
- Fenchel: In wenigen Studien konnte ein positiver Effekt auf die Milchmenge nachgewiesen werden.
- Zitronenverbene: Die Zitronenverbene wurde nur im Zusammenhang mit anderen Kräutern untersucht, sodass man keine klare Aussage treffen kann. Dafür schmeckt sie gut!
Wie du siehst, sind bei Weleda auch Fenchel, Anis und Kümmel enthalten, die naturgemäß die Hauptbestandteile des Fenchel-Anis-Kümmel-Tees darstellen 😉
Der Tee wurde von Öko-Test 2013 mit „sehr gut“ bewertet und besteht aus Zutaten aus ökologischem Anbau.
Stilltee nach Stadelmann
Der Stilltee nach Stadelmann ist durch die Hebamme Ingeborg Stadelmann und ihr Buch „Die Hebammensprechstunde“ bekannt geworden. Er wird (allerdings teilwiese in einer Rezeptur ohne Bockshornklee) von mehreren Firmen prominent unter diesem Namen vertrieben.
Zusätlich zum Fenchel, Anis und Kümmel sind darin enthalten:
- Dill: Es gibt keine Studie, die die Wirkung von Dill auf die Milchmenge untersucht hat.
- Melisse: Für die Melisse gibt es zwei nicht gerade ideale Studien, die einen positiven Effekt nahelegen.
- Majoran: Auch zum Majoran sind uns keine Studien bekannt.
- Geißraute: Geißraute wird in vielen Ländern zur Milchbildung eingesetzt, obwohl es nur in ein paar alten Studien mit geringer Qualität einen positiven Effekt gegeben hat.
Du siehst: Viele der typischen Inhaltsstoffe eines Stilltees werden traditionell eingesetzt, aber für nur sehr wenige gibt es einen echten Nachweis dafür, dass sie wirken.
Besonders vorsichtig sollte man bei Aussagen sein wie „Bitte nicht ab der Geburt trinken, sondern erst ab dem Milcheinschuss, sonst besteht die Gefahr, dass zu viel Milch gebildet wird“. Das sind in unseren Augen Werbebotschaften, die so überhaupt nicht haltbar sind.
Und sonst?
Auch darüber hinaus gibt es viele Pflanzen, denen eine milchfördernde Wirkung nachgesagt wird, die Mariendistel zum Beispiel, die Brennnessel, Himbeerblätter, Mönchspfeffer und viele mehr.
Stilltee selber machen?
Würden wir Stilltee selber zusammen stellen, würden in unser Rezept wahrscheinlich folgende Zutaten gehören:
- Melisse
- Zitronenverbene
- Anis
- Fenchel
- Kümmel
- Bockshornklee
Dabei der Bockshornklee für den milchbildenden Effekt und die anderen Zutaten für den Geschmack und den (fraglichen) zusätzlichen Effekt. Und Kümmel gegen Blähungen bei der Mutter!
Wir werden uns hier in einiger Zeit mit einer konkreteren Rezeptur melden! 🙂
Zutaten, die du besser meiden solltest
In einen Stilltee gehört vor allem kein Salbei und keine Minze. Beiden Kräutern wird nachgesagt, dass sie die Milchbildung hemmen bzw. abstillend wirken können. Das ist zwar nicht erwiesen, trotzdem wollen viele Frauen lieber auf Salbei- oder Pfefferminztee in der Stillzeit verzichten.
Anders sieht es bei Kamillentee, Früchtetee und Fencheltee aus, die du bedenkenlos genießen kannst. Bei schwarzem Tee und grünem Tee musst du vor allem auf die Koffeinmenge achten.
Welcher Stilltee ist der beste?
Diese Frage lässt sich so einfach nicht beantworten: Wie nun bereits mehrfach erwähnt gibt es für keine der typischen Stilltee-Zutaten einen nachgewiesenen Nutzen. Und schon gar nicht gibt es Untersuchungen, wie viel von jeder Zutat gegeben werden sollte, um die Milchbildung anzuregen.
Tatsächlich muss gerade Bockshornklee wahrscheinlich viel höher dosiert werden, weshalb er zur Milchbildung auch in Kapseln angeboten wird.
Deshalb ist für uns die wichtigste Frage: Wie schmeckt der Tee?
Und das können wir dir natürlich nicht so leicht beantworten. Wir empfehlen dir, ein oder zwei Sorten selbst auszuprobieren und dann deinen persönlichen Lieblings-Milchbildungstee weiterzutrinken. Wenn du willst, versteht sich! 🙂
Häufig gestellte Fragen
Zum Schluss noch ein paar häufige Fragen, die du dir vielleicht auch gestellt hast.
Sollte ich Stilltee schon vor der Geburt trinken?
Nein, besser nicht. Wir sind keine Experten für Lebensmittel in der Schwangerschaft, aber allein der Bockshornklee, als wichtigste Zutat eines Milchbildungstees, sollte gemieden werden, da er zu Fehlgeburten führen kann.
Wie lange sollte man Stilltee trinken?
Das ist einfach beantwortet: Wenn es dir um die Milchbildung geht, dann solange, bis du einen ausreichenden Effekt spürst. Und wenn es dir um den Geschmack und die Gemütlichkeit geht, dann so lange du willst 🙂
Wie schnell wirkt Stilltee?
Das kann man nicht genau sagen, es sollte sich aber innerhalb weniger Tage eine spürbare Verbesserung einstellen. Wichtiger als der Stilltee jedoch – man muss es immer wieder erwähnen – ist, dass du die Brust regelmäßig entleerst. Eine leergetrunkene Brust ist das wichtigste Signal für deinen Körper, mehr Milch zu produzieren.
Hilft der Tee gegen Blähungen beim Baby?
Wahrscheinlich nicht. Kümmel- oder Fencheltee kann bei (älteren) Säuglingen Blähungen vielleicht verhindern, aber vor allem dann, wenn das Baby ihn selbst trinkt. Bewiesen ist das aber auch nicht. Andererseits: Wenn du Stilltee trinkst und einen positiven Effekt auf die Pups-Frequenz deines Babys spürst, ist das natürlich super!
Wie viele Tassen pro Tag sollte ich trinken?
Die meisten Hersteller empfehlen, etwas drei Tassen pro Tag zu trinken. Schau dir die Angaben auf der Verpackung oder der Website deines Stilltees genauer an oder halte dich ungefähr an diese Empfehlung.
Fazit: Stilltee kann helfen, ist aber kein Allheilmittel
Insgesamt kann man davon ausgehen, dass ein paar Tassen Stilltee am Tag durchaus zu einer guten Milchmenge beitragen können. Dabei kommt es ein bisschen auf die genaue Zusammensetzung an, wobei kein Mensch genau weiß, welche Zutaten nun wirklich die besten sind, damit die Mama mehr Milch produzieren kann.
Wichtig ist nochmal: Stilltee kann nie alleine für eine ausreichende Milchmenge sorgen! Es ist immer das häufige Stillen, bzw. abpumpen oder ausstreichen, das zu einer leeren Brust führt. Eine leergetrunkene Brust ist für deinen Körper das Signal, dass mehr Milch benötigt wird.
Falls du Probleme mit einer zu geringen Milchmenge hast, kann dir eine Online-Stillberatung weiterhelfen.
Teil deine Erfahrungen!
Magst du einen Stilltee besonders gerne oder hast mit einem Hersteller besonders schlechte Erfahrungen gemacht? Dann freuen wir uns über deine Nachricht!
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