Cetirizin in der Stillzeit

Cetirizin in der Stillzeit – ist das sicher? Oder solltest du das Medikament lieber nicht anwenden? In diesem Artikel erklären wir dir evidenzbasiert das wichtigste, was du wissen musst.

Foto einer Frau, die sich mit einem Taschentuch die Nase schnäuzt.
Heuschnupfen, allergische Bindehautentzündung, und so weiter – Cetirizin ist gerade in der Allergiesaison ein viel genutztes Medikament. Auch in der Stillzeit.
Foto: My July/shutterstock.com

Du bekommst zu nächst die wichtigen Infos in der Übersicht und dann ganz ausführliche Erläuterungen, die dir helfen, eine informierte Entscheidung zu treffen.

Aber Achtung:

Diese Seite dient nur zu deiner Information und ersetzt nicht die ärztliche Beratung für deine individuelle Situation. Der Einsatz von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit sollte immer mit deiner Frauenärztin abgesprochen und nicht allein anhand von Texten im Internet erfolgen 😉 Die Informationen auf dieser Seite werden unregelmäßig aktualisiert, können also teilweise „outdated“ sein.

Das Wichtigste zusammengefasst

Bevor wir dir die essentiellen Infos des Artikels zusammen, die allerwichtigste Info vorab: Ja, in der Regel ist Cetirizin ein Medikament, das du unbesorgt auch in der Stillzeit einnehmen kannst.

Was es ist: Cetirizin ist ein sogenanntes Antihistaminikum, welches bei allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen eingesetzt wird.

Nebenwirkungen: Es handelt sich um ein Antihistaminikum der 2. Generation, welches sich durch einen nur sehr gering ausgeprägten sedierenden Effekt auszeichnet. Weitere Nebenwirkungen treten ebenfalls eher selten auf.

Muttermilch: Cetirizin geht wahrscheinlich nur in sehr geringem Maße in die Muttermilch über.

Wirkung auf Stillkinder: Die Wirkung auf gestillte Kinder ist schlecht untersucht, es gibt nur sehr dezente Hinweise darauf, dass Cetirizin in der Muttermilch zu Schläfrigkeit beim Stillkind führen könnte. Manchmal wird deshalb empfohlen, das Medikament nicht regelmäßig und nicht in zu hohen Dosen anzuwenden.

Experten: Embryotox, die bekannteste deutsche Plattform zum Thema Medikamentensicherheit in Schwangerschaft und Stillzeit, rät nicht vom Gebrauch in der Stillzeit ab – der Übergang in die Muttermilch sei so gering, dass nicht von unerwünschten Wirkungen auf das Baby auszugehen sei.

Alternativen: Dimentiden ist als Alternative eher zu meiden, da es sich dabei um ein Erstgenenrations-Antihistaminikum handelt, das bei Einnahme eher zu Schläfrigkeit führen kann. Loratadin oder Desloratadin könnten laut Embryotox jedoch auch in der Stillzeit sicher eingenommen werden.

Wie immer gilt: Lass dich zur Einnahme von Medikamenten von deiner Frauen- oder Hausärztin beraten.

Und nun die ausführlichen Infos.

Was ist Cetirizin und wozu wird es eingesetzt?

Cetirizin ist ein sogenanntes Antihistaminikum, das die Wirkung von Histamin im Körper abschwächt. Das ist der wichtigste Botenstoff, der für allergische Symptome zuständig ist, also für den Schnupfen beim Heuschnupfen, die Hautrötung bei atopischer Dermatitis, und so weiter. Antihistaminika gibt es in mehreren „Formen“ und „Generationen“.

Die H1-Antihistaminika, zu denen auch Cetirizin gehört, richten sich an Allergien, während weitere Formen auch verstärkte Wirkung auf andere Organsysteme haben können.

Cetirizin gehört weiterhin zur zweiten „Generation“ von Antihistaminika, die sich von der älteren ersten Generation dadurch unterscheiden, dass sie einen geringeren Einfluss auf das zentrale Nervensystem haben: Antihistaminika der ersten Generation wirken stark sedierend (sie machen schläfrig), während dieser Effekt bei Cetirizin deutlich geringer ausgeprägt ist.

Mögliche Nebenwirkungen

Während die genannte Sedierung tatsächlich selten ist, können (ebenfalls eher selten) auch andere Nebenwirkungen, wie u. a. Kopfschmerzen, Mundtrockenheit usw. auftreten.

Die Sicherheit von Cetirizin in der Stillzeit

Wichtiger als die Frage nach möglichen Nebenwirkungen für dich ist dir vielleicht die Sicherheit von Cetirizin für dein Baby. Dazu haben wir dir Informationen aus den wichtigsten Quellen zusammengefasst.

Drug and Lactation Database

Die Database ist ein englischsprachiges Angebot, das zu einer sehr großen Zahl von Medikamenten und Lebensmitteln Daten zur Sicherheit in der Stillzeit bereithält.

Sie startet zunächst mit dem zusammenfassenden Hinweis, das geringe, vereinzelt eingenommene Dosen auch in der Stillzeit akzeptabel seien. Allerdings vermöge die längerfristige Einnahme zu einer Schläfrigkeit beim Kind sowie zu einer Verringerung der Milchmenge zu führen, vor allem, wenn noch weitere Medikamente (genannt wird beispielhaft Pseudoephedrin) eingenommen werden oder die Mutter noch am Beginn der Milchbildung stehe.

Die Ausführungen über die Dosis in der Milch zeigen einen eher geringen Übergang an, der nur einen Bruchteil der mütterlichen gewichtsangepassten Dosis bedeutet.

Über die Auswirkungen auf das Kind gibt es durchaus einige Untersuchungen, die jedoch entweder keine oder nur sehr geringe Auffälligkeiten zeigten, die keine medizinischen Interventionen benötigten und auch nie eindeutig auf das Medikament zurückzuführen waren.

Cetirizin ist in hohen Dosen in der Lage, die Basalrate des Prolaktins in der Mutter zu reduzieren, was theoretisch dazu führen könnte, dass sie weniger Milch bildet. Inwiefern dies ein praktisches Problem darstellt, ist nicht abschließend zu beurteilen.

Hale’s Medications

Hale’s Medications and Mother’s Milk ist sowas wie das englischsprachige Standardwerk bezüglich des Themas Medikamente in der Stillzeit.

Das Buch hält trotz der Bekanntheit des Medikaments nur wenige Infos dazu bereit. Die lange Halbwertzeit von 8 Stunden führe dazu, dass es nur ein mal täglich eingenommen werden müsse. Es gelangt schlecht in das Gehirn, sodass kaum sedierende Effekte auftreten.

Zum Übergang in die Muttermilch wird nur eine Studie an Hunden erwähnt, nach der Cetirizin sehr gering in die Milch gelange. Berichte über unerwünschte Wirkungen beim Kind werden nicht angegeben, es solle auf Schläfrigkeit, Mundtrockenheit und Änderungen im Trinkverhalten geachte werden.

Embryotox

Embryotox ist ein deutschsprachiges Angebot, das sich bezüglich der Sicherheit von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit vor allem an Fachpersonen richtet, aber auch Informationen für Familien bereitstellt.

Die Informationen zum Cetirizin in der Stillzeit sind auf Embryotox eher spärlich und ergänzen nichts weiteres zu den vorherigen Aussagen. Insgesamt gebe es laut bisherigen Erfahrungen keine Hinweise auf nennenswerte unerwünschte Wirkungen für das Kind, die aufgrund des geringen Übergangs in die Muttermilch auch nicht zu erwarten seien.

Cetirizin könne „in der Stillzeit eingenommen werden, ohne dass eine Stillunterbrechung nötig ist“.

Und was ist mit weiteren Antihistaminika?

Es gibt noch eine Reihe weiterer, seltener angewendeter Antihistaminika bei allergischen Symptomen, die wir hier nur am Rande besprechen.

Dimentiden (Handelsname z. B. „Fenistil“)

Zum Übergang in die Muttermilch liegen laut Embryotox keine Daten vor. Typische Symptome, die auch bei der Mutter auftreten können, wie Sedierung oder Unruhe, seien auch beim Säugling nicht auszuschließen. Es solle besser auf Loratadin oder Cetirizin zurückgegriffen werden.

Loratadin und Desloratadin

Zu Loratadin und Desloratadin hält Embryotox bisher keine weiteren Informationen bereit, jedoch würden bisherige Erfahrungen „nicht auf nennenswerte Unverträglichkeiten“ hindeuten. Die beiden Präparate könnten in Stillzeit eingenommen werden, „ohne dass eine Stillunterbrechung nötig ist.“

Fazit

Cetirizin ist, wenn ein Antihistaminikum zum Beispiel aufgrund von Heuschnupfen eingenommen werden muss, wahrscheinlich ein sicheres Präparat auch in der Stillzeit. Du solltest auf mögliche Symptome bei deinem Baby wie Schläfrigkeit oder Mundtrockenheit, sowie auf die Milchmenge achten.

Dass sich hier Unverträglichkeiten zeigen, sei laut mehrerer Quellen jedoch unwahrscheinlich, was vor allem auch auf den geringen Übergang in die Muttermilch zurückzuführen sei.

Quellen

Hale – Hale’s Medications & Mother’s Milk, Springer Publishing Company, 18. Auflage, 2019

Embryotox

Drug and Lactation Database

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