Richtig Anlegen in 10 Schritten

Beim Stillen richtig anlegen zu lernen ist das A und O des Stillerfolgs. Wenn du von Anfang richtig anlegst und nach Bedarf stillst, verringerst du damit die Gefahr des ungewollten vorzeitigen Abstillens immens. Wir haben dazu ein Buch geschrieben*, das dir oder vielleicht einer schwangeren Freundin helfen kann, aber schau dir ruhig erstmal diesen Post an, der die Essenz des Buches ebenfalls enthält 🙂

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Ein Baby saugt an der Brust der Mutter
Hat das richtige Anlegen anscheinend mit der Muttermilch aufgesaugt: Dieses Stillbaby.
Foto: Independence_Project/shutterstock.com

Wie du in zehn Schritten richtig anlegst, woran du erkennst, dass dein Baby gut an der Brust ist und auch Milch bekommt – all das lernst du in diesem Artikel. Denn gutes Anlegen gehört zum richtigen Stillen dazu.

Los geht’s!

Warum das richtige Anlegen überhaupt so wichtig ist

„Richtig anlegen“ bedeutet, dass dein Kind die Brust auf die korrekte Weise in den Mund nimmt. Das klingt etwas oberlehrerhaft, diese „Korrektheit“, die wir da besingen, aber es ist wirklich wichtig.

TeamMuttermilch’s erstes Buch 😊 : Stillpositionen und richtiges Anlegen – Der minimalistische Guide für den Stillstart
Um von Anfang an erfolgreich und schmerzfrei zu stillen, solltest du die wichtigsten Stillpositionen und Tricks zum richtigen Anlegen kennen. Anastasia und Tobias Heimann, sie Stillberaterin und Kinderkrankenschwester, er Kinderarzt, haben in diesem minimalistischen Ratgeber in über 30 Illustrationen und ergänzenden Texten zusammengefasst, was dazu gerade in den ersten Wochen nach der Geburt wichtig ist.

„Unkorrektes“ Anlegen führt nämlich zu zwei Dingen, die mit einer gelungenen Stillzeit leider gar nicht vereinbar sind:

  • Ein unzureichende Milchaufnahme: Der kindliche Mund ist dafür gemacht, aus einer Brust zu trinken. Die Babys machen das eigentlich reflexhaft richtig, aber oft dann eben doch nicht. Um richtig zu trinken, muss nicht nur die Brustwarze, sondern ein gutes Stück Gewebe deiner Brust in den Mund gezogen werden. Nur so kann ein Baby mit „melkenden“ Zungenbewegungen und seiner perfekten Mundmotorik dafür sorgen, dass es die Brust adäquat entleert. Ist es nicht korrekt angelegt, bekommt es auf Dauer einfach nicht genug Milch, deine Brust kann sich nicht richtig entleeren, produziert daraufhin sogar noch weniger Milch (weil sie „denkt“, es wird nicht mehr benötigt).
Animation einer Brustwarze im Mund eines Babys, die sich streckt mit dem Saugen.
Nur beim korrekten Anlegen kann dein Baby die Brust kräftig „ausmelken“, sodass sie im Mund ganz lang wird und das Saugzentrum am Gaumen aktiviert.
  • Du hast Schmerzen: In den ersten Tagen der Stillzeit kann das Stillen weh tun. Dein Baby übt noch die richtige Motorik, deine Brustwarze ist die Belastung noch nicht gewöhnt und durch den Milcheinschuss und die Schwellung unter Umständen besonders empfindlich. Unkorrektes Anlegen jedoch wird diese Schmerzen verstärken und verlängern. Das ist ungefähr so, als würdest du in zu engen Schuhen laufen, die über kurz oder lang deine Ferse blutig scheuern. Wunde Brustwarzen drohen, eine Entzündung der Brustwarze oder gar der Brust können die Folge sein. Der Schmerz und der Stress behindern den Milchspendereflex, der absolut notwendig für die adäquate Milchaufnahme ist.
Ein Baby wird von seiner Mutter gestillt, die Mutter verzieht schmerzhaft das gesicht. Vielleicht nicht richtig angelegt?
Zwar sind leichte Schmerzen in den ersten Tagen normal – aber das richtige Anlegen ist so wichtig, dass du selbst dann sofort Hilfe suchen solltest, um das Anlegen direkt zu überprüfen.
Foto: Zamrznuti tonovi/shutterstock.com

Ohne die Zusammenhänge zu detailliert erklären zu wollen: Du siehst schon, dass das unkorrekte Anlegen zu großen Problemen führen kann. Nicht selten verstärken diese sich gegenseitig und häufig stillen Mamas früher ab, als sie wollen, weil diese Probleme nicht mehr in den Griff zu bekommen sind.

Also:

Lern von Anfang an, richtig anzulegen! Wir sagen dir jetzt, wie 🙂

Schnelle Übersicht

Zusammengefasst sind dies die 10 Schritte:

  • Bereite dich auf das Stillen schon vor der Geburt vor
  • Lass dir von Anfang an beim Anlegen helfen
  • Sei eine entspannte Mama
  • Still ein entspanntes Baby
  • Positioniert euch richtig zueinander
  • Warte auf die Mundöffnung
  • Hol es zu dir an die Brust
  • Schau dein Baby an und hör ihm zu
  • Lös es korrekt von der Brust ab
  • Such dir Hilfe bei Problemen

Die 10 Schritte

Wir haben das korrekte Anlegen in 10 Schritte unterteilt, wobei die ersten zwei sich nicht direkt auf den Stillvorgang beziehen, in unseren Augen aber ebenfalls sehr wichtig sind.

Auf das Stillen vorbereiten

Der erste Schritt um von Anfang an richtig anzulegen ist schon vor dem ersten Problem zu wissen, wie es geht – am Besten sogar vor dem ersten Stillen.

Dazu kann es gehören, diesen Artikel zu lesen (bravo!), dazu kann ein Stillvorbereitungskurs gehören, das können auch ausführliche Gespräche mit der Hebamme sein.

Wenn du von der ersten Minuten versuchst, das Stillen richtig zu managen, wirst du Fehler schneller bemerken und Hindernisse umschiffen.

Aber keine Sorge: Auch wenn du bereits Probleme hast, heißt das nicht, dass du die nicht lösen kannst.

Das richtige Anlegen sofort zeigen lassen

Die meisten Frauen sind heutzutage 48 Stunden in der Geburtsklinik, manche werden nach einigen Stunden ambulant entlassen und gehen nach Hause.

Nutze auf jeden Fall möglichst jede Gelegenheit, die dir geboten wird, um unter Anleitung zu stillen.

Illustration einer Frau, die ihr Baby stillt und einer Stillberaterin, die ihr beim richtigen Anlegen hilft.
Gerade am Anfang solltest du jede Unterstützung annehmen, die du kriegen kannst – gerade auch, weil die Pflegenden und Hebammen auf den Wochenbettstationen immer weniger Zeit dafür haben.
Illustration: MaMboh/shutterstock.com

Geübte Augen von Wochenbettpflegerinnen, Hebammen und Stillberaterinnen sehen einfach mehr als du (selbst wenn du dich vorbereitet hast), können dir mit dem Handling helfen, das Kind gekonnt an deine Brust bringen, kleine Fehler korrigieren, oder sie weisen dich vielleicht auch einfach darauf hin, dass alles super aussieht, um dein Selbstbewusstsein zu stärken.

Sich von Anfang an helfen zu lassen, ist ideal. Auch wenn du bereits Probleme hast, ist es superhilfreich, direkt Hilfe zu holen. Das gilt insbesondere auch, wenn du Zwillinge stillen möchtest, oder wenn du einen Kaiserschnitt hattest, weil hier die Gefahr eines späten Milcheinschusses besteht. Falls das nicht möglich ist oder du es erst mal selbst ausprobieren möchtest, kommen jetzt die einzelnen Anlegeschritte.

Sei entspannt

Es ist wenig überraschend, muss aber trotzdem immer wieder gesagt werden: Gerade am Anfang der Stillzeit ist es wichtig, dass du entspannt bist.

Später, wenn dein Baby größer ist und auch schon von selbst weiß, wie es an die Brust kommt, kannst du problemlos mit Fieber im Kopfstand in der vollbesetzten U-Bahn stillen.

Jetzt am Anfang versuche, für dich eine entspannte Situation herbeizuführen. Das beinhaltet eine ruhige Umgebung, einen gemütlichen Sitz- oder Liegeplatz, wenig Stress im Vorfeld, vielleicht angenehmes Licht oder ruhige Entspannungsmusik – eben genau das, was für dich Entspannung bedeutet. Polstere dir deinen Stillort mit Kissen oder Stillkissen, lehn dich zurück.

All das hilft dir nicht nur, dich im Hier und Jetzt zu verankern und dich voll auf das Anlegen zu konzentrieren, sondern auch den Milchspendereflex und damit den Milchfluss zu erleichtern.

Still ein entspanntes Baby

Es ist wichtig, dass du dein Baby nicht erst dann stillst, wenn es vor Hunger schreit.

Illustration der frühen Hungerzeichen: Kopf drehen, unruhig werden, Mund öffnen.
Frühe Hungerzeichen – jetzt schon die Brust anbieten!

Viele Eltern freuen sich – völlig verständlich – wenn ihr Baby lange schläft. Häufig wird dann, wenn das Baby anfängt sich zu rekeln und leise zu murren, ein Schnuller gegeben, der wieder für vermeintlich entspanntes Weiterschlafen sorgt.

Illustration der mittleren Hungerzeichen: Hand zum Mund führen, erhöhte Bewegung, Strecken
Mittlere Hungerzeichen – spätestens jetzt die Brust anbieten!

Allerdings sorgt das für ein sehr, sehr ungehaltenes Baby, sobald der Saugreflex nicht mehr zur Beruhigung reicht: Dein Baby wird schnell auf 180 sein, kreischen und toben. Und ein tobendes Kind an die Brust zu bekommen, kann echt brutal schwer sein. Oft ist es nötig, dein Baby vorher auf andere Weise zu beruhigen, wenn das klappt (zum Beispiel durch Umhertragen, Singen, usw.).

Illustration der späten Hungerzeichen: rot anlaufen, weinen, starke Unruhe
Späte Hungerzeichen: Vielleicht erstmal beruhigen, ehe du die Brust anbietest.

Orientiere dich daher an dem Leitspruch: Ein waches Baby ist ein hungriges Baby. Gerade am Anfang. Wenn es wach, sauber und warm ist, dann zögere nicht lange, schon beim ersten Zeichen der Unzufriedenheit die Brust anzubieten, gerade dann, wenn das Anlegen sich noch nicht perfekt eingependelt hat.

Die frühen Still- bzw. Hungerzeichen zu kennen ist Gold wert.

Die Position ist wichtig

Unabhängig davon, ob du in der Wiegeposition, im Football-Griff, im Liegen oder in einer anderen Stillposition stillen willst, wichtig ist, dass du und dein Baby perfekt zueinander positioniert sind.

Dazu gehören:

  • Der Bauch deines Babys liegt an deinem Bauch. Damit ist nicht unbedingt gemeint, dass sie sich direkt berühren müssen, aber der Bauch deines Babys ist deiner Bauchseite zugewandt, damit es den Kopf nicht drehen muss. Man könnte auch sagen: Körpervorderseite an Körpervorderseite, aber das klingt nicht so schön.
  • Die Arme des Babys sind angewinkelt, halten sich beinahe an deiner Brust fest, geben so Halt.
  • Der Kopf ist also gerade, nicht nach links oder rechts verdreht. Er ist auch nicht gebeugt, und nicht stark überstreckt. Ein bisschen überstreckt hingegen ist genau richtig. Etwa so, als würde es den Kopf anheben, um nach etwas zu schnüffeln.
  • Ohr, Schulter und Hüfte befinden sich in einer Linie, damit stellst du sicher, dass dein Baby nicht verdreht liegt. Ein verdreht liegendes Baby hat es sehr schwer, Milch zu fördern und zu schlucken.

Foto eines Babys an der Brust von oben. Eine blaue Linie zeigt die korrekte Position von Ohr, Schulter und Hüfte, sodass das Kind nicht verdreht ist.
  • Dein Baby sollte mit dem Gesicht Brustkontakt haben, aber nicht zu tief in die Brust eingegraben sein. Sein Kopf ist etwas überstreckt, sodass vor allem die Nase zum Atmen freibleibt, wenn es zuschnappt.

Motivier dein Baby, den Mund zu öffnen

In der Nähe deiner Brust wird dein Baby von selbst den Mund öffnen, wenn es Hunger hat. Dafür sorgen der Geruch deiner Brustwarze, ihr Aussehen und das Gefühl, dass sie auf dem Gesicht deines Kindes hinterlässt, wenn sie es berührt.

Du kannst zur Motivation beitragen, wenn du mit der Brustwarze sanft über die Oberlippe streichst. Oft reicht das, um ein bereits suchendes Kind dazu anzuregen, den Mund weit aufzureißen, um die Brustwarze zu fassen.

Hol es an die Brust!

Und dann hol es an die Brust! Sobald dein Baby den Mund weit öffnet – und weit heißt wirklich weit, bis zu 160° – dann zieh es zu dir an die Brust. Und nicht umgekehrt! Du sollst dich nicht nach vorne beugen, um die Brust in seinen Mund zu schieben, sondern dein Kind zu dir holen.

Eine Mutter bietet ihrem Säugling die Brust an, es öffnet weit den Mund.
Dieses Baby zeigt toll, wie es den Mund aufmacht. Jetzt ist der richtige Moment zum Andocken. Allerdings sollte es deutlich mehr der Mutter zugewandt liegen – Vorderseite an Vorderseite. Bei älteren Kindern kann das Stillen aber auch in „suboptimaler“ Positionierung problemlos klappen.
Foto: Marcin Balzerak/shutterstock.com

Nun wird es automatisch zupacken und anfangen, zu saugen.

Schau es an. Hör ihm zu.

Du kannst lernen selbst zu erkennen, ob dein Baby richtig angelegt ist:

  • Sein Mund ist sehr weit geöffnet: Um genug Brustgewebe in den Mund zu bekommen, muss es den Mund weit öffnen – etwa 150-160°.
Ein Baby saug an der Brust seiner Mutter, der Mund ist allerdings nicht sehr weit geöffnet.
Nicht so ideal: Dieses Baby hat den Mund nicht weit geöffnet und kann so wahrscheinlich gerade nicht gut saugen. Es wirkt allerdings schon älter und hat vielleicht die Stillmahlzeit schon hinter sich – da darf es ruhig ein wenig spielen.
Foto: Serenko Natalia/shutterstock.com
  • Seine Lippen sind nach außen gestülpt: Vor allem die Unterlippe, aber auch die Oberlippe sollten nach außen gestült sein, damit es ein gutes Vakuum erzeugen kann. Du kannst selbst nachhelfen, indem du die Lippe mit dem Finger umstülpst.
Zwei Mal das gleiche Bild eines Babys an der Brust, rechts mit einer Linie eingezeichnet, dass der Mund sich in einem sehr weiten Winkel geöffnet zeigt.
Dieses Baby öffnet den Mund schön weit, die Lippen sind allerdings nicht umgestülpt. Das muss nicht schlimm sein, kann aber verbessert werden, besonders dann, wenn Schmerzen beim Stillen auftreten.
  • Seine Wangen zeigen keine Grübchen: Hat es doch Grübchen an den Wangen, ist das ein Zeichen für ein zu schwaches Vakuum. Es saugt dann eher an seinen eigenen Wangen statt an deiner Brust.
  • Du hörst es schlucken, aber nicht schnalzen: Ein Schluckgeräusch ist ein Zeichen dafür, dass es tatsächlich Milch aus deiner Brust fördert. Ein Schnalzen oder Klicken eher dafür, dass es nicht korrekt angelegt ist.
  • Es verliert die Brust nicht: Rutscht deine Brust hin und her, oder verliert dein Baby die Brsut sogar aus dem Mund? Dann ist das ein Zeichen dafür, dass es nicht „tief“ genug angelegt war.
  • Spürst du den Milchspendereflex? Wenn du den Milchspendereflex spürst, ist das ein Zeichen dafür, dass tatsächlich Milch kommt, meistens auch dafür, dass dein Baby richtig angelegt ist. Achtung: Nicht jede Frau spürt den Reflex und fast alle spüren nur den ersten. Außerdem kann er auch ausgelöst werden, wenn dein Baby nicht korrekt angelegt ist.
  • Dein Baby entspannt sich: Während des Trinkens entspannt sich dein Säugling mit zunehmender Sättigung. Es atmet ruhiger, löst die Spannung in seinen Fäustchen, es schließt die Augen.
  • Deine Brust wird weicher: Mit der Zeit lernst du einzuschätzen, wie voll deine Brust ist. Nach einer gelungenen Stillmahlzeit ist sie weicher, nicht mehr so drüsig, kleiner.
Video eines Babys, das an der Brust saugt.
Während das Kinn nach unten geht, füllt sich der Mund mit Milch, dein Baby saugt. Beim Schließen, wenn das Kinn nach oben geht, „melkt“ es die Brust mit der Zunge.

Lös es richtig von der Brust

Auch das richtige Ablösen von der Brust ist wichtig, um Schmerzen und wunde Brustwarzen zu vermeiden.

Dazu legst du deinen Finger in seinen Mundwinkel und schiebst ihn vorsichtig hinein. Dadurch löst du das Vakuum und kannst dein Baby von der Brust nehmen, ohne dass es sich daran festsaugt und die Brustwarze langzieht.

Das solltest du übrigens auch immer dann tun, wenn du das Gefühl hast, dein Baby ist nicht richtig angelegt: Dann besser lösen, nochmal von vorne versuchen.

Such dir Hilfe bei Problemen

Wenn du das Gefühl hast, nicht richtig anzulegen, such dir Hilfe. Das kann schon am Anfang der Fall sein, wenn es dir einfach schwerfällt, zu stillen, aber auch später, wenn du Schmerzen hast oder dein Baby nicht richtig zunimmt.

Gerade Mütter mit Babys mit „Startproblemen“ brauchen häufiger Unterstützung – da kann der DanCer-Griff gezeigt werden, die Stillposition korrigiert werden, oder einfach nur gut freundlich motiviert.

Bei vielen Stillproblemen kann eine Online-Stillberatung Hilfe und Orientierung bieten, welche Maßnahmen bei dir nötig sind. Das kann auch heißen, vor Ort professionelle Hilfe zu suchen, was gerade bei hartnäckigen Anlegeproblemen nötig sein kann.

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