Das „Bergauf-Stillen“ ist eine der typischen Stillpositionen im Sitzen und wird manchmal auch als Stillen im „Hoppe-Reiter-Sitz“, als „Australia-“ oder „Koala“-Haltung bezeichnet. Sie alle meinen das Gleiche: Dein Baby „sitzt“ aufrecht auf deinem Bein und trinkt von vorn an deiner Brust.
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Aufgepasst: Manche bezeichnen auch das „laid-back“-nursing als „Bergauf-stillen“, weil das Baby ebenfalls manchmal seinen Kopf höher als den Körper hat. Das ist beim laid-back nursing jedoch kein Muss – die Bezeichnung kommt eher daher, dass die Mama dabei entspannt zurückgelehnt liegt. In diesem Artikel geht es um die Haltung, bei der du aufrecht sitzt und dein Baby auf deinen Beinen hockt 🙂
Wie das Bergauf-Stillen funktioniert, wann es sich anbietet und ob es auch schon bei Neugeborenen funktioniert lernst du hier. Vielleicht gefällt dir auch unser Buch mit über 30 Illustrationen, die dir das richtige Anlegen und die Stillposition näherbringen (oder einer Freundin, die ihr Kind erwartet!
Los geht’s!
Wann ist das Bergauf-Stillen sinnvoll?
Für viele junge Mamas sieht diese Stillposition etwas gewöhnungsbedürftig aus: Da sitzt du auf dem Sofa, einem Stuhl oder an der Bettkante und dein Baby sitzt einfach aufrecht auf deinem Bein?
Zugegeben: Nicht die einfachste Position für den Anfang und du musst dein Kind natürlich gut unterstützen, je kleiner es ist.
Trotzdem hat die Position gewisse Vorteile – auch für frische Neugeborene:
- Vertrauen und Kontrolle: Dein Baby hat beim Hoppe-Reiter-Sitz selbst viel „Gestaltungsspielraum“ und kann gut mitbestimmen, wann und wie es andockt. Gleichzeitig hast du eine gute Sichtkontrolle, auf das was es da tut. Von Nachteil ist, dass du durch das Stützen deines Kindes (gerade bei Neugeborenen) weniger Möglichkeit hast, die Brust zu greifen.
- Die Milch schießt heraus: Manche Mamas haben viel Milch und dabei oft einen sehr starken Milchspendereflex. Gerade beim ersten Reflex einer Mahlzeit kommt dann in kurzer Zeit sehr viel Milch mit recht hohem Druck aus der Brust heraus. Damit sind viele Babys überfordert. Sie würgen und verschlucken sich, husten und docken von der Brust ab. Das kann das Stillverhältnis gerade zu Beginn problematisch machen. Beim Bergauf-Stillen kann helfen, den Milchfluss etwas zu verlangsamen und durch die aufrechte Position deinem Baby das rasche Schlucken zu erleichtern. Es ist jedoch kein garantiertes Rezept für dieses Problem.
- Bei Milchstau: Stillst du dein Kind in der Wiegehaltung, wird in der Regel die innere Hälfte der Brust besonders gut entleert – das klappt nämlich immer dort am Besten, wo das Kinn deines Babys an der Brust liegt. Hast du einen Milchstau in einem der unteren Quadranten, kann der Hoppe-Reiter-Sitz eine Möglichkeit sein, auch diese Region besser zu entleeren. Analog dazu kann die Position sinnvoll sein, wenn du wunde Brustwarzen in einer anderen Region hast, die dann geschont wird.
- Wach bleiben: Manche Neugeborene sind an der Brust schnell müde, was ein Problem werden kann (zu geringe Nahrungsaufnahme und Gewichtszunahme). Oft bleiben Kinder in dieser Position etwas länger wach, als wenn sie „gemütlich“ an der Brust liegen.
- Bei Reflux: Manchmal heißt es, dass Babys mit Reflux vom Hoppe-Reiter-Sitz profitieren können, also diejenigen, die besonders viel spucken oder denen besonders viel Mageninhalt wieder hochkommt.
- Verstopfte Nase: Du kennst das vielleicht selbst, wenn du Schnupfen hast: Im Stehen oder Sitzen fühlt sich Nase gar nicht sooo verstopft an, aber kaum legst du dich hin – eben. Das Bergauf-Stillen kann also auch bei verstopfter Nase in manchen Fällen das Trinken erleichtern.
Wie es geht – die Anleitung
Das Berauf-Stillen im Hoppe-Reiter-Sitz ist nicht supereinfach, vor allem dann, wenn dein Baby noch klein ist (größere Kinder, die vielleicht sogar schon laufen können, nehmen diese Position ganz natürlich von selbst ein).
- Setz dich: Such dir einen gemütlichen Platz, zum Beispiel auf dem Sofa. Polstere dir den Rücken gut aus oder lehn dich so an, dass du entspannt sitzen kannst.
- Positionier dein Baby: Dein Baby nimmt auf deinem Schoß Platz, entweder auf einem Oberschenkel oder auf beiden. Seine Beinchen sind weit gespreizt, sodass sie sich um dein Bein herumschlingen. Du musst es gut, stützen je kleiner es ist, desto besser, damit es nicht in sich zusammensinkt und keine Schäden an seinem Rücken auftreten. Sein Kopf sollte in etwa auf Höhe deiner Brustwarze sein. Das kann sich schwierig gestalten, wenn deine Brust sehr groß oder die Brustwarze eher weiter unten ist. Dann ist vielleicht der Football-Griff eher etwas für dich.
- Lass andocken: Wenn ihr beide sicher und gemütlich sitzt, kannst du dein Baby andocken lassen. Warte, bis es den Mund weit öffnet und zieh es zu dir heran. Beug dich nicht vor, um ihm die Brust in den Mund zu führen. Es kann helfen, die Brust mit der freien Hand im C-Griff zu nehmen, damit es den „Brust-Sandwich“ besser in den Mund bekommt. Auch der DanCer-Griff kann helfen, dass dein kleines Neugeborenes (oder ein Kind mit geringer Muskelspannung) die Brust besser greifen kann.
- Du kannst auch „laid-back“ gehen: Wenn du dich jetzt zurücklehnst, sodass du dich in einer halbliegenden Position befindest, stillst du fast automatisch in der „laid-back“-Position, die von vielen Stillexpertinnen als sehr intiuitiv und wichtig wahrgenommen wird. Wenn du jetzt halb liegst, liegt dein Baby immer noch mit dem Kopf nach oben „bergauf“. Für Neugeborene kann das die Position super vereinfachen.
- Ggf. asymmetrisch anlegen: Beim asymmetrischen Anlegen nimmt dein Baby mehr vom Brustgewebe unterhalb der Brustwarze in den Mund. So kann es die Brust effektiver entleeren, was von manchen Autorinnen vor allem beim Hoppe-Reiter-Sitz für sinnvoll erachtet wird.
Und bei Neugeborenen?
Wie gesagt lassen sich auch Neugeborene „bergauf“ stillen. Sitzt du dabei aufrecht, ist das Halten des Babys nicht gerade einfach und erfordert Übung. Außerdem bleibt dir dann in der Regel keine Hand mehr frei, um den C-Griff oder DanCer-Griff durchzuführen – wenn das am Anfang der Stillzeit eh nicht schon alles etwas kompliziert wäre.
Sinnvoll erscheint es uns, dich in diesem Fall einfach zurückzulehnen – und dann eben in halb liegender, halb sitzender Position zu stillen, in der dein Baby dank Schwerkraft eher auf dir draufliegt, als dass du es selbst allzu sehr stützen musst.
Helfen lassen
Wie immer beim Stillen gilt: Hol dir schnell Hilfe!
Gerade am Anfang kann das Stillen echt etwas schwierig sein, vor allem das Anlegen. In verschieden Positionen anzulegen kann aber hilfreich nicht nur bei speziellen Problemen sein, sondern auch einfach Abwechslung hineinbringen.
Das Bergauf-Stillen im Hoppe-Reiter-Sitz ist nicht die komplizierteste Stillposition, aber auch nicht die am einfachsten anzuwendende. Es dir am Anfang möglichst ausführlich und häufig zeigen zu lassen, hilft auf jeden Fall, dass du sicherer stillen kannst und potentiell weniger Probleme erwarten musst.
Fazit
Das Bergauf-Stillen im Hoppe-Reiter-Sitz eignet sich in jedem Lebensalter deines Babys, ist aber nicht so leicht auszuführen, wenn du noch ein Neugeborenes stillst. Vorteilhaft ist er besonders bei starkem Milchspendereflex, wenn dein Baby Probleme hat, mit dem Trinken hinterherzukommen. Aber auch in einigen anderen Situationen kann es eine sinnvolle Position sein.
Lass dir auf jeden Fall helfen, wenn du die Möglichkeit dazu hast. Es ist noch keine Stillmeistern vom Himmel gefallen 🙂