Heute aus unserer Kategorie „Schnelle Fragen, schnelle Antworten“ eine Frage von Kati aus unserer „analogen“ Stillberatung in Hamburg: Was ist eigentlich ein verstopfter Milchgang?
Was das ist, wie es entsteht und wie du damit umgehst, lernst du hier.
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Los geht’s!
Ganz kurze Anatomiestunde
Deine Brust ist eine Drüse. Würde man sie sich unter dem Mikroskop anschauen, würde man unzählige winzig kleine „Bläschen“ finden, in denen die Milch gebildet wird.
Diese Milchbläschen münden in einen winzigen Gang, oder Kanal, durch den die Milch während des Milchspendereflexes geleitet wird.
Diese winzigen Milchkanäle vereinigen sich mit weiteren unzähligen Milchkanälen, die dadurch immer größer werden, bis an der Brustwarze etwa 15-20 relativ große Milchkanäle in einer Öffnung enden – aus diesen kommt die Milch aus deiner Brust heraus.
Wenn du mal versuchst, etwas Milch auszustreichen, siehst du, dass diese nicht nur an einer Stelle, sondern aus mehreren kleinen Poren aus der Brustwarze kommt. Hinter jeder dieser Poren verbirgt sich ein Milchkanal.
Und diese Kanäle, oder eben auch die kleineren, tiefer liegenden Verästelungen, können „verstopfen“.
Was heißt „verstopfen“?
Es ist nach neueren Erkenntnissen nicht so, dass ein einzelner Milchgang verstopft. Die Kanäle/Gänge, die von den Milchbläschen zur Brustwarze verästeln sich und vereinigen sich wie wild, sodass immer eher ein ganzes „Areal“ verstopft ist, als ein einzelner Gang.
Was genau dazu führt und wie genau eine Verstopfung aussieht, ist Gegenstand der Forschung. Derzeit geht man davon aus, dass es oft eine Art Ungleichgewicht der gesunden bakteriellen Flora ist, die zu einer Einengung der Milchgänge führt.
Diese Erklärung ist nur die halbe Wahrheit: Denn auch weiterhin haben Theorien bestand, nachdem die Milch bei manchen Frauen auch zum „Verdicken“ neigt (deshalb wird bei wiederholtem Milchstau auch manchmal Lecithin gegeben). Außerdem kann auch eine überaktive Brust bei zu viel Milch oder andere Gründe zum Phänomen der verstopften Milchgänge führen – hinter dem also nicht immer auch eine echte „Verstopfung“ stecken muss.
Warum kommt es zu so einer ungesunden Verteilung von Bakterien wie oben beschrieben? Dafür gibt es viele Gründe, wie eine genetische Veranlagung, Antibiotikagebrauch, Kaiserschnittgeburt, Milchpumpennutzung und einige mehr.
Puh, ganz schön kompliziert. Aber wie gesagt: Das ganze Thema ist im Wandel und niemand kennt bisher die genaue Wahrheit.
Nun aber zu dem, was du wirklich wissen musst, wenn du einen verstopften Milchgang vermutest: Woran erkennst du ihn genau und was solltest du tun?
Symptome verstopfter Milchgänge
Die Symptome verstopfter Milchgänge ähneln denen eines Milchstaus, der sich ja wie oben beschrieben daraus entwickeln kann.
Die Symptome treten oft langsam und zunehmend auf.
- Die Brust ist empfindlich, schmerzt an der betroffenen Stelle vielleicht etwas.
- du spürst vielleicht einen „Knoten“ an der betroffenen Stelle, also eine Verdickung, wenn du mit dem Finger danach fühlst.
- die Stelle kann ganz leicht überwärmt oder gerötet sein, wobei das schon auf eine beginnende Entzündung hinweisen würde.
Manchmal wird ein verstopfter Milchgang von einem kleinen Milchbläschen begleitet, das du auf der Brustwarze sehen kannst.
Übrigens: Nicht jedes kleine Knötchen und nicht jedes unwohle Gefühl in der Brust ist gleich ein verstopfter Milchgang oder etwas anderes „unnormales“.
Gerade am Anfang der Stillzeit während des Milcheinschusses kann die Brust übervoll, gerötet und schmerzhaft sein, aber auch zum Beispiel nach einer längeren Nacht ohne Stillen können leichte Ödeme, Knötchen und dezente Schmerzen normal sein.
Meist lösen diese Symptome sich nach wenigen Stunden (und Stillmahlzeiten) wieder. Eine bakterielle Entzündung entsteht nicht in kürzester Zeit.
Was tun?
Nun kann sich aus so einem verstopften Milchgang also ein Milchstau oder sogar eine Brustentzündung entwickeln.
Du solltest also handeln, wenn du bei dir eine solche Verstopfung feststellst.
Wenn du unsicher bist, ob das, was du spürst, behandelt werden muss, wende dich am besten zeitnah an deine Hebamme oder eine Stillberaterin in der Nähe.
Folgende Tipps können dir helfen:
- Still nach Bedarf: Das heißt, dass du dein Baby soviel anlegen sollst, wie es mag. Verzögere das Anlegen nicht durch Schnuller o. ä., aber du musst die Brust auch nicht auf Teufel komm raus leeren, wie das früher manchmal bei verstopften Milchgängen empfohlen wurde.
- Kinn Richtung Verstopfung: Der Ort, an dem sich das Kinn deines Babys befindet, wird in der Regel am besten von ihm geleert. Platziere sein Kinn also so, dass es in der Richtung der verstopften Stelle liegt.
- Stillen statt Pumpen: Milchpumpen können nicht auf die gleiche Weise die Brust leeren, wie dein Baby es kann. Wenn es also möglich ist, still, statt zu pumpen (das gilt natürlich nicht, wenn du aus welchem Grund auch immer auf die Pumpe angewiesen bist).
- Vermeide Stillhütchen: Stillhütchen sind in manchen Situationen das letzte Mittel, was Hilfe verspricht, sollten aber mit Bedacht angewendet werden. Ohne Stillhütchen kann die Milch besser fließen, dein Baby die Brust besser entleeren und durch den direkten Kontakt mit dem Mund deines Babys kann sich auch das Mikrobiom auf natürlichere Weise entwickeln.
- Such rechtzeitig Hilfe: Bemerkst du Schmerzen, eine Rötung oder Überwärmung oder fühlst dich unwohl, solltest du deine Hebamme, Stillberaterin oder Frauenärztin ansprechen, weil sich hier die ersten Zeichen eines komplizierteren Milchstaus oder einer Mastitis zeigen können.
Das wichtigste ist: Ruhe bewahren. Bei einem hartnäckig verstopften Milchgang, bei Hinzukommen anderer Symptome oder wenn du dir Sorgen machst, such dir rechtzeitig Hilfe. Das kann manchmal auch einfach ein Gespräch sein mit jemandem, der sich auskennt – zum Beispiel im Rahmen einer Online-Stillberatung.