Paracetamol in der Stillzeit

Paracetamol und Stillen  – ist das sicher? Als eines der am häufigsten Schmerzmittel – oder sogar Medikamente generell – ist das eine wichtige Frage für jede Mama, die ihr Baby stillt.

Die Strukturformel des Paracetamols - künstlerisch aufgearbeitet mit zwei Illustrationen von stillenden Frauen anstelle der Sauerstoff-Moleküle.
Unsere künstlerische Version des Paracetamol-Moleküls.

In diesem Artikel erzählen wir dir alles, was du zu Paracetamol in der Stillzeit wissen musst. Dafür zitieren wir die wichtigsten wissenschaftlichen Quellen, damit du möglichst gut informiert bist – erst zu den Hauptpunkten zusammengefasst und dann ganz ausführlich.

Aber Achtung:

Diese Seite dient nur zu deiner Information und ersetzt nicht die ärztliche Beratung für deine individuelle Situation. Der Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit sollte immer mit deiner Frauenärztin abgesprochen und nicht allein anhand von Texten im Internet erfolgen 😉 Die Informationen auf dieser Seite werden unregelmäßig aktualisiert, können also teilweise „outdated“ sein.

Übersicht über die wichtigsten Punkte

Was es ist: Paracetamol ist ein Schmerzmittel und ein Fiebersenker. Es wird vor allem bei leichten bis mittelschweren Schmerzen eingesetzt, oft auch in Kombination mit anderen Mitteln.

Nebenwirkungen: Die Nebenwirkungsrate für die Mutter ist gering. Allerdings besteht bei chronischer oder akuter Überdosierung die Gefahr eines sehr schweren Leberschadens, der lebensbedrohlich werden kann.

Asthma?: Es gibt eine Assoziation zwischen der Einnahme von Paracetamol und der Entwicklung von Asthma. Dies gilt allerdings für die Anwendung in der Schwangerschaft oder in der frühen Kindheit – für die Einnahme in der Stillzeit gibt es dafür bisher keine Hinweise.

Mittel der Wahl: Im Artikel fassen wir dir die Kernaussagen von Embryotox, „Hale’s Medication“, der „Drug and Lactation Database“ und einiger Fachbücher zusammen. Sie alle sind sich einig, dass Paracetamol in der Stillzeit ein sicheres Präparat ist, bei dem du, solange du es in den empfohlenen Dosen einnimmst, nicht mit Nebenwirkungen für dein Baby rechnen musst.

Natürlich gilt: Medikamente sollten auch in der Stillzeit mit der nötigen Zurückhaltung und Umsicht eingenommen werden. Und immer sollte die Einnahme in Rücksprache mit deiner Frauenärztin oder Apothekerin erfolgen, das gilt auch für Paracetamol.

Und nun weiter zu den ausführlichen Infos 🙂

Was ist Paracetamol und wozu wird es eingesetzt?

Paracetamol ist eines der bekanntesten und weltweit am häufigsten eingesetzten Schmerzmittel und Fiebersenker.

Es gehört zur Gruppe der Nicht-Opioid-Analgetika, was einfach nur bedeutet, dass es ein Schmerzmittel ist, das nicht zur Gruppe der Opioide (Morphin, Codein, etc.) ist. In vielen anderen Ländern ist es unter Acetaminophen bekannt.

Paracetamol ist in Deutschland frei verkäuflich und wird auch oft in Kombination mit anderen Präparaten eingesetzt, meist bei mäßigen bis mittleren Schmerzen.

Auch in typischen Erkältungsmitteln findet es sich, zum Beispiel mit Vitamin C oder zusammen mit Wirkstoffen, die Husten lindern sollen. Es findet auch Anwendung bei Schmerzen im Zusammenhang mit dem Stillen, zum Beispiel bei wunden Brustwarzen.

Mögliche Nebenwirkungen

Insgesamt muss man sagen, dass Paracetamol ein ziemlich gut verträgliches Medikament ist, das nur selten Nebenwirkungen zeigt. Aufpassen müssen vor allem Menschen mit Allergien, da es manchmal akute Asthma-Anfälle auslösen kann. Auch wird ihm nachgesagt (und einige Studien weisen darauf hinBeispiel), dass die Einnahme von Paracetamol in der Schwangerschaft bzw. in der frühen Kindheit ebenfalls zur Entwicklung von Asthma führen kann.

Wie jedes Präparat gibt es auch bei Paracetamol einige weitere Nebenwirkungen, die jedoch insgesamt wie gesagt selten sind.

Gefährlich ist Paracetamol vor allem bei Überdosierung. Die chronische Nutzung, aber auch die einmalige Überdosierung können schwere Leberschäden auslösen, die sogar zum Tode führen können. Deshalb ist es wichtig, sich an die Empfehlungen der Tageshöchstdosis zu halten und sich bei längerfristiger Einnahme auf jeden Fall von einer Ärztin beraten zu lassen.

Sicherheit in der Stillzeit

Als Übersicht kann man sagen, dass Paracetamol in der Stillzeit sicher angewendet werden kann, solange es nach üblichen Dosierempfehlungen eingenommen wird.

Wie fast alle Medikamente geht es in die Muttermilch über, in der Regel wird in der Milch aber keine Dosis erreicht, die deinem Kind gefährlich werden könnte.

Zwar gibt es nur wenige „echte“ Studien, die die wichtigsten Merkmale des Medikaments (z. B. Übergang in die Muttermilch, vertretbare Dosis bei Stillenden, etc.) in einer hohen Fallzahl untersucht hätten.

Gleichzeitig liegen keine Negativberichte bzw. Berichte zu unerwünschten Nebenwirkungen beim gestillten Kind vor – und das obwohl das Medikament auch in der Stillzeit millionenfach (wenn nicht sogar milliardenfach) genutzt wurde und wird.

Wir fassen dir die Kernaussagen einiger der wichtigsten Veröffentlichungen dazu zusammen:

Embryotox

Embryotox ist eine deutsche Plattform, die von der Berliner Charité entwickelt wurde. Hier finden Fachpersonen, aber auch (werdende) Eltern Informationen zu allen möglichen Medikamenten und ihrer Verträglichkeit in Schwangerschaft und Stillzeit.

Die Seite berichtet von kleinen Studien mit insgesamt nur 30 Stillenden, bei denen der Spiegel in der Muttermilch untersucht wurde, auch zu Auswirkungen auf Kindern gibt es nur wenig harte Evidenz. Es sei davon auszugehen, dass ein gestilltes Kind etwa 2% der mütterlichen gewichtsadaptierten Dosis aufnimmt.

Nennenswerte Hinweise auf Unverträglichkeiten gebe es keine, Paracetamol sei (neben Ibuprofen das Mittel der Wahl bei Schmerzen und Fieber in der Stillzeit.

Drug and Lactation Database

Die Drug and Lactation Database ist ein englischsprachiges Angebot, das die verfügbare Evidenz zu einer sehr großen Zahl von Medikamenten, Lebensmitteln und Präparaten zusammenstellt.

Gleich zu Beginn macht auch die Database klar, dass Paracetamol eine gute Wahl bei Schmerzen und Fieber in der Stillzeit sei, sowie dass die Menge in der Muttermilch deutlich geringer sei als Dosen, die man normalerweise Säuglingen direkt geben würde.

Es werden hier auch Beispiele für konkrete Studien genannt: So sei das Medikament zum Beispiel bei 12 Säuglingen, deren Mütter 650mg Paracetamol eingenommen hatten, im Urin überhaupt nicht nachweisbar gewesen.

Es wird weiterhin ein Fallbericht genannt, nachdem ein Kind höchstwahrscheinlich mit einem (wahrscheinlich harmlosen) Ausschlag reagiert hat, als die Mutter Paracetamol einnahm. In einigen anderen Erhebungen wurden überhaupt keine Nebenwirkungen dargestellt.

Auch für die Möglichkeit, dass gestillte Kinder, deren Mütter Paracetamol einnahmen, eher Asthma entwickeln könnten, gebe es keine Belege.

Hale’s Medications and Mother’s Milk

Hale’s Medications ist das englischsprachige Standardwerk für die Medikamenteneinnahme in der Stillzeit.

Auch dieses Buch verweist auf einige Studien und fasst die Ergebnisse so zusammen, dass Paracetamol in der Stillzeit in den meisten Fällen sicher einzunehmen sei. Die Dosis in der Muttermilch sei gering und wahrscheinlich niedriger als die therapeutische Dosis, die ein Baby bekommen sollte.

Es wird darauf hingewiesen, dass besonders bei Frühgeborenen und kleinen Säuglingen mit besonderer Vorsicht vorzugehen ist – das gilt aber für jedes Medikament. Zudem würde auch bei Frühgeborenen Paracetamol ohne bekannte Nebenwirkungen eingesetzt.

Weitere Fachliteratur

Das Core Curriculum of interdisciplinary Lactation Care empfiehlt, die an die Mutter verabreichte Dosis genau zu beachten und eher nicht zu stillen, wenn das Medikament in hohen Dosen oder über einen sehr langen Zeitraum gegeben wird. Andererseits sei dadurch, dass es auch in Säuglingen selbst Anwendung findet, bei sachgemäßer Anwendung nicht mit schweren Nebenwirkungen zu rechnen.

Auch die Leitlinie der Academy of Breastfeeding Medicine hält Paracetamol für ein sicheres Medikament. Die Gefahr der Toxizität, die sich bei Erwachsenen ergeben kann, sei wahrscheinlich nochmal geringer einzustufen.

Fazit

Du siehst also: Paracetamol in der Stillzeit ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein sicheres Präparat.

Das liegt vor allem daran, dass es sich in der Muttermilch nur in niedrigen Dosen findet – niedriger als das, was normalerweise bei Säuglingen therapeutisch angewendet wird. Anders als beispielsweise Diclofenac gehört es zu den Mitteln der Wahl bei Schmerzen oder Fieber in der Stillzeit.

Wie jedes andere Medikament sollte es umsichtig eingesetzt werden: Nur dann, wenn du es brauchst (ist ja irgendwie klar) und nur in normalen Dosen, die du idealerweise mit deiner Frauenärztin besprichst.

Quellen

embryotox.de

Drugs and Lactation Database

ABM Clinical Protocol #15: Analgesia and Anesthesia for the Breastfeeding Mother, 2017

Hale – Hale’s Medications & Mother’s Milk, Springer Publishing Company, 18. Auflage, 2019

Lawrence & Lawrence, Breastfeeding – A guide for the medical profession, Elsevier, 9. Auflage 2022

Campbell, Lauwers, Mannel, Spencer – Core Curriculum for Interdisciplinary Lactation Care, Jones & Bartlett Learning, 1. Auflage 2019

Nochmal zur Erinnerung: Diese Seite dient nur zu deiner Information und ersetzt nicht die ärztliche Beratung für deine individuelle Situation. Der Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit sollte immer mit deiner Frauenärztin abgesprochen und nicht allein anhand von Texten im Internet erfolgen 😉 Die Informationen auf dieser Seite werden unregelmäßig aktualisiert, können also teilweise „outdated“ sein.

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