Salbei und Salbeitee in der Stillzeit: Streng verboten! (Oder nicht?)

Salbei und Salbeitee wirken abstillend – das hört man als Stillende immer wieder. Ob das aber stimmt, worauf du achten solltest und welche Alternativen es gibt, lernst du in diesem Artikel: Erst in der Zusammenfassung, dann in ausführlichen Infos.

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Eine Tasse Salbeitee auf einem Tisch, daneben ein Bund frische Salbeiblätter.
Viele Hebammen empfehlen Salbeitee zum Abstillen oder bei zu viel Milch. Ob der Effekt wirklich eintritt, ist zumindest wissenschaftlich nicht nachgewiesen.
Foto: natalia bulatova / shutterstock.com

Los geht’s!

Das Wichtigste zusammengefasst

Salbei ist eine Heilpflanze: Aufgrund seiner Inhaltsstoffe (v. a. Gerbstoffe, ätherische Öle, Flavonoide) wirkt er sich positiv auf Schmerzen und Entzündungen aus und wird vor allem bei Halsentzündungen, Darm- und Hautproblemen eingesetzt. Wie jede Heilpflanze kann er auch Nebenwirkungen haben.

Salbei wirkt: Dass Salbei tatsächlich eine gesundheitsfördernden Wirkung hat, konnte in mehreren Studien gezeigt werden – seine Wirkung geht also über den Placeboeffekt hinaus. Deshalb ist es auf jeden Fall interessant zu wissen, ob auch Stillende davon profitieren dürfen.

Wirkt Salbei abstillend? Keinerlei Studien gibt es jedoch zu der Frage, ob Salbei tatsächlich abstillend wirkt. Er wird jedoch überall in der Welt zu genau dem Zweck eingesetzt – dieser Einsatz beruht jedoch auf „überliefertem Wissen“ und nicht auf knallharter Wissenschaft. Das heißt allerdings nicht, dass es nicht funktioniert.

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Du willst abstillen oder die Milchmenge reduzieren? Dann kannst du Salbei auf jeden Fall unterstützend nutzen. Damit du – falls du zu viel Milch hast – nicht zu viel auf einmal verlierst, starte mit geringen Mengen, zum Beispiel einer halben Tasse Salbeitee. Manche Frauen berichten von einer ultrastarken Wirkung, manche trinken den Tee kannenweise und bemerken überhaupt nichts.

Du hast generell wenig Milch? Dann verzichte besser auf Salbei. Es ist jedoch höchstwahrscheinlich nicht schlimm, wenn du versehentlich kleinere Mengen Salbei zu dir genommen hast, zum Beispiel in einem Rezept. Beobachte, was passiert und such dir rasch Hilfe, falls die Milchmenge tatsächlich abnimmt.

Mit Salbeitee gurgeln? Salbeibonbons essen? Wir halten es für unwahrscheinlich, dass dies einen großen Einfluss auf deine Milchmenge haben sollte. Ausschließen können wir es natürlich leider nicht.

Es gibt Alternativen: Es gibt andere Kräutertees, die du auch in der Stillzeit unbeschwert genießen darfst, zum Beispiel Kamillentee. Der hat ähnliche Wirkungen wie Salbeitee und keine uns bekannten Nebenwirkungen für die Milch.

Ausführliche Infos

Salbei ist eine Heilpflanze. Sogar der Begriff „Salbei“ stammt wohl von lateinischen „Salvare“, was „heilen“ bedeutet. Die Pflanze wird also schon lange aufgrund ihrer Heilkräfte genutzt.

Wie jede andere Heilpflanze – und jedes Medikament – enthält sie Inhaltsstoffe, die sich positiv auf die Gesundheit des Menschen auswirken, aber auch Nebenwirkungen entfalten können.

Wie bei jedem Medikament ist daher Vorsicht die Mutter der Porzellankiste: Es gilt, keine Heilpflanze unbedacht zu sich zu nehmen und schon gar nicht in zu großen Mengen.

Gerade für Stillende ist es manchmal schwierig die Übersicht zu behalten, was erlaubt und was „verboten“ ist, beziehungsweise welche Pflanze oder welches Lebensmittel sich wie auf die Sicherheit, die Milchmenge und ggf. auch den Geschmack der Muttermilch auswirken kann.

Schauen wir uns erstmal an, wofür Salbei ganz generell eingesetzt wird, ehe wir uns mit der Frage beschäftigen, ob auch du als Stillende ihn einnehmen solltest.

Salbei sieht auch ganz hübsch aus, hier schick angelegt neben einigen Minzesträuchern.
Foto: Jackie Hope auf Unsplash

Die Wirkung des Salbei in „normalen“ Zeiten

Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Salbei sind Gerbstoffe sowie Flavonoide und ätherische Öle, die sich bei der Anwendung als Tee im Wasser lösen.

Gerbstoffe helfen dabei, dass sich Gewebe „zusammenziehen“ kann, was bei der Wundheilung hilft und schmerzstillend sowie antientzündlich wirken kannQuelle. Auch vielen Flavonoiden wird eine antivirale und entzündungshemmende Wirkung nachgesagtQuelle.

Neben dem Einsatz als Geschmacksträger (zum Beispiel in Salbeibutter) wird Salbei in verschiedener Form zur Heilungsunterstützung angewendet. Dazu zählen Halsschmerzen (zum Beispiel Bonbons oder Essenzen zum Gurgeln), Magen-Darm-Beschwerden und manchmal auch bei Hautproblemen.

Besonders gern wird er als Tee eingenommen, wo er von den meisten Menschen bedenkenlos vertragen wird – auch wenn nicht jedem der Geschmack liegt.

Dass Salbei tatsächlich eine Wirkung hat, die über den Placebo-Effekt hinausgehen, konnte in mehreren Studien (von guter Qualität) gezeigt werdenBeispiel.

Wirkung in der Stillzeit

Natürlich wirken Salbei und Salbeitee auch in der Stillzeit so, wie es davor und danach tun: Also kommt die Frage auf, ob er dann nicht auch bei Halsschmerzen oder Magen-Darm-Verstimmungen eingesetzt werden kann.

Die Frage ist nicht ganz einfach zu beanworten.

Tatsächlich gilt Salbei in allen Industrieländern als abstillend. Dafür wird er einerseits absichtlich eingesetzt – zum Beispiel in der Abstillzeit, aber auch, wenn eine Mama zu viel Milch hat.

Andererseits wird er von Frauen, die gerade nicht abstillen wollen oder zu viel Milch haben, genau deshalb gemieden: Zu groß ist die Sorge, dass ungewollt zu viel Milch „verschwindet“ und das Baby nicht mehr genug abbekommt.

Ob diese Sorge berechtigt ist, weiß man eben leider nicht genau.

Die abstillenden Eigenschaften kann man vielleicht am besten als „altes Hebammenwissen“ bezeichnen. Kaum eine Hebamme oder Stillberaterin, die diese Wirkung der Heilpflanze nicht kennt. Gerade wenn zu viel Milch da ist, wird der Effekt des Salbeitees oft genutzt, um die Menge zu reduzieren. Dass Salbei in der Stillzeit „verboten“ ist, findet sich auch in allerlei Elternforen, sowie auch auf ganz vielen Internetseiten.

Das Problem ist aber: Es ist nicht bewiesen, dass Salbei abstillend wirkt.

Die Sache mit den Studien

Studien an Stillenden durchzuführen, ist für Forschende nicht gerade attraktiv:

  • Es herrschen hohe ethische Anforderungen, um Mama und Baby nicht zu schaden
  • Studien an Stillenden sind schwierig und aufwändig durchzuführen
  • Es ist wenig „Glanz“ in der Stillforschung
  • Forschung an Stillenden verspricht selten viel Geld einzubringen
  • Der medizinische Nutzen solcher Studien ist oft überschaubar

An diesen Problemen kranken ganz viele Themen in der Stillberatung: Es gibt wenig „Evidenz“, das heißt wissenschaftliche Beweise für oder gegen ein Hilfsmittel.

Und so ist es auch beim Salbei:

Uns ist keine Studie bekannt, die die Wirkung von Salbei auf stillende Mütter untersucht hätte – auch die Drug and Lactation Database kennt keine.

Heißt das, ich kann bedenkenlos Salbei in der Stillzeit zu mir nehmen?

Nein, nicht wirklich. Dass es keine Studien gibt, heißt nämlich nicht, dass es keine Wirkung gibt. Sie wurde einfach noch nicht ausreichend untersucht.

Da wirklich sehr viele Professionelle beschwören, einen Effekt bei der Einnahme von Salbei zu sehen – vor allem eine Milchreduktion – solltest du zumindest umsichtig damit sein. Also gerade dann nicht damit anfangen, wenn du gerade mal so genug Milch hast.

Andererseits besteht kein Grund zur Panik: Ein Schluck Tee, ein Bonbon, etwas Salbei als Gewürz wird höchstwahrscheinlich keinen großen Einfluss auf deine Milchmenge haben. Ja, es gibt Frauen, die das von sich behaupten – aber es ist unklar, wieviel daran wirklich am Salbei lag und wieviel am Placeboeffekt.

Ganz pragmatisch heißt das für dich:

  • Wenn du abstillen oder deine Milchmenge reduzieren möchtest, kannst du Salbei unterstützend ausprobieren
  • Solltest du Probleme mit einer zu geringen Milchmenge haben, meide Salbei am besten (und mit ihm zum Beispiel die Pfefferminze)
  • Hast du versehentlich geringe Mengen Salbei zu dir genommen: Keine Panik, es wird wahrscheinlich keine Auswirkung auf dich haben
  • Bist du unsicher, möchtest aber auf die ein oder andere Tasse Salbeitee auch in der Stillzeit nicht verzichten, starte mit einer geringen Menge und warte ab, was passiert.
  • Bemerkst du einen starken Rückgang deiner Milchproduktion, besorge dir rasche Hilfe

Ganz konkret: Salbeitee

Gerade Salbeitee erfreut sich großer Beliebtheit bei Abstill- oder Milchreduktionsplänen. Es ist unklar, wie viele der Inhaltsstoffe tatsächlich in den Tee übergehen und dann in dein Blut – in diesem Sinne ist auch unklar, ob eine Wirkung zu erwarten ist.

Du kannst zum Abstillen ganz pragmatisch mit einer Tasse am Tag starten, die du über den Tag verteilst. Oder du trinkt erst mal ein paar Schlucke, schaust, was passiert und erhöhst dann ggf. die Dosis.

Uns sind Frauen bekannt, die Salbeitee aufgrund ihrer zu großen Milchmenge angefangen haben. Am Ende tranken diese bis zu zwei Liter Salbeitee täglich, an der Milchmenge hat das aber nichts geändert.

Furchtbar ästhetisch sieht er aus, der Salbei. Wäre doch schade, wenn Millionen Stillende zu Unrecht darauf verzichten müssten.
Foto von Paulina H. auf Unsplash

Gurgeln

Das Gurgeln von Salbeitee kann helfen, dass er seine Wirkung ganz lokal entfaltet. Wie viele der Inhaltsstoffe aus der Schleimhaut deines Rachens in deinen Körper übergehen, ist nicht verlässlich zu sagen.

Ganz persönlich halten wir einen Einfluss auf die Milchproduktion durch Gurgeln von Salbeitee für sehr unwahrscheinlich.

Ganz konkret: Salbeibonbons

Salbeibonbon enthalten normalerweise etwa 1-2% Salbeiextrakt. Das ist sehr wenig und wir gehen nicht davon aus, dass ein einziges Bonbon deine Milch reduziert. Beweisen können wir es nicht, Studien gibt es auch nicht – wenn du also ein Salbeibonbon essen möchest, fange mit geringen Mengen an.

Hast du bereits versehenlich eines gelutscht, keine Panik: Du kannst jetzt eh nur abwarten, wahrscheinlich wird aber nichts passieren.

Alternativen, falls du lieber verzichten magst

Solltest du dir unsicher sein und auf Salbei lieber verzichten wollen – zum Glück gibt es reichlich Alternativen, die auch in der Stillzeit funktionieren:

  • Grüner Tee: Beim grünen Tee solltest du darauf achten nicht zu viel zu trinken (wegen des Koffeins), aber ansonsten ist er unbedenklich.
  • Fenchel-Anis-Kümmeltee: Alle drei Inhaltsstoffe des Fenchel-Anis-Kümmeltees finden sich häufig auch in marktüblichen Stilltee-Zubereitungen wieder, sind also bedenkenlos auch in der Stillzeit zu verzehren.
  • Früchtee: Früchtee kannst du normalerweise problemlos zu dir nehmen.
  • Pfefferminztee: Bei der Pfefferminze ist es ganz ähnlich wie beim Salbei: Ihr wird eine abstillende Wirkung nachgesagt, Belege dafür, dass das stimmt, gibt es aber nicht. Deshalb gelten für die die gleichen Tipps wie beim Salbeitee.
  • Rooibos-Tee: Wir haben bei unseren Recherchen keinen Grund gefunden, der uns glauben macht, dass du auf den südafrikanischen Rooibos-Tee verzichten solltest.
  • weitere Kräutertees: Bei jedem Kräutertee solltest du dich gut informieren, ob er eine schädigende Wirkung auf deine Gesundheit oder deine Stillzeit haben könnte.

Salbei in der Stillzeit – Fazit

Stillende sollten Salbei mit Respekt begegnen, da es verbreitetes Wissen ist, dass er abstillend wirken kann.

Gleichzeitig ist jede übergroße Angst vor ihm ebenfalls unangebracht, da er auf viele Frauen überhaupt keinen negativen Einfluss zeigt. Studien, die die abstillende Wirkung belegen, gibt es zudem nicht.

Möglicherweise reagieren Frauen ganz unterschiedlich auf die Pflanze – bei einigen wirkt sie stärker, bei anderen schwächer.

Hast du aus Versehen Salbei zu dir genommen, bleib entspannt und such die Hilfe, falls du sie brauchst. Überlegst du, Salbei absichtlich zu essen oder zu trinken, starte mit einer geringen Dosis.

Möchtest du abstillen oder deine Milchmenge reduzieren, starte ebenfalls mit einer geringen Dosis und steigere sie, falls du Bedarf hast.

Quellen

Mohrbacher, Breastfeeding Answers – A guide for helping families, 2. Auflage 2020

Lawrence & Lawrence, Breastfeeding – A guide for the medical profession, Elsevier, 9. Auflage 2022

Marasco, West, Making More Milk – The Breastfeeding Guide to Increasing your Milk Production, McGrawHill, 2. Auflage 2020

Lothrop, Das Stillbuch, Kösel-Verlag, 40. Auflage 2016

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