Erkältung in der Stillzeit? Trotzdem weiterstillen!

Eine Erkältung nervt immer, erst Recht in der Stillzeit, wenn mindestens ein Baby oder Kleinkind versorgt werden möchte. In diesem Artikel erzählen wir dir, warum du trotzdem weiterstillen solltest und welche Hausmittel und Maßnahmen dir bei den typischen Erkältungssymptomen helfen.

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Eine erkältete Frau auf einem Sofa, die sich die Brust hält und hustet, im Vordergrund einige Taschentücher. Stillen tut sie allerdings nicht auf diesem Foto.
Husten, Schnupfen, Heiserkeit –
das Abstillen zum Glück noch weit.
Foto: Pormezz/shutterstock.com

Los geht’s!

Wenn die Mama erkältet ist

Husten, Schnupfen, Halsschmerzen, vielleicht auch Kopfweh oder Fieber – erkältet sein nervt.

Und während wir uns „früher“ (vor dem ersten Baby) einfach ins Bett oder vor den Fernseher gehauen haben, ist da jetzt jemand anders, für den die neue Netflix-Thriller-Serie vielleicht nicht ideal geeignet ist:

Dein Stillbaby.

Dein Stillbaby möchte natürlich trotzdem Milch haben und wenn’s geht auch gerne weiter Muttermilch.

Ein alter illustrierter Mann aus einer berühmtem Cartoon-Serie klatscht in die Hände, darüber das Caption "Good News Everyone"
Good news everyone! Auch bei einer Erkältung darf gestillt werden.

Zum Glück darfst du auch bei einer Erkältung uneingeschränkt weiterstillen, sie ist kein Stillhindernis.

Es ist sogar gut für dein Baby:

Warum das Stillen mit Erkältung sogar gut für dein Baby ist

Wie du vielleicht weißt, enthält Muttermilch eine ganze Reihe Inhaltsstoffe, die wichtig für das Immunsystem deines Baby sind, darunter auch Antikörper.

Das sind einerseits unspezifische Antikörper, die ganz generell die Schleimhäute deines Babys vor Eindringlingen schützen. Andererseits sind es aber auch spezifische Antikörper gegen einzelne Krankheitserreger. Man spricht auch vom „Nestschutz„, den die Muttermilch deinem Baby bietet.

Hast du jetzt selbst Kontakt zu Krankheitserregern, fängt dein Körper rasch damit an, spezifische Antikörper dagegen aufzubauen. Du merkst vielleicht noch gar nichts von der Krankheit, aber im Blut ist schon einiges los.

Der Aufbau der Antikörper dauert ein paar Tage. Du wirst also vielleicht erstmal krank, fühlst dich elend, aber schon nach zwei oder drei Tagen geht es dir bei einer typischen Erkältung wieder besser.

Wir alle wissen seit Corona, dass wir auch schon vor Ausbruch der Krankheitssymptome ansteckend sein können. Das heißt: Dein Baby hatte wahrscheinlich schon längst Kontakt zu den Erregern, bevor du angefangen hast, zu husten.

Die spezifischen Antikörper, die du gegen den Erreger gebildet hast, gehen nun aber auch in die Muttermilch über: Dein Baby kriegt also frei Haus direkt genau den Schutz geliefert, den es gegen deine Erkältung braucht. Das schützt vielleicht nicht davor, dass es sich auch ansteckt – aber es kann zu einem deutlich milderen Verlauf bei deinem Baby führen.

Ein noch junges Baby liegt auf dem Bauch und schaut wütend in die Kamera.
„Abstillen wegen ein bisschen Schnupfen? Ich glaub es hackt!“
Foto: Kichigin / shutterstock.com

Typische Symptome und was du tun kannst

Jetzt stellen wir dir einige typische Symptome einer Erkältung vor und was du in der Stillzeit dagegen tun kannst.

Dazu sind drei Dinge unbedingt zu beachten:

  • Die meisten typischen Medikamente, die gegen Erkältungssymptome angewendet werden, fallen in der Stillzeit weg. Nicht unbedingt, weil sie schaden würden, sondern weil sie häufig nicht an Stillenden getestet wurden. Dementsprechend weiß niemand so richtig, was verträglich ist und was nicht. In den Packungsbeilagen steht daher häufig „Nicht in der Stillzeit anwenden“. Am ehesten kriegst du Klarheit, wenn du deine Frauenärztin fragst oder das Angebot von embryotox.de anschaust, die für eine riesige Menge Medikamente die wichtigsten Infos zur Anwendung in Schwangerschaft und Stillzeit zusammengetragen haben.
  • Das gleiche gilt auch für viele Hausmittel: Dass ein kühler Lappen auf der Stirn bei Fieber oder Kopfschmerzen harmlos ist, dürfte klar sein. Aber viele Kräuter, Lebensmittel oder Gewürze sind in der Stillzeit ebenfalls mit Vorsicht einzunehmen, manchmal weil sie potentiell deinem Baby schaden könnten, manchmal, weil sie abstillend wirken könnten. Aber auch hier gilt, dass die meisten Lebensmittel und Präparate einfach nicht an Stillenden getestet wurden.

Husten

Es gibt tausend Krankheiten, die zu Husten führen können. Eine Erkältung ist nur eine von ihnen – aber wahrscheinlich die häufigste.

Husten ist eine sinnvolle Einrichtung des Körpers, um Krankheitserreger loszuwerden (auch wenn andere Menschen im Umkreis sich nicht besonders darüber freuen), also solltest du nicht versuchen, ihn komplett abzuschalten. Dafür gibt es durchaus Medikamente, die solltest du aber vermeiden.

Darüber hinaus haben die wenigstens Hustensäfte einen evidenzbasierten Nutzen. Du musst also nicht zig Euro in der Apotheke für einen typischen Hustensaft ausgeben. Stattdessen ist es hilfreicher, die Heilung auch der Atemwege zu unterstützen, zum Beispiel mit typischen Hausmitteln.

Hausmittel bei Husten in der Stillzeit

Es gibt tausend verschiedene Hausmittel gegen Husten. Da wir selbst keine Naturheilkundler sind können wir dir nur einige „Highlights“ aus anderen Veröffentlichungen vorstellen und diskutieren, ob diese auch in der Stillzeit geeignet sind.

So empfiehlt die Apotheken-Umschau bei Husten Inhalationen mit heißem Wasser, was natürlich unproblematisch ist (Vorsicht, Verbrühungsgefahr!). Auch die Zugabe ätherischer Öle wird da erwogen (Vorsicht, Asthmatiker!). Hier könnte man einhaken und sagen: Hemmt Pfefferminz nicht die Milchbildung?

Tatsächlich ist das nicht erwiesen, und dass allein die Inhalation von Menthol abstillend wirken kann, ist extrem unwahrscheinlich.

Weiterhin wird auch Zwiebelsaft mit Kandiszucker, bzw. mit Honig empfohlen. Zwiebel wird nachgesagt, Blähungen nicht nur bei der Mutter, sondern auch beim Baby auslösen zu können. Dabei handelt es sich wahrscheinlich um einen Mythos – die blähenden Stoffe gehen nämlich nicht in die Muttermilch über.

Honig ist in der Stillzeit kein Problem, nur dein Baby sollte im ersten Lebensjahr wegen der Gefahr des Säuglingsbotulismus keinen Honig essen.

Schnupfen

Die meistgenutzten Mittel gegen Schnupfen sind Nasensprays oder -tropfen. Gegen kochsalzhaltige Sprays gibt es nichts einzuwenden, auf Zusätze von ätherischen Ölen oder ähnlichem solltest du verzichten (kann den Geschmack der Muttermilch zumindest theoretisch verändern).

Abschwellende Nasentropfen mit Xylometazolin sind okay. Zwar muss man bei Kleinkindern und Babys sehr auf die Dosis achten, weil der Wirkstoff gefährliche Nebenwirkungen auslösen kann, es ist jedoch nicht davon auszugehen, dass durch die Anwendung in deiner Nase kritische Dosen erreicht werden können.

Eine Frau putzt sich die Nase mit einem Taschentuch.
So gesund und perfekt geschminkt wie dieses Modell wollen wir auch mal aussehen, wenn wir erkältet sind.
Foto: My July / shutterstock.com

Hausmittel bei Schnupfen

Eine ganze Reihe und wie wir finden sehr schöne Liste an Hausmitteln bei Schnupfen hat praktischarzt gesammelt. Hier findest du einige Auszüge aus dieser Liste und ob diese Tipps stillverträglich sind. Auch hier natürlich wieder den Einschub beachten, dass die wenigsten Tipps tatsächlich an Stillenden untersucht wurden. Bemerkst du Probleme, sofort damit aufhören.

  • Heißen Tee trinken: Vorgeschlagen werden Kamille (kein Problem), Ingwer (sollte ebenfalls kein Problem sein), Eisenkraut (kein Problem), Holunder (wahrscheinlich kein Problem), Lindenblüten (keine Daten), Mädesüß (keine Daten), Thymian (keine Daten), Salbei (kann abstillend wirken!)
  • Scharfes Essen: Knoblauch, Zwiebeln, Rettich, Chili – all das kann den Geschmack der Muttermilch verändern und auch die scharfen Moleküle des Chilis können in die Milch übergehen – in der Regel verursacht all das aber keine Symptome beim gestillten Baby.
  • Kompressen: So lange du die genannten Kompressen (Senfmehl, Meerettich, Zitrone) im Gesicht über der Nase aufträgst und nicht direkt auf der Brust, sollte das unseres Ermessens kein Problem beim Stillen darstellen
  • Nasenspülungen mit Kochsalz: ebenfalls kein Problem
  • Inhalationen: in der Regel auch okay, siehe oben beim Husten
  • Bäder und Fußbäder: sollten ebenfalls problemlos anwendbar sein

Halsschmerzen

Halsschmerzen gehören bei vielen Erkältungen ebenfalls dazu. In der Apotheke gibt es auch dagegen ein ganzes Arsenal an Medikamenten.

Darunter fallen natürlich auch die typischen Schmerzmittel wie Ibuprofen und Paracetamol, die die beiden Schmerzmittel der Wahl in der Stillzeit sein. Lass dich von der Apothekerin beraten, ob die Mittel bei dir im Speziellen in Frage kommen.

Darüber hinaus gibt es viele lokal wirkende Schmerzmittel, für die es unseres Wissens keine Untersuchungen zur Sicherheit bei Stillenden gibt. Du solltest hier ebenfalls die Apothekerin fragen, welches Mittel sie dir empfehlen kann.

Hausmittel bei Halsschmerzen

Das wichtigste Hausmittel, das du bei Halsschmerzen (aber auch bei Husten, Schnupfen und Fieber) anwenden solltest ist: Ausreichend trinken.

Nicht nur hast du durch das Stillen einen etwas erhöhten Bedarf, die Bekämpfung des Erregers fordert ebenfalls eine erhöhte Trinkmenge. Gerade Halsschmerzen werden oft schlimmer, wenn nicht genug Flüssigkeit da ist, um für feuchte Schleimhäute zu sorgen.

Gurgeln mit Salzwasser oder Kamillentee ist eine gute Idee, mit Salbeitee aufgrund der potentiell abstillenden Wirkung solltest du aufpassen – jedoch ist das reine Gurgeln damit eher kein Problem.

Halte den Hals schön warm (Schal, Tuch, etc.), damit die Abwehrtruppe in deinem Körper perfekt arbeiten kann 🙂

Weitere Symptome

Neben Halsschmerzen, Husten und Schnupfen können bei einer Erkältung noch eine Reihe weiterer Symptome auftreten: Fieber, Bindehautentzündungen, Ohrenschmerzen und viele mehr.

Keines dieser Symptome stellt ein Stillhindernis dar und du solltest deine Frauenärztin oder Hausärztin konsultieren, wenn es dir schlecht geht oder wenn du Medikamente einnehmen möchtest, von denen du unsicher bist, ob sie stillverträglich sind.

Das gleiche gilt übrigens auch für die Grippe und sogar das Corona-Virus: War man früher unsicher, ob die Mama nicht sogar vom Baby getrennt werden sollte, ist man heute klar in der Aussage, dass das nichts bringt – treten bei der Mama Symptome auf, ist das Kind wahrscheinlich schon längst angesteckt und die Muttermilch schützt es zudem davor, allzu krank zu werden.

Die einzige Infektionskrankheit, die mit Husten etc. einhergeht ist die offene Tuberkulose – die ist aber zum Glück – wenn es durch die Migrationsbewegungen der letzten Jahre auch wieder mehr Fälle gab – selten geworden.

Fazit

Wenn du eine Erkältung hast, darfst du gut und gerne weiterstillen – es ist sogar gut für dein Baby, weil es deine Antikörper gefüttert bekommt und es ist auch gut für dich, weil du Komplikationen wie einen Milchstau dadurch vermeidest.

Wichtig sind vor allem Ruhe, ausreichend trinken und noch mehr Ruhe. Darüber hinaus gibt es einige Medikamente und Hausmittel, die dir helfen können. Im Zweifel sprich immer mit deiner Frauenärztin oder Apothekerin, welches Mittel für dich in Frage kommt.

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