Kontrovers diskutiert wird die Frage, ob Mütter rauchen und stillen sollten. Ist es besser, direkt abzustillen? Oder lässt sich trotz des Rauchens weiterstillen?
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Lasst es uns so sagen: Ja, es wäre besser, gar nicht zu rauchen.
Aber wenn das nicht zur Debatte steht, ist Stillen beziehungsweise Weiterstillen die weitaus gesündere Lösung für dein Baby. Warum genau, steht ausführlicher im Beitrag.
Los geht’s!
Stillen und Rauchen: offizielle Empfehlungen
Es ist empfehlenswert, möglichst schon bei Kinderwunsch auf das Rauchen zu verzichten. Das macht es oft leichter, in der folgenden Schwangerschaft und Stillzeit rauchfrei zu bleiben.
Wenn in der Schwangerschaft beziehungsweise in der Stillzeit geraucht wird, lautet die Empfehlung: so wenig wie möglich! Jede Zigarette, die nicht geraucht wird, zählt.
Eine Zeitlang hieß es, Raucherinnen sollten besser nicht stillen, um die Weitergabe von Schadstoffen über die Muttermilch zu reduzieren. Inzwischen wissen wir aber: Der Vorteil der Muttermilchernährung überwiegt, auch wenn die Mama raucht.
Lass es uns etwas plakativ formulieren:
Lieber stillen und rauchen, statt nicht stillen und trotzdem rauchen.
Am besten wäre natürlich: stillen und nicht rauchen. Als Mamas möchten wir nur das Beste für unsere Babys und sie so weit es geht vor schädlichen Dingen beschützen. Im Falle von gesellschaftlich akzeptierten Genussmitteln wie Zigaretten ist das aber gar nicht so einfach.
Die Fakten: Das solltest du als Raucherin wissen
Rauchen schadet der Gesundheit. Dir und deinem Baby. Das ist ein wissenschaftlicher Fakt, der sich nicht leugnen lässt. Das wirst du auch von vielen Menschen in deinem Umfeld zu hören bekommen.
Schadstoffe in der Muttermilch
Schadstoffe, die beim Rauchen in den mütterlichen Blutkreislauf übergehen, sind auch in der Muttermilch zu finden. Das gilt sowohl für das Nikotin als auch für verschiedene andere Giftstoffe, die teils auch als krebserregend bekannt sind.
Nikotin wird unter anderem dafür verantwortlich gemacht, dass Babys mit rauchenden Eltern im Schnitt unruhiger sind und weniger gut schlafen. Der Nikotinabbau wird mit mehreren Stunden angegeben. Deshalb sollte möglichst zuerst gestillt und dann direkt geraucht werden. Im besten Fall kannst du mindestens eine, besser sogar zwei bis drei Stunden bis zur nächsten Stillmahlzeit vergehen lassen.
Passivrauch
Zigarettenrauch, der sich auf Kleidung und Möbeln ablegt, gibt stetig giftige Substanzen in die Atemluft ab. Raucherinnen und Raucher nehmen den kalten Zigarettenrauch oft nicht mehr wahr – aber glaub mir, er ist da!
Wird in den Räumen geraucht, in denen du dich auch mit deinem Baby aufhältst? Dann atmet ihr beide konstant Rückstände von Zigarettenrauch ein.
Du kannst den einwirkenden Passivrauch reduzieren, indem nur draußen und nicht in Anwesenheit des Babys geraucht wird. Das betrifft dann auch rauchende Familienangehörige, wenn du selbst nicht oder nicht mehr rauchst!
Auftretende Stillprobleme
Wird in unmittelbarer Nähe eines Babys geraucht, können Stillprobleme auftreten. Diese hier betreffen insbesondere Neugeborene und Säuglinge in den ersten Lebensmonaten:
- verspäteter Milcheinschuss
- reduzierter Saugreflex beim Stillkind
- niedrigerer Prolaktinspiegel bei der Mama und dadurch eventuell eine geringere Milchbildung
Verspäteter Milcheinschuss
Ein verspäteter Milcheinschuss betrifft dich unter Umständen auch, wenn du in der Schwangerschaft geraucht hast. Die initiale Brustdrüsenschwellung, also der Milcheinschuss, tritt im Schnitt zwischen dem 3. und 5. Tag nach der Geburt ein. Nach bestimmten Medikamenten unter der Geburt, nach einem Kaiserschnitt oder eben im Falle von Rauchen kann er aber auch einige Tage später einsetzen.
Das kannst du tun:
- Geduldig bleiben, wenn der Milcheinschuss nicht nach den üblichen 3 bis 5 Tagen eintritt.
- Viel Haut-an-Haut-Kontakt bieten, um die Milchproduktion in Gang zu setzen.
- Baby mindestens 12-mal in 24 Stunden anlegen. Je häufiger, desto besser!
Besprich dich mit deiner Ärztin und deiner Hebamme beziehungsweise Stillberaterin, wie ihr die Milchbildung weiter anregen könnt. Manchmal kann es notwendig werden, dass dein Baby übergangsweise zugefüttert werden muss. Lass dir stillfreundliche Methoden zeigen und gib nur kleine Portionen, die auch der Muttermilchmenge entsprechen würden.
Wichtig: Kleinere Zufüttermengen lassen sich nach dem Milcheinschuss oft einfach wieder ausschleichen. Deine Stillberaterin begleitet dich dabei!
Schwacher Saugreflex
Das gilt auch für den Saugreflex, der bei Stillkindern mit rauchenden Eltern manchmal etwas reduziert sein kann. Dein Baby saugt dann weniger und ruft dadurch auch weniger Muttermilch ab, sodass deine Brust weniger Muttermilch produziert.
Das kannst du tun:
- Bleib geduldig!
- Massiere deine Brust mit sanften Handstrichen beim Stillen, um den Milchfluss anzuregen. Du kannst sie auch anwärmen, damit die Milch leichter fließt.
Häufig reicht es aus, den Milchfluss stetig zu halten, damit der Saugreflex wieder ausgelöst wird, dein Baby aktiv saugt und schluckt. Längere Pausen führen dagegen eher zu einem Nickerchen. Das ist aber nicht schlimm, solange dein Baby gut zunimmt!
Wenn du dir Sorgen um die Gewichtszunahme machst, hol dir bitte Unterstützung in Form einer Stillberaterin dazu. Dann könnt ihr weitere Maßnahmen besprechen, die zu eurer individuellen Situation passen, um den Saugreflex zu trainieren.
Was uns zum letzten Punkt der häufigeren Stillprobleme bringt: Das beim Rauchen aufgenommene Nikotin wirkt sich auf den Prolaktinspiegel aus. Der wiederum ist dafür verantwortlich, dass dein Körper Muttermilch in der erforderlichen Menge produzieren kann.
Probleme mit der Milchbildung
Teilweise kann es deshalb schwieriger sein, die Milchbildung anzukurbeln. Beobachtet wird das oft in Kombination mit
- einem niedrigem Geburtsgewicht,
- einer medizinisch bedingten Trennung von Mama und Kind direkt nach der Geburt und
- einem zu seltenen Anlegen in den ersten 14 Tagen nach Geburt.
Das kannst du tun:
- Versuche, so viel Hautkontakt wie möglich aufzubauen, vor allem in den ersten Lebenstagen und im Krankenhaus.
- Leg dein Baby zuhause so oft wie möglich an!
- Reduziere den Zigarettenkonsum so weit wie es geht.
Ob und wenn ja, wie viel du unter Umständen zufüttern müsstest, ist sehr individuell. Besprich das unbedingt mit deiner Stillberaterin und deiner Kinderärztin.
Es gibt übrigens auch Raucherinnen, die keine der genannten möglichen Hindernisse bewältigen mussten. Stillen, insbesondere Vollstillen und Rauchen ist grundsätzlich möglich.
Falls du dich eines fragen solltest: Alkohol in der Stillzeit hat keinen positiven Effekt auf die Milchbildung, im Gegenteil: Wenn die Mama Alkohol getrunken hat, trinken ihre Babys in der Folgezeit eher weniger.
Gesundheitliche Risiken
Bei Babys rauchender Eltern werden häufiger unspezifische Symptome beobachtet wie
- Unruhe,
- Koliken,
- Erbrechen und Durchfall.
Im Vergleich zu gestillten Babys von Nichtrauchern treten bei Babys mit rauchenden Müttern auch häufiger
- Mittelohrentzündungen,
- Atemwegsinfekte,
- Magen-Darm-Erkrankungen und
- Gedeihstörungen auf.
Auch das Risiko eines plötzlichen Kindstods (SIDS) steigt in Raucherhaushalten im Vergleich zu Haushalten, in denen nicht geraucht wird.
Allerdings wäre nicht-Stillen und Rauchen die Kombination, bei der dein Baby die positiven Effekte durch die Muttermilch nicht erhält, gleichzeitig aber dem Gesundheitsrisiko des Rauchens ausgesetzt bleibt.
Wenn du weiter stillst, dann erhält dein Liebling bei jedem Stillen zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe, die insbesondere sein Immunsystem und seinen Darm stärken. Die Gewichtszunahme ist oft stabiler, Magen-Darm-Erkrankungen und Mittelohrentzündungen fallen weniger schwer aus.
Wenn du nur gelegentlich rauchst …
Du rauchst höchstens ab und an mal eine einzelne Zigarette oder fragst dich, ob du vielleicht in seltenen Ausnahmefällen vielleicht doch ein oder zwei mehr rauchen könntest?
Dann …
… stille am besten vor der Gelegenheitszigarette und versuche, die nächste Stillmahlzeit möglichst weit nach hinten zu schieben.
… weiche auf eine andere Schlafgelegenheit aus, wenn ihr normalerweise Co-Bedding macht, also das Familienbett teilt.
… denk daran, die Kleidung zu wechseln und dir Gesicht und Hände zu waschen.
Extra abpumpen und die Muttermilch verwerfen ist in aller Regel nicht nötig!
Tipps und Hinweise zum Stillen und Rauchen
Diese Tipps gelten generell, wenn du stillst und rauchst. Sie sind außerdem gute Anhaltspunkte für Partner und weitere nahe Familienangehörige, die rauchen.
- Zigarettenmenge reduzieren!
Jede Zigarette weniger ist ein Gewinn. Sowohl für die eigene Gesundheit als auch für die Gesundheit des Stillkinds. - Erst stillen, dann rauchen!
Nach dem Stillen rauchen, um möglichst eine Stunde Abstand zur nächsten
Stilmahlzeit zu erreichen. Die Nikotin-Konzentration ist direkt nach dem Rauchen am höchsten und sinkt binnen einer Stunde deutlich ab. - Hände waschen!
Gesicht und Hände nach dem Rauchen gründlich waschen. Möglichst auch die Kleidung wechseln beziehungsweise Rauchkleidung parat halten, die nach dem Rauchen schnell wieder abgelegt werden kann. Der giftige Zigarettenrauch legt sich auf der Haut und auf der Kleidung ab und wird im Laufe der Zeit immer wieder in die Atemluft abgegeben. Das lässt sich mit entsprechender Hygiene und Wechselkleidung reduzieren. - Draußen rauchen!
Rauchen nur an der frischen Luft, nicht in geschlossenen Räumen und nicht in Anwesenheit des Babys. So kann sich der Zigarettenrauch kaum auf Möbeln und in den Räumen selbst ablagern – der Passivrauch fürs Baby wird reduziert. - Kein Co-Bedding!
Zum Schlafen auf die Rückenlage achten und Babys in einem eigenen Bett ablegen. Stillen reduziert das Risiko für SIDS, Passivrauch durch eine rauchende Mama beziehungsweise einen rauchenden Papa kann das Risiko wieder erhöhen. Ein eigenes Bett im Elternzimmer wird deshalb dringend empfohlen, ebenso wie die Rückenlage.
Zusammenfassung
Ja, es wäre definitiv besser, wenn du nicht rauchst. Aber, und das ist ein großes Aber: Wenn du weiterhin rauchst, ist es trotzdem besser zu stillen, als extra abzustillen. Das Stillen liefert wichtige Bausteine für die gesunde Entwicklung deines Kindes.
Häufige Fragen zum Stillen und Rauchen
Muss ich abstillen, wenn ich rauche?
Nein. Generell sollten sehr starke Raucherinnen mit mehr als 15 Zigaretten pro Tag ihren Konsum überdenken. Vor allem, um ihre eigene Gesundheit zu schützen! Rauchen ist aber kein echtes Stillhindernis mehr, so wie man vor einigen Jahren noch dachte.
Grundsätzlich solltest du so wenig wie möglich rauchen, jede nicht gerauchte Zigarette ist wichtig für deine und die Gesundheit deines Kindes.
Vom Abstillen, um regelmäßig oder auch nur gelegentlich eine Zigarette zu rauchen, wird ausdrücklich abgeraten!
Worauf muss ich beim Stillen achten, wenn ich rauche?
Bitte beachte allgemeine Hinweise wie:
- Hände und Gesicht waschen nach dem Rauchen
- Kleidung wechseln
- Kein Familienbett/Co-Bedding für dein Baby
Raucherinnen erleben außerdem häufiger Stillprobleme, die Babys sind insgesamt unruhiger und erkranken häufiger an Magen-Darm- oder Atemwegsinfekten. Stillen ist aber generell möglich. Bitte hol dir bei Bedarf eine erfahrene Stillberaterin dazu, die dich bei auftretenden Problemen unterstützt.
Was ist, wenn ich nur gelegentlich rauche, aber stille?
Wie bei anderen Genussmitteln auch, ist ein Abstillen in aller Regel nicht notwendig.
Es gelten die allgemeinen Hinweise, damit dein Baby oder Kleinkind mit so wenig Nikotin und weiteren Giftstoffen wie möglich in Kontakt kommt.
Wenn das möglich ist, lege die Gelegenheitszigarette möglichst so, dass dein Kind gerade gestillt wurde und eine Zeitlang nicht mehr gestillt werden will. Mindestens eine Stunde Abstand zur letzten Zigarette wird empfohlen, zwei bis drei Stunden Abstand wären noch besser.
Wasch dein Gesicht und deine Hände und wechsele die Kleidung, um Passivrauch-Ausdünstungen zu reduzieren. Und still ansonsten ganz normal weiter.
Ist dampfen/vapen beim Stillen so schlimm wie rauchen?
Die wissenschaftliche Datenlage zum dampfen/vapen ist noch ziemlich dünn. Das heißt: Wir wissen noch nicht sicher, wie sich dampfen/vapen (mit Nikotin) auswirkt. Deshalb ist es am besten, wenn du die Hinweise zum Stillen und Rauchen übernimmst, auch wenn du keine klassische Zigarette rauchst.