Wieviel trinkt ein Baby? Vor dieser Frage steht fast jede Familie in den ersten Tagen und Wochen nach Beginn des neuen Lebens. Die Trinkmenge eines Babys unterscheidet sich je nach Alter, Reife und einigen anderen Gründen.
Ob du nun stillst, zufütterst, oder beides kombinierst: Vielleicht machst du dir Sorgen, dass dein Baby zu wenig Milch bekommt.
Deshalb klären wir in diesem Artikel, welche Milchmenge bei einem Säugling angemessen ist und woran du erkennst, ob dein Baby genug oder zu wenig Muttermilch oder Formula-Nahrung erhält.
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Eine Warnung vorweg: Die Infos auf dieser Seite sind nach bestem Wissen und Gewissen erstellt worden. Trotzdem ist die benötigte Trinkmenge jedes Baby sehr individuell. Solltest du also ein akutes Problem haben, dann wende dich zeitnah vertrauensvoll an deine Kinderärztin, Hebamme oder Stillberaterin.
Trinkmenge Neugeborenes – Wieviel trinkt ein Baby im ersten Monat?
Die ersten 28 Lebenstage deines Babys ist es offiziell ein „Neugeborenes“. In diesen ersten 28 Tagen leistet deine Brust etwas erstaunliches: Aus wenigen Tropfen Vormilch am Tag der Geburt werden mehrere hundert Milliliter nach vier Wochen.
Wenn du überhaupt keine Zeit hast, diesen Artikel zu lesen, merke dir nur folgendes:
Die meisten Babys trinken am Ende des ersten Lebensmonats etwa 800 ml Muttermilch. Es gibt jedoch auch solche, die mit der Minimalmenge von 440 Millilitern klar kommen, während andere fast 1,2 Liter pro Tag trinken. Das hängt vom Stoffwechsel deines Babys und dem Kaloriengehalt deiner Muttermilch ab. Es macht keinen Sinn, dich mit anderen zu vergleichen, solange dein Kind gut gedeiht
Trinkmenge in den ersten Tagen – Muttermilch
Schon Monate vor der Geburt wird in deiner Brust die „Vormilch“, auch „Kolostrum“ genannt, produziert.
Die Vormilch ist die Flüssigkeit, die dein Baby in den ersten Tagen nach der Geburt zu sich nimmt. Sie ist reich an Antikörpern und Wachstumsfaktoren und erleichtert das Ausscheiden des Mekoniums.
Mekonium: Das Mekonium, auch Kindspech genannt, ist der Darminhalt eines Neugeborenen bei Geburt. Es ist zäh und schwarz und enthält u. a. Härchen und Zellen, die dein Baby in der Schwangerschaft verschluckt hat. Es sollte in den ersten wenigen Tagen zunächst in den Übergangsstuhl und dann in den Muttermilchstuhl übergehen.
Vor der Geburt hindert das Stillhormon Progesteron, dass allzu viel Muttermilch gebildet wird. Mit der Geburt sinkt der Progesteronspiegel jedoch stark ab, und endlich kann die Milchproduktion starten: Nach wenigen Tagen kommt es zum Milcheinschuss.
Vor dem Milcheinschuss ist die Menge an Vormilch jedoch sehr gering – es sind nur wenige Milliliter. Durch die geringe Menge Vormilch, die Ausscheidung des Kindspechs und den allgemeinen Flüssigkeitsverlust ist es völlig normal, dass dein Baby nach der Geburt Gewicht verliert.
Dieser Gewichtsverlust sollte jedoch nicht zu stark sein. Die WHO sagt, (und die WHO ist im Rahmen der Initiative Babyfreundliches Krankenhaus SEHR zurückhaltend mit Zufütterung), dass in folgenden Fällen zugefüttert werden muss:
- Bei Frühgeborenen unter 1500g oder früher geboren als in der 32. Schwangerschaftswoche
- Wenn dein Baby aufgrund eines medizinischen Problems Gefahr läuft, zu unterzuckern und nicht genug Muttermilch verfügbar ist
- Falls dein Baby ausgetrocknet ist und du nicht genug Muttermilch hast, um das rasch zu beheben
- Wenn dein Baby über 10% seines Geburtsgewichts verloren hast und es nicht klappt, rechtzeitig durch häufigeres Anlegen / Abpumpen o. ä. ausreichend Muttermilch zu geben
- Bei Einnahme mancher Medikamente, Drogen, sowie bei manchen Infektionskrankheiten
In den ersten Tagen wird dein Baby normalerweise täglich gewogen, um den Gewichtsverlauf genau zu bestimmen. Schon bei der Geburt werden Risikofaktoren für Unterzuckerung von der Hebamme bzw. deiner Geburtsklinik genau abgeklopft. Falls dir dein Baby in den ersten Tagen irgendwie komisch vorkommt (zum Beispiel schlapp, auffällige Hautfarbe, auffällige Atmung, etc.), dann solltest du es in jedem Fall sofort eurer Kinderärztin vorstellen.
Du brauchst dir in den ersten Tagen keinen Kopf zu machen, wie viel Milliliter dein Baby genau trinkt: Solange es regelmäßig gewogen wird, seine Windel voll ist (siehe unten) und du es sofort untersuchen lässt, wenn es dir schlapp oder blass oder ähnliches vorkommt, und sonst keine der WHO-Kriterien auf euch zutreffen, dann ist die genaue Trinkmenge nicht so wichtig.
Trinkmenge in den ersten Tagen – Zufütterung
Solltest du schon in den ersten Tagen zufüttern müssen oder wollen, werden die Hebammen oder Pflegerinnen dir sagen, wie viel dein Baby braucht.
Die Meinungen dazu gehen etwas auseinander, manche fangen mit 10 Milliliter Milch am ersten Tag an, dann am 2. Tag 20 Milliliter, und so weiter. In einem medizinischen Fachbuch wird 40-60 Milliliter pro Kilogramm für den ersten und 50-70 Milliliter für den zweiten Tag angegeben (das bezieht sich dann aber oft auf kranke Kinder). Anderswo heißt es, die Trinkmenge in den ersten Tagen betrage etwa 60-80 Milliliter insgesamt.
Allein aus offiziellen Quellen ergibt sich also für ein Baby mit 3 Kilogramm Geburtsgewicht eine Spannbreite von 30 bis 180 Milliliter am ersten Tag, 60 bis 210 am zweiten Tag.
Nach unserer Erfahrung läuft es in Geburtskliniken oft so: Die Pflegerin bringt eine Flasche Pre-Nahrung und sagt „Schauen wir mal, wie viel es will.“ 🙂
Wenn du in den ersten Tagen zufüttern willst oder musst, sprich deine Hebamme, Kinderärztin oder das Pflegepersonal im Krankenhaus an. Die genaue Trinkmenge, die dein Baby braucht, ist individuell sehr unterschiedlich und sollte in Absprache ausgewählt werden.
Trinkmenge nach der ersten Woche – Muttermilch
Nach einer Woche hat der Milcheinschuss bei den meisten Frauen bereits stattgefunden. Es wird jetzt Übergangsmilch produziert, die bald in die reife Muttermilch, naja: übergeht.
Bei den meisten Frauen beträgt die tägliche Muttermilchmenge jetzt etwa 300-550 Milliliter. Über 90% aller stillender Frauen produzieren jetzt mehr als 440 Milliliter.
Als stillende Mama brauchst du dir auch jetzt keine Gedanken machen, wie viele Milliliter genau dein Baby trinkt. Zeichen, dass dein Baby ab der zweiten Woche genug Milch bekommt, sind
- Dein Baby hat regelmäßig Stuhlgang: Muttermilchstuhl sieht aus wie „Hüttenkäse in Senfsauce“ und kann in der Konsistenz variieren, also eher flüssig, oder eher cremig sein. In den ersten Wochen kann dein Baby zwischen 2 und 8 volle Windeln haben (was Stuhlgang betrifft, es muss auf jeden Fall auch nasse Pipiwindeln haben!)
- Reichlich heller Urin: Es gibt keine ganz klare Menge, wie wie viele Windeln mit Pipi jeden Tag gefüllt sein müssen, um von „normal“ zu sprechen, aber mindestens 4-6 sollten es schon sein. Und nicht nur ein paar Tropfen – richtig volle Windeln.
- Du hörst das Schlucken beim Trinken: Wenn du in leiser Umgebung stillst und genau hinhörst, kannst du dein Baby schlucken hören. Das macht es nur, wenn es auch Milch bekommt, der Schluckreflex passiert nicht automatisch beim Saugen.
- Dein Baby ist zufrieden: Die meisten Babys werden ganz wild, wenn sie nicht bald nach den ersten Unruhezeichen Milch bekommen. Wenn sie dann aber ausreichend getrunken haben, sind sie beruhigt und zufrieden, manche hängen ein paar Minuten wie ausgeknockt auf deinem Arm herum. Hast du nicht genug Milch, ist dein Baby frustriert und schreit. Achtung: Wenn du schon längere Zeit keine Milch hast, kann ein Säugling auch lethargisch, also unnormal müde werden, was man als „Zufriedenheit“ fehlinterpretieren kann.
- Es nimmt gut zu: Nach dem initialen Gewichtsverlust und dem Erreichen des Geburtsgewichts sollte dein Baby etwa 20-30 Gramm pro Tag zunehmen. Natürlich muss das nicht jeden Tag so sein: Wenn du von heute auf morgen nur 10 oder 15 Gramm Gewichtszunahme feststellst, muss das nichts heißen. Aber wenn dein Baby nach einer Woche nur 70 Gramm zugenommen hat, weißt du, dass irgendetwas nicht stimmt.
An der Fülle deiner Brust, der Menge, die du abpumpst, der Stärke deines Milchspendereflexes oder der Häufigkeit und Dauer einer Stillmahlzeit kannst du in der Regel nicht ablesen, ob genug Milch da ist.
Eine alte Hebammen- und Kinderärztinnenregel lautet, dass dein Baby am 10. Lebenstag sein Geburtsgewicht erreicht haben sollte.
Eine große Studie, die in Pediatrics veröffentlicht wurde, zeigt jedoch, dass am 10. Tag gerade mal die Hälfte aller Neugeborenen wieder so viel wiegt, wie zur Geburt. Und dass es relativ normal ist, wenn Babys erst nach etwa 2 Wochen ihr Geburtsgewicht erreichen. Bei Kindern, die per Kaiserschnitt geboren wurden, dauert es sogar noch etwas länger.
Sollte dein Baby nach 14 Tagen noch nicht sein Geburtsgewicht erreicht haben, solltest du trotzdem Kontakt zu deiner Hebamme, Stillberaterin oder Kinderärztin aufnehmen. Wenn du Trink- oder andere Probleme bemerkst, natürlich schon vorher.
Die Stillprobe: Es kann sein, dass deine Hebamme, oder die Pflege auf deiner Wöchnerinnenstation in den ersten Tagen oder Wochen eine Stillprobe bei deinem Baby machen will. Dafür wird dein Kind auf einer sehr genauen Waage gemessen, bevor du es stillst und nachdem du es gestillt hast. So kann man feststellen, ob überhaupt Milch in deinem Baby landet.
Solche Stillproben wurden vor einigen Jahrzehnten noch ständig gemacht, aber das ist eigentlich nicht mehr nötig. Es gibt nämlich auch andere Kriterien, die darauf hindeuten, dass genug Milch da ist: Zum Beispiel ein klar hörbares Schluckgeräusch beim Kind. Trotzdem haben Stillproben auch heute noch ihren Platz in der Beurteilung der Trinkmenge eines Babys, gerade wenn es mäßig zunimmt.
Trinkmenge nach der ersten Woche – Flaschennahrung
Bei Babys, die mit Pre-Nahrung (oder mit abgepumpter Muttermilch) per Flasche ernährt werden, solltest du dich an die Angaben des Herstellers halten. In der Regel enthalten alle Pre-Nahrungen die genaue Dosierung je nach Alter oder Gewicht deines Kindes.
Typische Mengenangaben sehen zum Beispiel so aus (Vorsicht: Das ist nur ein Beispiel. Von Hersteller zu Hersteller können die Angaben variieren, immer nach der jeweiligen Packungsbeilage richten):
Alter | Flaschen pro Tag | Trinkmenge in ml |
1. Woche | 5-7 | 70 |
2. Woche | 6 | 100 |
3.-4. Woche | 5-6 | 130 |
5.-8. Woche | 5 | 170 |
3. und 4. Monat | 4-5 | 200 |
Es werden also über die Monate weniger Trinkmahlzeiten, aber größere Mengen pro Mahlzeit. Ab dem 5. Lebensmonat kommt dann die Beikost dazu (zumindest bei Kindern, die nicht voll gestillt werden).
Aber mein Kind hat immer noch Hunger, wenn die Flasche leer ist!
Hat es wirklich?
Eine kinderärztliche Kollegin hat es mal so beschrieben:
„Wenn ich an Weihnachten nach dem Abendessen auf dem Sofa liege, dann bin ich pappsatt. So satt, dass ich vielleicht nie wieder essen muss. Aber wenn ich dann auf dem Rücken liege und mein Mann kommt vorbei, und er legt mir eine Praline in den Mund, dann esse ich die trotzdem.“
M., eine weise Kinderärztin
Bei manchen Flaschen-Kindern ist das genau so: Die sind eigentlich schon satt, schwitzen schon vor Anstrengung, trinken aber weiter, wenn man ihnen eine Flasche hinhält. Diese Kinder werden oft besonders stämmig und haben wohl ein höheres Risiko, auch als Kinder und später Erwachsene übergewichtig zu sein.
Aber:
Falls die Angaben auf den Hersteller-Packungen dir nicht richtig vorkommen, weil dein Kind weniger oder mehr zu brauchen scheint, sprich am besten mit deiner Kinderärztin.
Trinkmenge Baby: Tabelle (eine Vereinfachung)
Wir sind jetzt mal etwas frech und erlauben uns, dir die vielleicht einfachste Tabelle für die Trinkmenge deines Babys zusammenzustellen, die es gibt. Die Erklärungen gibt es unten drunter.
Alter des Kindes | Trinkmenge gestillt | Trinkmenge Flasche |
Trinkmenge Neugeborenes direkt nach Geburt1 | Stillen nach Bedarf!* Je häufiger, desto besser** | Wenn möglich trotzdem Kolostrum / Muttermilch geben **** Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Pflege / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 2 Wochen1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 3 Wochen1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 4 Wochen1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 5 Wochen1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 6 Wochen1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 7 Wochen1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 2 Monate1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 3 Monate1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 4 Monate1 | Stillen nach Bedarf* | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 5 Monate1 | Stillen nach Bedarf* + ggf. Beikost (wenn’s sein muss)*** | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby 6 Monate1 | Stillen nach Bedarf* + ggf. Beikost (wenn’s sein muss)*** | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
Trinkmenge Baby > 6 Monate1 | Beikost!*** aber trotzdem noch immer so viel Stillen, wie Mama und Baby wollen | Nach Angaben des Herstellers richten + ggf. mit Hebamme / Kinderärztin besprechen |
1Für alle Altersgruppen gilt: In manchen Fällen ist es doch wichtig zu wissen, ob und wieviel dein Baby genau trinkt, zum Beispiel wenn es schlecht zunimmt. Dann sind zum Beispiel Stillproben nötig, oder es muss genau geschaut werden, ob die Flaschenmenge, die du ihm täglich gibst, ausreicht. Für diese Fälle halte auf jeden Fall Rücksprache mit deiner Kinderärztin, Hebamme oder Stillberaterin.
* Stillen nach Bedarf
Die Kombination aus Mama und Baby ist ein über Jahrtausende (oder sogar Jahrmillionen) ausgeklügeltes System.
Im Idealfall regelt auch heute noch die Nachfrage das Angebot: Je häufiger ein Säugling an der Brust ist und je leerer er die Brust trinkt, desto mehr Muttermilch produziert die Brust. Dein Baby nimmt sich, was es braucht.
Häufig heißt es in der Geburtsklinik, ein Kind müsse alle 3-4 Stunden gestillt werden. Das führt dazu, dass viele Mütter denken, das Kind sollte nach Zeitplan gestillt werden.
Es will nach 4 Stunden trinken? Gut, dann stille ich es. Es will nach 2 Stunden trinken? Hm, da stimmt was nicht, vielleicht will es nur den Schnuller. Diese Situation führt leider häufig dazu, dass schon bald (oder erst nach Wochen) nicht mehr genug Milch da ist.
Zugeben:
Diese Grafik ist ein bisschen gemein und natürlich nur ein Beispiel.
Viele Mamas (und ihre Partnerin oder Partner) wissen durchaus, dass ein Baby sich nicht streng an die Gesetze hält und sich nur alle 4 Stunden zaghaft meldet. Und trotzdem merken wir immer wieder, wie überrascht viele Eltern sind, wenn ihr Kind dann doch deutlich häufiger weint, nicht immer 3-4 Stunden schläft, ehe es wieder „dran“ will.
Es ist aber durchaus normal, dass Babys – gerade abends – gefühlt ständig an die Brust wollen. Das nennt man auch „Clusterfeeding„.
Nichtdestotrotz ist dir keine Kinderärztin der Welt böse, wenn du wegen so etwas zu ihr kommst. Wir alle machen uns ständig Sorgen, dass mit unseren Babys etwas nicht stimmt. Das ist genauso normal, und es ist verständlich, nichts übersehen zu wollen.
In den ersten Monaten heißt es deshalb: Stillen nach Bedarf!
Und in den ersten Tagen heißt es sogar:
**Je häufiger, desto besser
Natürlich muss dein Baby nicht ununterbrochen an der Brust liegen. Dies soll nur heißen: Wenn es nach einer Stunde wieder gestillt werden möchte, dann gönn ihm das. Wir wissen, wie anstrengend das ist. Aber es wird sich deutlich positiv auf eure gesamte Stillzeit auswirken, wenn ihr häufiger als alle 4 Stunden stillt.
*** Beikost
Die kinderärztliche Empfehlung lautet oft, ab dem 5. Lebensmonat (also nach 4 Monaten) mit der Beikost zu beginnen. Dies wird von Stillexpert:innen sehr kritisch gesehen. Wir haben in einem anderen Artikel ausführlicher darüber geschrieben: Wie lange stillen? [Link] Gesichert ist jedoch, dass spätestens ab dem 7. Lebensmonat (also nach 6 Monaten) mit der Beikost gestartet werden soll.
**** Wenn möglich trotzdem Kolostrum / Muttermilch geben:
Für deine und die Gesundheit deines Babys ist es besser, wenn nicht die gesamte Trinkmenge durch Formula-Nahrung gegeben wird. Auch die sogenannte „Zwiemilch“, also das Teilstillen mit gemischter Ernährung aus Muttermilch und Pre-Nahrung, ist gesünder, als reine Pre-Nahrung. Mindestens solltest du aber klären, ob du das Kolostrum füttern möchtest oder darfst, da es nochmal extra viele Stoffe für die Immunabwehr deines Babys bereit hält.
Wieviel Muttermilch pro Mahlzeit beim Abpumpen?
Falls du abpumpst, und dich fragst, welche Trinkmenge dein Baby pro Mahlzeit braucht, orientiere dich an folgenden drei Punkten:
- Dein Kind kann (fast) nicht zu viel Muttermilch kriegen. Wenn es also Hunger hat, biete ihm die Flasche an. Auch hier gilt natürlich, was wir oben gesagt haben: Wenn dein Baby nur auf dem Rücken liegt und Flasche um Flasche bekommt, dann trinkt es vielleicht auch mal einen „über den Durst“. Da musst du einen Mittelweg finden.
- Mach kurze Pausen und „schütte“ die Milch nicht einfach rein. Beim Stillen macht das Baby auch Pausen, weil der Milchspendereflex erst wieder neu angeregt werden muss. Das Sättigungsgefühl wird nicht sofort angeregt, auch dabei können die Pausen helfen. Beim Flaschetrinken kommt außerdem viel Luft mit in den Bauch, deshalb kannst du diese kurzen Pausen für ein Bäuerchen nutzen .
- Als Richtwert kannst du dich an die Dosiermengen der Pre-Nahrungen halten (siehe erste Tabelle oben). Muttermilch wird jedoch besser verdaut, sodass du keine Sorge haben musst, wenn du deutlich weniger abpumpst. Vertrau auf die Zeichen: Dein Kind ist zufrieden, nimmt zu, hat volle Windeln.
- Wende dich an deine Kinderärztin, Hebamme oder Stillberaterin, wenn du unsicher bist.
- Falls du Sorge hast, du wenig Muttermilch zu haben, verweisen wir dich auf unseren Artikel „Milchbildung anregen“.
Dein Baby trinkt zu viel?
Es gibt mehrere Situationen, wo du dich fragen kannst, ob dein Baby vielleicht zu viel trinken könnte. Eindrucksvoll kann es zum Beispiel sein, wenn es Milch wieder ausspuckt. In den meisten Fällen gilt hier die uralte Redewendung:
„Speikinder sind Gedeihkinder“
Sämtliche deutschsprachige Hebammen und Kinderärztinnen
Das heißt, dass dein Baby vielleicht wirklich zu viel Milch zu sich nimmt, und die überschüssige Muttermilch wieder ausspuckt. Das ist jedoch nicht bedrohlich, meistens gedeihen diese Kinder besonders gut und werden besonders propper – sie sind „Gedeihkinder“.
Natürlich können hinter vermehrtem Spucken auch andere Zustände stecken, zum Beispiel eine Infektion oder eine Verengung irgendwo im Verdauungssystem. Sollte dir ein vermehrtes Spucken auffallen, spuckt dein Baby und will weitertrinken, nimmt es nicht vernünftig zu usw. dann wende dich bitte auf jeden Fall an deine Kinderärztin.
Mein Baby trinkt nachts viel
Stillmama aufgepasst: Wenn dein Kind nach einigen Monaten noch nicht durchschläft, weil es nachts trinken möchte, dann ist das normal.
Dass Kinder nach wenigen Monaten durchschlafen müssen, ist ein Mythos.
Wir wollen in diesem Artikel nicht allzu tief einsteigen, schließlich sind wir keine Schlafberater:innen, aber nur so viel:
- Es stimmt, dass Kinder einige Monate nach der Geburt normalerweise nachts nichts mehr trinken müssen
- Es stimmt nicht, dass Kinder auch einige Monate nach der Geburt nicht mehr trinken wollen
Stillen ist gerade nachts viel mehr, als reine Nahrungsaufnahme:
Es ist auch Geborgenheit und Nähe, Sicherheit und Vertrautheit. Klar, wenn dein Baby nachts viel trinkt, kann das auch andere Gründe haben und wie immer gilt: Wenn du dir Sorgen machst, schau mal bei deiner Kinderärztin vorbei.
Aber die meisten Babys lieben es einfach, nachts an der Brust einzuschlafen, und sie ganz schnell wieder zu suchen, wenn sie aufwachen.
Trinkmenge Baby – Zusammenfassung
Die empfohlene Trinkmenge deines Babys variiert nach Alter, Nahrung, Gewicht, Stoffwechsel deines Babys und Kaloriengehalt deiner Muttermilch. Wenn du unsicher bist, halte dich an folgende Faustregeln:
- In den ersten Tagen lege besser zu häufig als zu selten an, dies legt den Grundstein für den gesamten weiteren Stillverlauf
- Stille nach Bedarf – Säuglinge können durch ihre Trinkmenge und -häufigkeit selbst das Angebot regeln. Gerade in den ersten Wochen sollten aber möglichst nicht mehr als 3 bis 4 Stunden, nachts nicht mehr als 5 Stunden ohne Stillmahlzeit vergehen.
- Mach dir bei deinem Stillkind keine allzu großen Gedanke über die genaue Trinkmenge in Millilitern: Solange es gut zunimmt, volle Windeln und keine Austrocknungszeichen hat, bekommt es wahrscheinlich genug Muttermilch
- Ein Gewichtsverlust in den ersten Tagen ist normal, und gerade mal die Hälfte aller Kinder hat nach 10 Tagen ihr Geburtsgewicht wieder erreicht. Deine Hebamme oder Kinderärztin sollte ein Auge darauf haben und erkennen, wann zugefüttert werden muss.
- Wenn du zufütterst oder ausschließlich Formula-Nahrung fütterst, halte dich an die Dosierangaben des Herstellers, es sei denn deine Hebamme oder Kinderärztin rät dir zu etwas anderem
Quellen:
– Marasco, L., West, D. „Making more Milk – The Breastfeeding Guide to Increasing your Milk Production“, McGraw Hill 2020, 2nd edition
– https://pediatrics.aappublications.org/content/pediatrics/138/6/e20162625.full.pdf
– Klinikleitfaden Pädiatrie
– w.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5188411/
– Walker M. Formula Supplementation of Breastfed Infants: Helpful or Hazardous? ICAN: Infant, Child, & Adolescent Nutrition. 2015;7(4):198-207. doi:10.1177/1941406415591208
Weitere Quellen sind direkt im Text verlinkt
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