Du möchtest Stillberaterin werden?

Stillberaterin werden ist in Deutschland ziemlich einfach: Theoretisch kannst du ohne jede Vorerfahrung loslegen, da „Stillberaterin“ kein geschützter Begriff ist.

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Eine Frau liegt erschöpft auf dem Bett im Krankenhaus, auf ihrem Bauch das frisch neugeborene Baby mit einem Mützchen bekleidet und zugedeckt. Schummriges Licht, im Hintergrund medizinisches Gerät.
Von der Geburt (oder sogar noch davor) bis zum Abstillen: Wenn du Stillberaterin werden willst, hast du es mit ganz unterschiedlichen Babys, Müttern und Situationen zu tun.
Foto von Sergey Novikov/Shutterstock.com

Warum es trotzdem Sinn macht, ein paar Dinge zu beachten; warum du dich auf jeden Fall fortbilden solltest und wie das am Besten geht, erfährst du hier.

Los geht’s!

Was macht eine Stillberaterin?

Eine Stillberaterin, manchmal sagt man auch Still- und Laktationberaterin, kann verschiedene Aufgaben haben, die sich jedoch in der Regel immer um die Beratung von Stillenden in allen „Lebenslagen“ drehen.

Dabei ist das Ziel immer, das Stillen auf die Art und Weise zu ermöglichen, die die Mama sich wünscht.

Das kann bedeuten, dass sie ein halbes Jahr ausschließlich stillen will, es kann aber auch bedeuten, dass sie nach vier Monaten in den Beruf zurückkehren muss und Anleitung und Hilfe beim Abpumpen und Zufüttern braucht.

Auch wenn Mütter primär abstillen wollen – das heißt, eigentlich gar nicht stillen – kann eine Stillberaterin Unterstützung leisten, damit es nicht zu Komplikationen kommt. Auch wenn, zugegeben, das sicher nicht die Hauptmotivation darstellt, um Stillberaterin zu werden.

Beraterinnen können dabei in einem Krankenhaus arbeiten und dort Mütter von Früh- oder Neugeborenen betreuen, sie können aber auch freiberuflich Hausbesuche durchführen. Einige haben sogar eine eigene Praxis.

Wenn du Stillberaterin werden möchtest, kommt dir, zumindest indirekt, auch eine gesellschaftliche Aufgabe zu. Das Stillen zu fördern bedeutet, Mütter- und Kindergesundheit zu fördern, das Gesundheitssystem zu entlasten und im Endeffekt auch, für mehr Glück zu sorgen: Denn eine Mama, die zum Stillen befähigt wird, wenn sie es will, aber ohne deine Hilfe nicht kann, ist eine glückliche Mama.

Wer kann Stillberaterin werden?

Jede und jeder kann Stillberaterin werden, zumindest theoretisch.

„Stillberater“ oder „Stillberaterin“ ist, wie oben schon kurz erwähnt, kein geschützter Beruf. Er erfordert keine besondere Ausbildung. Du kannst also einfach sagen: „Ich bin Stillberaterin“. Und schon bist du es. Das gleiche gilt für viele andere Berufe, zum Beispiel Fotografin.

Natürlich ist es aber nicht ganz so einfach: Ein Krankenhaus wird dich kaum einstellen, nur weil du dich selbst Stillberaterin nennst. Und auch Mütter mit Stillproblemen erwarten natürlich, dass du in irgendeiner Weise weißt, was du da berätst.

Es ist hilfreich, selber Kinder und schon einmal gestillt zu haben, aber kein Muss. Tatsächlich haben viele Stillberaterin selbst eine komplizierte Stillgeschichte hinter sich, die manchmal auch zum frühzeitigen Abstillen geführt hat. Manchmal erwächst gerade daraus der Wunsch, anderen zu helfen.

Um nicht mit leeren Händen (bzw. leerem Kopf) dazustehen, solltest du also eine Art Weiterbildung oder zumindest eine Fortbildung absolvieren.

Unterschiedliche Kenntnisse – unterschiedliche Weiterbildung

Je nachdem, welche Vorkenntnisse du hast, kommen für dich verschiedene Weiterbildungen in Frage.

Es gibt einige Ausbildungsinstitute, die ausschließlich Menschen mit medizinischen Vorkenntnissen weiterbilden. Also Krankenpflegerinnen und Kinderkrankenpflegerinnen, Hebammen, Ärztinnen und einige mehr. In der Regel orientieren sich diese Institute an den Zulassungskriterien für die IBLCL-Prüfung (was das ist, siehe weiter unten), die auch nur einige Berufgsgruppen zulassen.

Jedoch kannst du auch Stilberaterin werden, wenn du keine medizinische Vorbildung besitzen. In kürzeren Kursen liegt der Fokus hier mehr auf dem „Handwerk“, also dem Mindestmaß an Kenntnissen die es braucht, eine Stillende zu beraten und zu begleiten. Einige von diesen Instituten erlauben ihren Absolventinnen nur ehrenamtlich zu beraten (zumindest so lange sie es im Namen des Institutes tun).

Was beinhaltet die Weiterbildung?

Die Ausbildung zur Stillberaterin beinhaltet all das, was du wissen musst, um Frauen zu beraten. Wenn du selbst aus dem Medizinbereich kommst und eine entsprechende Weiterbildung machst, geht es auch um die Themen, die eher im Krankenhaus relevant sind, ansonsten eher um das, was eine Mama nach der Entlassung zuhause erwarten kann.

Typische Themen sind:

  • Anatomie der Brust, Physiologie und Pathologie der Milchbildung (= wie geht das normalerweise, was kann schiefgehen?)
  • Vor- und Nachteile der Muttermilchernährung, Zusammensetzung der Muttermilch
  • Richtiges Anlegen und Techniken
  • Das gesunde Baby: Wie entwickelt es sich, wie entwickeln sich Gewicht, Fähigkeiten usw., wie funktioniert Trinken, was erwartet man bezüglich Stuhl- und Urinausscheidung, etc.
  • Das kranke Baby: Welche relevanten Erkrankungen des Babys können einen Einfluss auf das Stillen haben, wie geht man damit um?
  • Probleme der Mama: Geburtsmethoden, Störungen der normalen Abläufe (z B. verspäteter Milcheinschuss), wunde Brustwarzen, Milchstau, usw.; aber auch vorbestehende Krankheiten und ihr Einfluss auf die Stillzeit
  • Weitere wichtige Themen im Stillkontext (Ernährung, Schadstoffe, milchfördernde Substanzen, Stillen in der Öffentlichkeit usw.)
  • Familienthemen (Rückkehr nach Hause, unterstützendes Netzwerk, Rückkehr zum Arbeitsplatz usw.)=
  • Förderung des Stillens, Gesundheitspolitik und Selbstermächtigung, Gesprächsführung mit Stillenden
  • und viele mehr

Welche Themen genau und in welchem Detail besprochen werden hängt davon ab, wo du die Weiterbildung machst. Insgesamt geht es aber immer darum, wie man möglichst vielen gesunden (oder kranken) Frauen mit gesunden (oder kranken) Kindern heil durch eine glückliche Stillzeit verhelfen lernt.

Wo kann man Stilberaterin werden?

In den deutschsprachigen Ländern gibt es einige Möglichkeiten, Stillberaterin zu werden. In Deutschland sind fast alle Regionen durch eines oder mehrere Institute abgedeckt, immer mehr werden auch Online-Weiterbildungen angeboten. Ob du also in Hamburg, München, Berlin oder NRW wohnst – du wirst überall eine Möglichkeit finden.

Auch Österreich und die Schweiz haben diverse Möglichkeiten, zudem sitzen in den deutschen Seminaren immer auch mal Kolleginnen aus den südlichen Nachbärländern.

Die bekanntesten Institute werden dir auf stillberaterin-werden.de ausführlich vorgestellt.

Was kostet es, Stillberaterin zu werden?

Die Kosten für die Weiterbildung schwanken, je nachdem wo du die Weiterbildung durchführst. Natürlich sind die längeren Kurse auch etwas teurer, während du bei den günstigeren dafür hinterher teilweise nur ehrenamtlich arbeiten sollst.

Einplanen musst du natürlich auch Übernachtungen und Verpflegung am jeweiligen Ausbildungsort, insofern die Weiterbildung nicht ausschließlich online erfolgt.

So kannst du (bei der AfS) mit wenigen hundert Euro rechnen, musst dafür bei anderen Instituten – je nachdem, ob du dafür auch mehrere Wochenenden Anreise und Unterkunft einplanen musst – mit mehreren Tausend Euro kalkulieren.

Was ist eine IBCLC?

„IBCLC“ ist ein international anerkannter und auch geschützter Begriff für Stillberaterinnen, die gewisse Voraussetzungen erfüllen. Die wichtigsten sind:

  • Nur Menschen (auch Männer) aus spezifischen medizinischen Fachberufen können IBCLC werden
  • Es muss eine stillspezifische Weiterbildung von insgesamt 90 Stunden erfolgt sein
  • Es müssen mindestens 300 Stunden in der Stillberatung gearbeitet worden sein
  • es muss eine (relativ schwierige) Prüfung abgelegt werden

Die Anforderungen, IBCLC zu werden sind damit recht hoch, jedoch ermöglicht dir die Weiterbildung das Arbeiten in anderen Ländern, in denen die Berufsbezeichnung ebenfalls anerkannt ist.

Um als freiberufliche Stillberaterin zu arbeiten musst du jedoch keine IBCLC sein, wenn es auch einige Vorteile hat (der Ruf; teilweise Anerkennung der Rechnungen durch Krankenkassen; bestimmte Berufsbilder im Krankenhaus).

Welche Jobs gibt es für Stillberaterinnen?

Wer Stillberaterin werden möchte, will natürlich auch wissen, als was man dann später arbeiten kann. Die typischsten Jobs sind diese:

  • Freiberufliche Beraterin: Du kannst dich beim Finanzamt freiberuflich melden und kannst dann direkt loslegen, Kundinnen deine Dienstleistung anzubieten. Dies kannst du als reine Hausbesuche anbieten, aber auch aus einer eigenen Praxis heraus lässt sich als Stillberaterin arbeiten. Auch Online-Beratungen sind möglich. Als freiberufliche Stillberaterin kannst du auch Stillgruppen leiten oder andere Fortbildungen anbieten. Hebammen, die ohnehin oft freiberuflich arbeiten, können ihre Arbeit durch die Stillberatung ergänzen.
  • Stillberaterin im Krankenhaus: Hast du eine medizinische Ausbildung, kannst du auch im Krankenhaus als Stillberaterin arbeiten. Leider machen die meisten das „oben drauf“ auf ihre bereits vorhandene Arbeitlsleistung. Jedoch besteht die Möglichkeit, durch die Zusatzweiterbildung in eine höhere Gehaltsklasse aufzusteigen. Außerdem bietet sich die Möglichkeit, Stillbeauftragte im Krankenhaus zu werden, was jedoch nochmal zusätzliche Weiterbildung erfordert.
  • In der Apotheke: Einige Stillberaterinnen arbeiten auch in einer Apotheke. Gerade in den sogenannten „babyfreundlichen Apotheken“ gibt es Bedarf an Beratung, zum Beispiel hinsichtlich Milchpumpen etc.
  • Weitere: Das Wissen um das richtige Stillen bietet natürlich auch darüber hinaus Berufsmöglichkeiten. In der Industrie bzw. freien Wirtschaft, in den Medien, und wer weiß, wo noch.

Was verdient man als Stillberaterin?

Wieviel du verdienst, hängt ebenfalls wieder von den Umständen ab, unter denen du arbeitest. Freiberuflich sind dir nach oben keine Grenzen gesetzt – du darfst nämlich als Freiberuflerin deine Preise selber festlegen. Erfahrungsgemäß reichen die Preise dort pro Stunde zwischen 40 und 100 Euro, je nach Ausbildungsstand der Beraterin und Stadt/Region.

In Wirklichkeit kommt es natürlich auch darauf an, wie viel Kundschaft herrscht: Nicht jede Frau ist bereit, für ihren Stillerfolg Geld zu bezahlen, zumal die Krankenkassen die Stillberatung noch nicht regelhaft übernehmen.

Im Krankenhaus kannst du dich, wenn du geschickt verhandelst, durch die zusätzliche Qualifikation über eine Hochstufung innerhalb der Tarifklassen freuen.

Fazit

Immer mehr Frauen, gerade nach eigener Stillerfahrung, interessieren sich dafür, Stillberaterin zu werden. In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich weiterbilden zu lassen. Die einzelnen Institute weisen jedoch teilweise immense Unterschiede hinsichtlich Zielgruppe, Umfang und Kosten auf, sodass du dich vor der Wahl genauer informieren solltest.

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