Was kann deine Muttermilch?

Jedes Säugetier produziert die beste Muttermilch für sein Kind – dafür haben Millionen von Jahren Evolution gesorgt. Muttermilch ist auch das Beste für dein Kind.

Aber warum eigentlich? Könntest du nicht genau so gut Flaschennahrung geben?

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Illustration einer Mutter, die ihrem Baby Muttermilch gibt und dabei sehr zufrieden aussieht.
Muttermilch ist die beste Ernährung für ein Baby.
Illustration: Kate_Risovaka/shutterstock.com

Wir sagen:

Nein, wenn es nicht sein muss.

In diesem ausführlichen Artikel erklären wir dir warum. Denn wer um die Vorzüge der Muttermilch Bescheid weiß, der weiß auch, warum richtig stillen so wichtig ist.

Los geht’s!

Woraus besteht deine Muttermilch?

Die Zusammensetzung der Muttermilch variiert von Frau zu Frau, von Kind zu Kind (zum Beispiel bei Frühgeborenen), vom Zeitpunkt zu Zeitpunkt (zum Beispiel in den ersten Tagen und nach späteren Monaten) und teilweise sogar von Stillmahlzeit zu Stillmahlzeit.

Würde sie jedoch im Supermarkt im Kühlregal zu kaufen sein, würde ihr Etikett etwa so aussehen – und daneben gleich die Kuhmilch:

Muttermilch enthält mehr Kohlenhydrate, Fett und Kalorien, Kuhmilch dafür mehr Protein und Mineralien.
Die Nährwerte: Muttermilch enthält deutlich weniger Eiweiß, dafür reichlich Kohlenhydrate (deshalb schmeckt sie auch süßer als Kuhmilch). Sie ist etwas kalorienreicher, dafür ärmer an Kalium, Natrium und Calcium als das Wiederkäuer-Pendant. Was hier nicht abgebildet ist, aber jeder künstlichen Säuglingsnahrung fehlt, sind die „lebenden“ Zellen, wie Immunzellen und gutartige Bakterien sowie Wachstums- und andere Hormone.

Die Inhaltsstoffe im Einzelnen

Wasser

Muttermilch besteht zu 87% aus Wasser. Zum Vergleich: Eine Wassermelone besteht zu 90% aus Wasser. Könntest du dein Baby also auch mit Wassermelone ernähren, zumindest, wenn sie im Sommer frisch aus Südeuropa stammt?

Das Bild zeigt zwei Wassermelonen, die in ihrem Arrangement etwas an weibliche Brüste erinnern.
Lecker, aber nicht als Muttermilch-Ersatz geeignet: Wassermelonen.

Natürlich nicht, denn die Zusammensetzung der Muttermilch ist darüber hinaus völlig anders.

Trotzdem siehst du hier eine der Hauptaufgaben, die Muttermilch für die Ernährung deines Kindes hat:

Sie stillt den Durst.

Häufig kommt, gerade in den heißen Sommermonaten, die Frage auf, ob neben Muttermilch noch andere Flüssigkeiten gefüttert werden müssen, zum Beispiel Wasser oder Tee. Die Antwort lautet hier in fast allen Fällen: Nein.

Die Muttermilch hat genügend Wasser und ist – auch durch die häufige Stimulation durch dein Baby – ausreichend vorhanden, um es mit genug Flüssigkeit zu versorgen. Die Muttermilchmenge hängt nämlich vor allem auch mit der Nachfrage zusammen.

Eine Flasche Muttermilch mit zwei Phasen - oben eine dünne Schicht cremigere, unten eine große Schicht wässrigere Milch.
Hier siehst du gut, dass sich oben auf der wässrigen Phase eine dünne Schicht abgesetzt hat.

Kohlenhydrate

Befindet sich in Muttermilch Laktose? Das scheinen sich viele Mütter zu fragen, gerade, wenn sie selber an einer Laktoseunverträglichkeit leiden, also an Schwierigkeiten, Milchzucker richtig zu verdauen.

Und tatsächlich enthält Muttermilch Laktose, es ist sogar der primäre Zucker darin. Und trotzdem musst du dir keine Gedanken machen:

Eine primäre Laktoseunverträglichkeit bei Babys ist extrem selten. Das milchzuckerspaltende Enzym ist im Darm des Babys genügend vorhanden.

Und das muss auch: Denn die Laktose macht bis zu 40% der mit der Muttermilch aufgenommenen Kalorien aus und ist durch die einfache Spaltung zu Glukose und Galaktose sehr schnell als Energieträger für Gehirn, Muskeln usw. verfügbar.

Neben anderen einfachen und komplexeren Zuckern sind vor allem noch die Oligosaccharide bei den Kohlenhydraten hervorzuheben: Diese sind für dein Baby unverdauliche Mehrfachzucker, die eine positive Wirkung auf die Darmflora, also die dort lebenden Bakterien haben, die ebenfalls mit der Muttermilch aufgenommen werden.

Moment – in der Muttermilch sind Bakterien?

Oh ja!  Sie ist voll davon!

Aber keine Sorge: Es handelt sich dabei in der Regel um Bakterien, die sehr gesund für dein Baby sind, sogenannte probiotische Bakterien.

Das sind im Prinzip ähnliche Keime, wie die, die uns im Kühlregal in kleinen Fläschchen für viel Geld verkauft werden: Probiotika haben einen positiven Einfluss vor allem auf die Darmflora, können vor Infekten schützen und tragen zur Gesundhaltung des Immunsystems sowie zum Schutz vor Allergien bei.

Aufgrund dieser Bakterien und der vielen Immunzellen heißt es manchmal plakativ:

Milch ist eine „lebende“ Flüssigkeit.

Eine Flasche Muttermilch inmitten von Obst und Gemüse
Bei allen den lebenden Kulturen könnte man sich fragen: Ist Muttermilch vegan? Eine eher philosophische Frage, die wir hier nicht beantworten können 🙂

Fettgehalt der Muttermilch

Die Hälfte aller Kalorien in der Muttermilch stammen aus Fetten, darunter befinden sich auch langkettige Fettsäuren, die förderlich für die kognitive Entwicklung des Babys sind. Hauptsächlich jedoch beruht der Fettgehalt der Muttermilch auf einfachen „Triglyceriden“, also sehr leicht verdaulichen Fetten.

Der Fettgehalt der Muttermilch variiert mit dem Alter der Mutter, der Anzahl ihrer Kinder, dem BMI, ihrer Ernährung und weiteren Faktoren.

Die „Hintermilch“, also die Milch, die erst ganz am Ende einer Stillmahlzeit aus der Brust kommt, ist besonders reich an Fett.

Manchmal wird Müttern deren Kinder gut trinken, aber mäßig zunehmen, geraten, die eher wässrige „Vordermilch“ abzupumpen oder auszustreichen und nur die fett- und somit kalorienreicher Hintermilch zu füttern.

Eiweiß

Etwa ein Prozent der reifen Muttermilch stellen die Proteine dar. In der reifen Milch besteht der Eiweißgehalt zu etwa 50 Prozent aus Kaseinen und zu 50 Prozent aus Molkeproteinen.

Die Kaseine sind kurzgesagt wichtige Lieferanten von Aminosäuren und spielen auch bei der Aufnahme und Verdauung von Phosphat und Calcium eine Rolle.

Die Molkeproteine haben vor allem eine immunologische Funktion2:

  • Laktoferrin bindet Eisen und schützt dein Baby damit vor Infektionen, zum Beispiel mit Kolibakterien oder Hefen
  • Lysozym aktiviert antibakterielle und antientzündliche Prozesse und schützt u. a. vor Salmonellen und gram-positiven Bakterien
  • Immunglobuline wirken als Antikörper gegen spezifische Krankheitserreger, oft gegen Krankheiten, gegen die die Mutter geimpft wurde oder die sie schon durchgemacht hat
  • Und viele mehr

Kalorien – Muttermilch schlägt Saft und Cola

Reife Muttermilch enthält etwa 65 – 70 Kalorien (kcal) pro 100 Milliliter. Zum Vergleich: 100 Milliliter Orangensaft haben 45 Kalorien, 100 Milliliter Cola etwa 42.

Frauenfüße auf einer Waage
Zum Abnehmen eignet sich die Muttermilch sicher nicht – aber das soll sie ja auch nicht – dein Baby muss wachsen.
Foto von i yunmai auf Unsplash

Die „echte“ Kalorienzahl variiert jedoch von Mama zu Mama und auch von Stillmahlzeit zu Stillmahlzeit. Wie bereits erwähnt hat die „Hintermilch“ deutlich mehr Fette und somit auch deutlich mehr Kalorien zu bieten.

Muttermilch wird extrem gut verwertet:

Zwar nehmen Kinder, die mit künstlicher Babynahrung gefüttert werden, deutlich mehr Kalorien zu sich. Trotzdem weisen voll gestillte Kinder mit 4 Monaten deutlich mehr Körperfett auf.

Die Muttermilch wird sogar so gut verwertet, dass es normal ist, wenn vollgestillte Babys manchmal tagelang keinen Stuhlgang haben.

Noch mehr Inhaltsstoffe der Muttermilch

Die Zusammensetzung der Muttermilch hat noch deutlich mehr zu bieten und viele dieser Zutaten bringt Industrienahrung leider nicht mit sich3:

  • Eisen: Muttermilch enthält zwar deutlich weniger Eisen als Kuhmilch, trotzdem sorgen hohe Level an Vitamin C und Laktose dafür, dass auch vollgestillte Kinder nach sechs Monaten Stillzeit normalerweise keinen Eisenmangel haben. Voraussetzung ist, dass du selber keinen Eisenmangel hast.
  • Enzyme: Muttermilch bringt viele der Enzyme, die zur Aufspaltung von Fetten, Proteinen und Zuckern benötigt werden, gleich mit: Der unreife Darmtrakt des Säuglings wird also bei der Verdauung unterstützt
  • Wachstumsfaktoren: Durch Wachstumsfaktoren in der Muttermilch wird der Aufbau u. a. der Darmschleimhaut gefördert
  • Hormone: Muttermilch enthält u. a. Leptine, die einen Schutzfaktor vor Übergewicht im höheren Lebensalter mit sich bringen könnten, und Cholezystokinin, das dem Baby dabei hilft, nach dem Trinken schläfrig zu werden
  • Lebende Zellen: Makrophagen, die Krankheitserreger direkt verspeisen können, Lymphozyten, die ebenfalls zur Erregerbekämpfung dienen und sogar lebende Stammzellen wurden aus Muttermilch isoliert
  • Und viele mehr: Prostaglandine, Vitamine, Spurenelemente, Mineralien – die Muttermilch ist voll von Stoffen, die auf die eine oder andere Weise (überlebens)wichtig für dein Baby ist.
  • Aber auch: Natürlich gehen auch Stoffe in die Muttermilch über, die du da eigentlich nicht haben willst – Alkohol, Nikotin, Kaffee und viele Giftstoffe mehr.

Wie entsteht Muttermilch?

Deine Brust bereitet sich schon in der Schwangerschaft darauf vor, Muttermilch zu produzieren.

Noch ehe die eigentliche Milchbildung beginnt, fangen schon die Brüste an zu wachsen: Die Milchläppchen und Milchgänge vergrößern sich und bereiten sich auf die Produktion der Muttermilch vor.

Die Bildung geschieht dann in drei Phasen: Diese Phasen werden auch „Laktogenese“ genannt, also die Phasen der Milchbildung.

Vor allem ab der zweiten Hälfte der Schwangerschaft werden unter dem Einfluss des Hormons „Prolaktin“ die milchbildenden Zellen der Brust stimuliert: Die Laktozyten. Das sind die sehr, sehr kleine Zellen, die die sehr, sehr kleinen Milchgänge der Brust auskleiden.

Die Laktozyten leisten etwas erstaunliches:

Aus dem Blut, das sie in winzigen Gefäßen umfließt, filtern Sie Nährstoffe heraus und verwandeln sie in Milch. Die Milch ist also im Prinzip nichts anderes, als ein Filtrat deines Blutes – mit genau dem, was dein Baby zum gesunden Wachsen braucht.

Vor und kurz nach der Geburt handelt es sich hierbei um das „Kolostrum“, also die Vormilch (s. u.). Sie enthält reichlich Wachstumsfaktoren und Mittel zur Immunabwehr, und ist somit gerade für ganz „frische“ Neugeborene wertvoll.

Eine Kolostrum-Spritze zum Sammeln von Vormilch nach der Geburt, hier mit etwas gelblichem Kolostrum gefüllt.
Die Vormilch kann mit speziellen Spritzen aufgefangen werden, in denen du sie auch einfrieren kannst. Jeder Tropfen zählt!

In den Tagen um die Geburt produzierst du nur wenige Milliliter Vormilch: In den ersten 24 Stunden nach der Geburt durchschnittlich 37 ml1.

In der Schwangerschaft sorgt das „Stillhormon“ Prolaktin dafür, dass die Vormilch gebildet wird – aber ein anderes Hormon, das Progesteron, verhindert, dass allzu viel Milch entsteht.

Mit der Geburt sinkt der Progesteronspiegel rapide ab und die Brust tritt in die zweite Phase der Milchbildung ein: Es kommt zum Milcheinschuss. Die Brüste schwellen stark an und produzieren jetzt reichlich Muttermilch, am fünften Tag schon bis zu einem halben Liter2.

Die meisten Frauen bemerken schon früh in der Schwangerschaft, dass sich an ihrer Brust etwas ändert. Selten aber ist der Unterschied so auffällig wie während des Milcheinschusses.

Die ersten Phase (Kolostrum) und die zweite Phase (Milcheinschuss) der Milchbildung hängen vor allem von Hormonen ab, die den ganzen Körper durchfließen (also „endokrin“).

In der letzten und längsten Phase der Milchbildung (der „Galaktopoese“) regelt deine Brust ihre Milchproduktion größtenteils selbst (autokrin):

Durch das „Stillen nach Bedarf“ haben der Durst und der Muttermilchbedarf deines Babys einen großen Einfluss auf die Milchmenge.

Die Vormilch

Die Vormilch, oder auf lateinisch das „Kolostrum“, ist die erste Milch, die die (werdende) Mutter produziert. Sie ist reich an Proteinen, vor allem solchen, die wichtig für die Immunfunktion sind (z.B. IgA und Laktoferrin).

Vormilch wird schon in der Schwangerschaft gebildet und hat eine eher gelbliche Farbe, sie sieht rahmiger aus und hat auch eine höhere Konsistenz, sodass sie einfacher auszustreichen ist als abzupumpen.

Die Bildung der Muttermilch anregen

Viele Frauen haben an irgendeinem Punkt ihrer „Stillreise“ Sorge, dass sie zu wenig Muttermilch haben. Manchmal ist das berechtigt, manchmal aber auch nicht. Leider führt der Eindruck, zu wenig Milch zu haben, oft dazu, dass Mütter abstillen oder früher Beikost oder Flaschennahrung einführen, als nötig.

Zum Glück gibt es einige Mittel und Wege, die Milchproduktion zu fördern. Dazu kann zum Beispiel das regelmäßige Abpumpen gehören.

Wie lange du stillen solltest

Die WHO – und mit ihr alle großen deutschen Expertenräte und Kommissionen – empfehlen, dass Babys sechs Monate voll gestillt werden, ehe die Beikost eingeführt wird.

Manche Experten sagen, dass schon ab vier Monaten Beikost zur Muttermilch gefüttert werden sollte, dies wird aber kontrovers diskutiert.

Darüber hinaus kommt es nur auf dich und dein Baby an, wie lange eure gemeinsame Stillzeit dauern soll: Die Empfehlungen lauten, einem Baby zwei Jahre lang die Muttermilch anzubieten, und solange darüber hinaus, wie Mutter und Kind es wünschen.

Lies und ausführlichen Artikel zum Thema: Wie lange stillen?

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Muttermilch ohne Schwangerschaft – geht das?

Das geht auf jeden Fall!

Bei der „induzierten Laktation“ werden durch ständiges Stillen oder Pumpen an der Brustwarze die Hormone so in Gang gesetzt, dass auch ohne vorausgehende Schwangerschaft eine Milchbildung möglich ist.

In der Regel ist zusätzlich auch eine medikamentöse Behandlung nötig. Das nutzen zum Beispiel Adoptiveltern, um ihr Baby stillen zu können – sogar bei Männern ist das möglich!

Es gibt auch krankhafte Gründe für die Bildung von Milch ohne Schwangerschaft: Wenn bei dir Milch fließt, ohne dass du schwanger bist solltest du unbedingt deine Frauen- oder Hausärztin aufsuchen.

Wie sieht Muttermilch aus?

Normalerweise ist Muttermilch weißlich. Die Vormilch („Kolostrum“) sieht meist eher gelblich und rahmiger, also dickflüssiger aus. Reife Muttermilch ist weißlich, manchmal etwas bläulich, manchmal eher durchsichtig und wässrig, manchmal richtig tiefweiß wie Kuhmilch aus dem Supermarkt oder cremefarben.

Auch grüne, orangene oder andersfarbige Muttermilch kann auftreten – dann meist in Folge einer speziellen Ernährung oder der Einnahme von Medikamenten.

Was ist eigentlich „Übergangsmilch“?

Als Übergangsmilch wird die Muttermilch bezeichnet, die zwischen dem Kolostrum und der reiferen Milch in der zweiten Phase der Milchbildung (also zur Zeit des Milcheinschusses) auftritt. Übergangsmilch ist kein fest abgrenzbarer Begriff, es bezeichnet eben den „fließenden“ Übergang der beiden Phasen.

Vom Kolostrum zur reifen Muttermilch geht der Weg über die Übergangsmilch
Die Übergangsmilch ist nichts anderes als die sich langsam ändernde Zusammensetzung der Milch in den Tagen nach der Geburt. Das Kolostrum ist gelb, reife Milch eher weißlich.
“From Colostrum to Breast Milk – 4241” von Amada44, ist gemeinfrei lizenziert unter CC BY-SA 3.0, durch uns modifiziert

Ab wann produziert die Brust Muttermilch?

Die Brust bereitet sich ab Beginn der Schwangerschaft auf die Milchbildung vor. Meistens ab Mitte der Schwangerschaft wird die Vormilch gebildet, dann ab dem Milcheinschuss die zunehmend „reifere“ Milch. Solange keine Anstrengungen unternommen werden, die Milchproduktion zu stoppen, also abzustillen, hört sie damit auch nicht so schnell auf.

Es spricht nichts dagegen, dass die Brust jahrelang Muttermilch produziert. Viele Mütter stillen ihre Kinder auch tatsächlich noch lange, nachdem die Beikost eingeführt wurde, und manche sogar bis ins Vorschulalter. Oft stillen Mamas noch so lange, bis sie wieder schwanger sind, und oft stillen sie ein Kleinkind und ein Baby gleichzeitig, beim sogenannten Tandemstillen.

Vordermilch – Hintermilch – Vormilch – Was ist denn da der Unterschied?

Die Vordermilch ist die Milch, die dein Baby zuerst trinkt, wenn du es stillst. Die Vordermilch ist wässriger als die Hintermilch, die erst am Ende einer Stillmahlzeit verfügbar wird und deutlich mehr Fett enthält als die Vordermilch.

Die Vormilch (oder „Kolostrum“) hingegen ist die erste Milch, die deine Brüste in der späteren Schwangerschaft produzieren und dem Baby in den ersten Lebenstagen zur Verfügung steht.

Wieviel Muttermilch trinkt ein Baby?

Die kurze Antwort lautet: Am Anfang wenig, nach wenigen Tagen deutlich mehr. Als Mindestmenge für voll gestillte Kinder werden 440 ml angesehen, manche Kinder trinken aber teils deutlich über einen Liter.

Dein Kind wird im ersten halben Jahr also etwa 800 bis 2000 Liter Milch getrunken haben. Nicht schlecht! Hier haben wir einen ausführlichen Artikel zum Thema Trinkmenge eines Babys.

Das Diagramm zeigt, dass Säuglinge bezogen auf ihr Körpergewicht riesige Trinkmengen Milch pro Tag zu sich nehmen.
Ein Beispiel dafür, was für unglaubliche Mengen Säuglinge (bezogen auf ihr Körpergewicht) jeden Tag wegzischen.
Im Diagramm links ein 5 kg schwerer Säugling, der täglich etwa 800 ml Muttermilch trinkt – er trinkt 16% seines Körpergewichts in Milch.
Rechts ein Erwachsener mit 80 kg Körpergewicht, der 2 Liter Wasser am Tag trinkt – damit nimmt er nur 2,5% seines Körpergewichts zu sich.
Kein Wunder, dass Babys so schnell wachsen: Sie werden vollgepumpt mit Flüssigkeit und Energie.

Wie schnell wird Muttermilch produziert?

Wie schnell Muttermilch produziert wird, variiert von Mutter zu Mutter und hängt auch vom Bedarf des Kindes ab, welches wiederum vom Alter, dem Gewicht und anderen Umständen abhängt.

Babys brauchen, wie oben erwähnt, ab dem 10. Tag etwa mindestens 450 Milliliter, später trinken manche aber über einen Liter pro Tag.

Die Mutter produziert also etwa 20 bis 40 Milliliter pro Stunde (in den ersten Lebenstagen deutlich weniger), wobei die meisten Mütter mehr Milch zur Verfügung haben, als ihre Babys brauchen.

Löst Muttermilch Blähungen aus?

Nach allem was man weiß: Nein. Zwar kann der Verzehr blähender Lebensmittel unangenehm für die Mutter werden – aber weder die bei der Verdauung entstehenden Gase, noch die Inhaltsstoffe der Lebensmittel, die die Blähungen auslösen, gehen in die Muttermilch über.

Trotzdem berichten immer viele Mütter (auch weil Ihnen das so erzählt wird) davon, dass manche Lebensmittel Bauchschmerzen oder Blähungen bei ihren Kindern auslösen.

Wenn du auch den Verdacht hast: Lass das spezifische Lebensmittel weg und warte ab, ob sich die Symptome deines Babys bessern. Wahrscheinlich jedoch steckt etwas anderes dahinter, als die Muttermilch.

Wie schmeckt Muttermilch?

In etwa so wie Kuhmilch, aber süßer.

Fragt man ein Baby: Sehr lecker. Top Milch, gerne wieder 🙂

Ist die „Flasche“ nicht genauso gut wie das Stillen?

Die Industrie hat es geschafft, die Muttermilch in ihrer Hauptzusammensetzung sehr gut zu imitieren: Mit Flaschennahrung kann dein Kind adäquat groß und stark werden, da die Inhaltsstoffe wie Fette, Proteine und Zucker und somit auch der Energiegehalt größtenteils der Muttermilch nachempfunden sind.

Vor allem aber was die „Lebendigkeit“ der Muttermilch angeht, ist Industriemilch nicht vergleichbar:

Gestillte Kinder haben z. B. Vorteile was die Immunfunktion, die Verhinderung von Allergien und chronischen Krankheiten angeht, und auch die Mutter verschafft sich durch das Stillen einige gesundheitliche Vorteile.

Trotzdem bist du keine „schlechte Mutter“, wenn du dich aus deinen ganz persönlichen Gründen gegen das Stillen entscheidest. Unser Ziel ist nur, dich so gut wie möglich über die Vorteile des Stillens zu informieren, und, falls du es versuchen möchtest, dir das Stillen leichter zu machen.

Abschließende Worte

Welche Fragen hast du noch zur Muttermilch? Hast du einen Fehler gefunden oder etwas, was wir unbedingt noch ergänzen sollten? Schick uns eine Mail.

Quellen:
1 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/6743645/ Saint L. et al, The yield and nutrient content of colostrum and milk of women from giving birth to 1 month post-partum. Br J Nutr. 1984 Jul;52(1):87-95
2 Wambach, K., Spencer, B. Breastfeeding and Human Lactation. Jones and Bartlett Learning, 6. edition 2021
3 https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC3586783/ Ballard, O., Morrow AL, Human Milk Composition: Nutrients and Bioactive Factors. Pediatr Clin North Am 2013 Feb; 60(1): 49–74

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