Wunde Brustwarzen – Was jetzt?

Wunde Brustwarzen beim Stillen können verdammt weh tun. Die gute Nachricht vorweg: Du bist nicht alleine. Schmerzen, meist durch wunde Brustwarzen, sind der zweihäufigste Grund, dass Frauen vorzeitig abstillen.

Moment – Abstillen? Das willst du doch gar nicht!

Musst du auch nicht. In diesem sehr ausführlichen Guide lernst du alles, was du über wunde Brustwarzen wissen musst. Und das sind eigentlich nur zwei Dinge:

  • Warum sie auftreten und
  • wie du sie wieder loswirst.

Denn beides hängt oft unmittelbar miteinander zusammen. Bist du bereit für einen sehr langen Artikel, an dessen Ende keine Frage offenbleibt?

Wir starten mit den 9 wichtigsten Notfalltipps und erklären dann ausführlich, was du sonst noch wissen musst. Du wirst sehen, dass viele Probleme hinter wunden Brustwarzen stecken können und deshalb eine Stillberatung häufig einen guten Weg darstellt.

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Los geht’s!

Die 9 wichtigsten Notfall-Tipps gegen wunde Brustwarzen

Behebe die Ursache: Die häufigsten drei Ursachen sind Fehler beim Anlegen, ein zu geringer Milchfluss (der dazu führt, dass dein Baby zu viel Vakuum aufbaut) und anatomische Besonderheiten bei dir und deinem Baby. Wenn du diese Ursachen nicht erkennst und behebst, helfen leider in den meisten Fällen auch alle anderen Tipps wenig. Lies den Artikel unten, um mehr über diese häufigsten Ursachen zu erfahren und wie du sie erkennst – oder buch eine Stillberatung, die dir professionell bei der Lösung hilft.

Hygiene! Wenn du wunde Brustwarzen hast, solltest du gut auf Hygiene achten. Das bedeutet, dir vor dem Stillen gründlich die Hände waschen und die Brust regelmäßig mit lauwarmem Wasser oder physiologischer Kochsalzlösung zu spülen. Mit Seife solltest du die Brust höchstens einmal täglich, und dann mit einer milden Seife waschen.

Eine Illustratoin zeigt eine stillende Frau und die Leitungsbahnen des Milchspendereflexes, der bei wunden Brustwarzen häufig gestört ist.
Der Milchspendereflex sorgt dafür, dass deine Milch (durch die Stimulation deines Babys an der Brust) ausreichend entleert werden kann.

Vor dem Stillen: Es ist günstig, wenn die Milch schon läuft, wenn du dein Baby anlegst. Sorg daher dafür, dass der Milchspendereflex bereits ausgelöst ist: Dies erreichst du z. B. mit feuchter Wärme und einer anschließenden Brustmassage. Du kannst die ersten Tropfen Milch dann nutzen, um sie auf der Brustwarze zu verreiben – so bleibt sie geschmeidig und dein Baby hat sofort eine „Belohnung“ dafür, an die Brust zu gehen und bleibt entspannt.

Besondere Warzenformen: Hast du Schlupf-, Flach- oder Hohlwarzen kann ein Brustwarzenformer, etwa 30 Minuten vor dem Stillen eingelegt, helfen, dass dein Baby die Brust besser fassen kann.

Abpumpen bei prallen Brüste: Sind deine Brüste vor dem Stillen prall oder stark gefüllt, kann es helfen, vor dem Stillen wenige Minuten abzupumpen, um die Brust weicher zu machen, damit dein Baby sie besser fassen kann.

Beim Stillen: Achte beim Stillen auf die Zeichen des richtigen Anlegens – dein Baby sollte z. B. genug Brustgewebe im Mund haben und nicht nur an der Brustwarze saugen. Auch die richtige Stillposition ist wichtig, so sollte die wunde Stelle an der Brustwarze im Mundwinkel deines Babys liegen. Stille nicht länger als 5-10 Minuten pro Brust und fang ggf. auf der weniger schmerzhaften Seite an. Wie du richtig anlegst, erfährst du auch in unserem Buch zum Anlegen und den Stillpositionen.

TeamMuttermilch’s erstes Buch 😊 : Stillpositionen und richtiges Anlegen – Der minimalistische Guide für den Stillstart
Um von Anfang an erfolgreich und schmerzfrei zu stillen, solltest du die wichtigsten Stillpositionen und Tricks zum richtigen Anlegen kennen. Anastasia und Tobias Heimann, sie Stillberaterin und Kinderkrankenschwester, er Kinderarzt, haben in diesem minimalistischen Ratgeber in über 30 Illustrationen und ergänzenden Texten zusammengefasst, was dazu gerade in den ersten Wochen nach der Geburt wichtig ist.

Nach dem Stillen: Sorge dafür, dass viel Licht und Luft an deine Brustwarzen kommen und dass möglichst wenig Reibung erfolgt. Dafür – und darüber hinaus – gibt es für die Zeit zwischen zwei Stillmahlzeiten eine ganze Reihe Produkte und Maßnahmen, die wir dir unten im Text genauer vorstellen.

Bei unaushaltbaren Schmerzen: Falls die genannten Maßnahmen nicht reichen, kann es nötig sein, dass du vor dem Stillen Schmerzmittel zu dir nimmst – sprich deine Frauenärztin für das passende Präparat und die richtige Dosis an. Auch der Einsatz von Stillhütchen stellt eine Möglichkeit dar, wenn die Schmerzen zu stark werden, dies sollte aber gut abgewogen werden.

Nicht zu schnell abstillen: Die Schmerzen bei wunden Brustwarzen können höllisch sein. Trotzdem raten wir dir, nicht zu früh aufzugeben: Fast immer findet sich eine Lösung, wenn auch manchmal nur mit professioneller Hilfe. Such dir eine Stillberaterin, der du vertrauen kannst und lass die Situation fachfraulich begutachten.

Die ausführliche Anleitung

Nach diesen Quick-Tipps kommen wir nun zum ausführlichen Teil, wo du genauer nachlesen kannst, wie wunde Brustwarzen entstehen und wir dir auch die Lösungswege nochmal eindeutig vorstellen.

Wie wunde Brustwarzen aussehen können

Wunde Brustwarzen zu haben kann vieles bedeuten. Gemeinsam haben sie, dass sie meist schmerzhaft sind. Ein typischer Ablauf von sich verschlimmernden Symptomen könnte so aussehen:

  • Schmerzen und leichte Rötung
  • Bläschen (z. B. Blut- oder Saugbläschen), eventuell kleine Hauteinblutungen
  • Kleine oder größere, oft blutige Einrisse, die zwischen den Stillmahlzeiten verkrusten
  • Infektiöse Entzündungen, zum Teil mit Eiter

Abgesehen davon, dass diese Symptome heftig weh tun und sogar zum Abstillen führen können, können die Entzündungen auch tiefer wandern und zu einer Mastitis und sogar einem Abszess führen.

Eine wunde Brustwarze mit großflächiger Wunde direkt auf der Spitze.
Sieht fies aus, tut auch sehr weh: Eine fortgeschritten wunde Brustwarze, mit blutiger Verkrustung.

Es ist also auch ganz unabhängig vom Schmerz ultrawichtig, dass du deine wunden Brustwarzen rasch und konsequenz behandelst oder behandeln lässt.

Es gibt noch ein paar andere Ursachen für schmerzende Brustwarzen, die wir im allgemeinen Artikel zu Schmerzen beim Stillen besprechen, zum Beispiel Ekzeme oder den Brustsoor.

Schmerzen am Anfang sind (leider) nicht ungewöhnlich

Oft heißt es, dass Stillen nicht weh tun darf.

Das halten wir für nicht ganz falsch, aber auch nicht ganz korrekt. Wenn Stillen nicht weh tun dürfte, dann würde das heißen, dass du irgendwas falsch machst oder irgendetwas falsch läuft.

Leider ist es aber nicht ungewöhnlich, dass das Stillen zeitweise weh tut: Nämlich ganz am Anfang der Stillzeit, nach der Geburt.

Neugeborene Babys saugen oft und viel an der Brust – nicht immer ganz koordiniert, bzw. nicht immer dem „Ideal“ entsprechend. Gleichzeitig ist deine Brust noch empfindlich und neigt auch durch die Schwellung während des Milcheinschusses eher zum Wundwerden.

Also, erste Message für dich: Wenn die Brustwarzen nach der Geburt beim Stillen erstmal empfindlich sind, ist das (noch) normal. Die erhöhte Sensibilität trainiert vielleicht sogar den Milchspendereflex. Du solltest dich aber schon jetzt über die richtige Anlegetechnik informieren bzw. sollte dir deine Hebamme beim Anlegen helfen.

Denn das ist die zweite Message:

Wunde Brustwarzen sind in über 80% der Fälle durch suboptimales Anlegen bedingt. Schauen wir uns das mal genauer an.

Ursachen für wunde Brustwarzen

Es gibt viele Ursachen, die zu wunden Brustwarzen führen können und viele Faktoren, die das Auftreten begünstigen können. Es gibt drei Hauptprobleme, die sich auch gegenseitig beeinflussen.

Die drei Hauptprobleme

Dein Kind baut ein zu großes Vakuum auf: Viele Eltern denken, dass ein Baby die Muttermilch aus der Brust „hinaussaugen“ würde, wie mit einem Strohhalm. Das allein würde aber nicht funktionieren. Stattdessen ist es der Milchspendereflex, der durch das Zusammenziehen kleinster Muskeln in den Milchdrüsen dazu führt, dass die Milch aus der Brust „hinausgepresst“ wird.

Funktioniert der Milchspendereflex nicht gut, oder ist er zu schwach, fließt die Milch sehr langsam (oder gar nicht) und dein Baby versucht das zu kompensieren, indem es stärker saugt / ein größeres Vakuum aufbaut. Das hilft ihm kaum weiter, führt aber leider zu einer starken Beansprachung der Brustwarze und schließlich auch zum Wundsein.

⏩ Das Hauptproblem ist hier also der zu geringe Milchfluss, was in den ersten Tagen nach der Geburt noch relativ normal sein kann.

Die Brustwarze wird mechanisch überbeansprucht: Es gibt zahlreiche andere Faktoren, die dazu führen, dass die Brustwarze zu stark zusammengepresst wird.

Dazu gehören Auffälligkeiten im Mundbereich deines Kindes, zum Beispiel eine eingeschränkte Mundöffnung, ein zu kurzes Zungen- oder Lippenbändchen, muskuläre Probleme, eine besondere Gaumenform und einige mehr.

Aber auch Auffälligkeiten bei der Mama gehören dazu, zum Beispiel besondere Brustwarzenformen (Hohlwarzen, flache Brustwarzen, etc.), oder eine eingeschränkte Elastizität.

⏩ Das Hauptproblem sind hier also anatomische Auffälligkeiten bei dir oder deinem Baby.

Fehler / Probleme beim Anlegen: Das richtige Anlegen ist eine Kunst, leider gibt es viele kleinere oder größere „Fehler“, die zum Wundwerden führen können. Oft führen diese dazu, dass zu wenig Brustgewebe in den Mund genommen wird, und dein Kind nur an der Brustwarze saugt, ohne die Brust wirklich effektiv zu entleeren.

⏩ Es muss also zusätzlich auf Fehler beim Anlegen geachtet werden.

Die genannten Probleme bedingen sich oft auch gegenseitig, was die Situation noch verschlimmern kann. Wir werden Sie uns alle unten bei den Lösungen noch genauer anschauen.

Hinzu kommen weitere Probleme, die zum Wundwerden beitragen können.

Begünstigende Faktoren

Faktoren, die auch zu wunden Brustwarzen beitragen können sind:

  • Der Milcheinschuss: Beim Milcheinschuss können die Brüste sehr stark und manchmal schmerzhaft anschwellen. Bei dieser initialen Brustdrüsenschwellung fällt es deinem Baby besonders schwer, die Brustwarze richtig zu fassen.
  • Mangelnde Hygiene: Mangelnde Hygiene kann zum Beispiel zu bakterieller Besiedelung der Brust und damit (vor allem bei bereits geschädigten Brustwarzen) zur Infektion führen. Dazu gehören auch zu selten gewechselte Stilleinlagen.
  • Allergien und Unverträglichkeiten auf Stillprodukte, Salben oder andere Stoffe
  • Eine Saugverwirrung, bei der dein Baby Probleme hat, zwischen Flasche / Schnuller und Brust hin und her zu wechseln
  • Falsches Ablösen von der Brust: Das Baby von der Brust zu lösen will geübt sein – es einfach davon „abzuziehen“ kann die Brustwarze zusätzlich verletzen.
  • Dein Baby beißt: Ob mit oder ohne Zähne – das Zubeißen kann natürlich zu Hautverletzungen führen. Kleine Babys beißen eher zu, wenn die Milch zu schnell läuft, um zu bremsen, größere Babys beißen eher, wenn die Milch nicht schnell genug kommt, wenn sie zahnen oder einfach aus Jux und Dollerei mit der Brustwarze spielen.
  • Du stillst zu spät: Manche Babys zeigen schon im Schlaf erste Hungerzeichen. Dann den Schnuller zu geben kann dazu führen, dass es, nachdem es sich kurz beruhigt hat, aus dem Schlaf heraus vor Hunger schreit und dann ganz schwer an die Brust zu bekommen ist.
  • und einige mehr

Wunde Brustwarze beim Abpumpen

Auch das Abpumpen kann zu wunden Brustwarzen führen.

  1. Ein zu hoch eingestelltes Vakuum kann die Brustwarze schädigen. Elektrische Milchpumpen stellen das Vakuum häufig selber ein, lassen sich aber anpassen.

    Als Faustregel gilt, dass das Vakuum während der Abpumpphase (also dann, wenn gerade die Milch fließt), hoch genug sein sollte, um genug Milch zu fördern, aber niedrig genug, um nicht unangenehm zu sein.
  2. Beim Abpumpen wird der Teil der Brustwarze und des Vorhofes, der innerhalb des Trichters liegt, rhyhtmisch vor und zurück gezogen. Dies kann dazu führen, dass die Brustwarze beim Pumpen gegen die Innenwand des Trichter scheuert.

    Es ist also wichtig, die richtige Haubengröße für deine Brust zu wählen.
Auch beim Milchabpumpen können wunde Brustwarzen enstehen,wenn die Brustwarzen gegen den Trichter reiben. Hier ist in drei Illustrationen dargestellt, wie die richtige Größe ermittelt wird.

Wunde Brustwarzen – was tun? Tipps und Therapien

Zwar schafft es eine gute Stillberaterin, bei fast jeder Stillenden eine Lösung für die wund gewordenen Brustwarzen zu finden. Jedoch ist dies nicht immer einfach, denn es hängt stark davon ab, welche Ursache bei einer Mama vorliegt und wie der Befund gerade aussieht.

Oder anders gesagt:

  1. Wenn du nicht genau weißt, wie du dein Baby richtig anlegst, sind ganz andere Maßnahmen zur Ursachenbehebung nötig, als wenn ein verkürztes Zungenbändchen das Problem ist.
  2. Und wenn deine Brustwarze zwar schmerzhaft, aber nur etwas gereizt ist, sind ganz andere Maßnahmen zur symptomatischen Behandlung nötig, als wenn eine tiefe blutige Wunde vorliegt, die vielleicht sogar entzündet ist.

Um diese zwei Themen geht es also, wenn du wunde Brustwarzen hast:

  • Erstens: was ist die Ursache und was unternehmen wir dagegen und
  • zweitens: welche Maßnahmen sind nötig, um jetzt erstmal Linderung zu verschaffen und eine Verschlimmerung zu verhindern.

Die Ursachen für wunde Brustwarzen beheben

Wir starten mal mit den Ursachen: Denn wenn wir die nicht beheben, bringen auch die besten Erste-Hilfe-Maßnahmen nichts.

Dafür erinnern wir uns noch mal an die drei Hauptpunkte, die wir oben aufgeführt hatten:

Probleme mit dem Milchfluss, die dazu führen, dass dein Baby ein zu großes Vakuum aufbaut
Anatomische Probleme bei dir oder deinem Baby, die zur mechanischen Überbeanspruchung der Brustwarze führen
Fehler oder Probleme beim Anlegen

1) Probleme mit dem Milchfluss / zu großes Vakuum

Falls du es noch nicht wusstest:

Der Großteil, den dein Baby bei einer Stillmahlzeit trinkt, bekommt es dadurch aus der Brust, dass bei dir der Milchspendereflex ausgelöst wird.

Grob gesagt läuft dieser Reflex so ab:

  1. Dein Baby saugt an der Brust
  2. Dadurch wird deinem Hirn über Nervenbahnen signalisiert, dass da jemand Milch möchte
  3. Dein Hirn schüttet Hormone aus, die der Brust signalisieren, sie soll Milch ausschütten
  4. Kleinste Muskelzellen in der Brustdrüse werden aktiviert und sorgen dafür, dass die Milch in Richtung des Mundes deines Babys ausgequetscht wird.
Der Milchspendereflex „quetscht“ die Milchbläschen aus, in denen sich die frisch gebildete Milch befindet.

Du kannst das hier nochmal genauer nachlesen.

Bis der erste Milchspendereflex ausgelöst wird, dauert es leider etwas, und zwar bis teils länger als eine Minute.

Vielen Babys gefällt das gar nicht.

Sie reagieren dann oft so darauf, dass sie ein besonders starkes Vakuum aufbauen, um so vermeintlich schneller an die Milch zu kommen. Das nützt wenig, schadet dir aber durch den zu großen Sog an deiner Brustwarze, selbst dann, wenn du richtig angelegt hast.

Gerade sehr forsche Neugeborene stören sich auch gerne schon in den ersten Tagen vor dem Milcheinschuss daran, dass vermeintlich zu wenig Muttermilch fließt.

Deshalb klagen viele Frauen schon unmittelbar nach der Geburt darüber, dass sie Schmerzen beim Stillen oder sogar schon wunde Brustwarzen haben. Und das ist, wie wir eingangs schon gesagt haben, ziemlich häufig und liegt nicht daran, dass irgendetwas nicht stimmt.

Was kannst du tun?

Es kann helfen, vor dem Anlegen bereits den Milchspendereflex anzuregen. Hierbei helfen:

  • Eine Brustmassage vor dem Anlegen
  • Feuchte Wärme für einige Minuten (also z. B. einen nassen, warmen Waschlappen auflegen)
  • eine entspannte Haltung und Entstressung
  • das Vermeiden von Kälte, Schmerzen, Stress, Konsum von Alkohol oder Zigaretten

Es ist wichtig, dem Teufelskreis aus Schmerz/Stress und verringertem Milchspendereflex zu entgehen, den dein Baby nur allzu gerne durch sein „genervtes“ Vakuum unterstützt.

ein Diagramm, das den Teufelskreis aus schwachem Milchspendereflex und Schmerzen / wunden Brustwarzen aufzeigt
Ein Teufelskreis aus zu geringem Milchfluss und Schmerzen

Egal, ob Kolostrum oder reife Muttermilch: Wenn du den Milchspendereflex noch vor dem Stillen ganz entspannt auslöst (am besten wenn dein Kind noch entspannt, aber schon beginnend hungrig ist), bekommt dein Baby gleich nach dem Anlegen den ersten Tropfen

2) Anatomische Probleme mit mechanischer Überbeanspruchung

Bei den anatomischen Problemen kommt es natürlich darauf an, welches Problem vorliegt. Nicht alles, was du unter diesem Punkt findest, ist leicht zu lösen – aber in der Regel lässt sich für alles eine Lösung finden.

Besondere Brustwarzenformen / Brustwarze nicht elastisch genug

Besonders die Flach-, Hohl- und Schlupfwarzen können beim Stillen Probleme bereiten. Durch ihre besondere Form kann ein Baby sie nicht adäquat in den Mund nehmen und „ausmelken“, was wiederum nicht zur Problemen beim Milchtransfer und Frustration auf seiten des Babys führen kann, sondern auch zu wunden Brustwarzen.

Zum Glück gibt es einige Tricks, wie du mit besonderen Brustwarzenformen in vielen Fällen doch problemlos stillen kannst, genaueres erfährst du hier.

Kurzes Lippenbändchen, kurzes Zungenbändchen

Um effektiv trinken zu können, formt dein Baby mit seiner Zunge eine Mulde und presst das Brustgewebe gegen seinen harten Gaumen.

Das Zungenbändchen, also das Stück Gewebe, das die Zunge mit dem Zahnfleisch verbindet, behindert diesen Vorgang in der Regel nicht. Ist es jedoch verkürzt, kann dies zu Schwierigkeiten dabei führen, effektiv an der Brust zu saugen: Dadurch, das dein Baby die Zunge nicht richtig heben und vorstrecken kann, kann es nicht genug Brustgewebe einsaugen und die Brust nicht vernünftig auspressen.

Ähnlich ist es beim kurzen Lippenbändchen: Dieses Bändchen verbindet die Oberlippe mit dem Zahnfleisch, ist es zu kurz, kann die Oberlippe nicht adäquat nach außen gestülpt werden, um die Brust korrekt zu erfassen (es wird dem Baby erschwert, das Vakuum aufzubauen).

Beide Probleme, das Zungen- und das Lippenbändchen, können durch die unkorrekte Haltung von Lippen und Zunge und das unvollständige Erfassen der Brustwarze zu Schmerzen und Wundwerden bei dir führen. Babys sind oft ungeduldig, wenn die Milch nicht schnell genug kommt – bauen ein zu hohes Vakuum auf, kauen auf der Brustwarze herum – was die Beschwerden noch verstärken kann.

Glücklicherweise gibt es für beide Probleme eine relativ einfache Lösung: Das Bändchen zu kappen. Dazu gilt es aber zunächst das Problem zu identifizieren und jemanden zu finden, der die simple Prozedur durchführt.

Lies hier mehr über das verkürzte Zungen- und Lippenbändchen.

KiSS

„KiSS“ steht für Kopfgelenkinduzierte Symmetrie-Störung und beschreibt Probleme im Hals- Kopf- und Kiefergelenk eines Säuglings. Dazu gehören Schädelverformungen, Schiefhälse, Kiefergelenksasymmetrie, aber auch viele andere Symptome, die teilweise (rein örtlich gesehen) gar nichts mit der Halsregion zu tun haben.

Dass das Syndrom überhaupt existiert, wird von vielen Kinderärzt*innen bestritten. Es ist aber auch zu schön, wenn Koliken, Fußfehlstellungen und andere Probleme darauf zurückgeführt werden und mit einigen Behandlungen beim Osteopathen o. ä. behandelt werden können.

Tatsächlich ist nicht auszuschließen, dass die Behandlung des KiSS-Syndroms einen gewissen Placebo-Effekt erzielt („Wenn sich jemand ausgiebig mit meinem Kind befasst, habe ich selbst das Gefühl, dass es besser geworden ist“).

Andererseits wissen inzwischen auch alle Zahnärzte und Orthopäden, wie sehr auch entfernte Körperteile eines Menschen miteinander zusammenspielen und sich gegenseitig Probleme bereiten können.

Tatsächlich wird vermutet, dass das KiSS-Syndrom mit vielen Stillproblemen zusammenhängen kann.

Solltest du bemerken, dass dein Kind viel weint beim Stillen, allgemein unruhig und oft unzufrieden ist, schlecht schläft usw. kann es sinnvoll sein, wenn du es einer erfahrenen Physiotherapeutin oder Osteopathin vorstellst.

Saugverwirrung

Der Begriff Saugverwirrung beschreibt die Beobachtung, dass viele Babys Probleme haben, die Brust zu erfassen und korrekt daran zu trinken, wenn sie häufiger statt der Brust die Flasche erhalten haben.

Manchmal wird sogar behauptet, dass Schnuller zu einer Saugverwirrung führen können. Dass es das Phänomen überhaupt gibt, ist in der Literatur bisher nicht erwiesen, wird aber von erfahrenen Stillberaterinnen immer wieder beobachtet.

Gerade also wenn du zum Stillen viel die Flasche gibst, sollte mit in die Überlegungen eingehen, ob eine Saugverwirrung zu deinen wunden Brustwarzen führen könnte.

Besondere Gaumenformen, Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, andere anatomische Probleme beim Kind

Auch andere Auffälligkeiten im Mund deines Babys können für deine wunden Brustwarzen verantwortlich sein.

Auch hier liegt es daran, dass durch die besondere Anatomie die Brust nicht auf „normale“ Art und Weise im Mund liegen kann und an den falschen Stellen beansprucht wird, bzw. dass dein Baby das Problem irgendwie zu kompensieren versucht, zum Beispiel durch ein erhöhtes Vakuum.

Diese anatomischen Probleme sind sehr speziell und benötigen manchmal Hilfe von einem HNO-Arzt, besonders bei der Lippen-Kiefer-Gaumenspalte. Bei der Stillberatung wird auch der Mundraum deines Babys, zum Beispiel bezüglich des Gaumens, beurteilt.

3) Fehler oder Probleme beim Anlegen

In über 80% der Fälle sind Fehler oder Probleme beim Anlegen der Auslöser für wunde Brustwarzen. In unserem Artikel über Stillpositionen und Anlegen liest du mehr darüber, worauf du achten musst.

Erfahrungsgemäß brauchen viele Frauen in den ersten Tagen oder Wochen Hilfe beim Anlegen. Leider schaffen viele Geburtskliniken aufgrund der Arbeitsbelastung es nicht, regelmäßig Hilfestellung zu bieten, sodass viele Frauen relativ ratlos nach Hause gehen.

Folgende Hinweise sprechen dafür, dass dein Baby richtig angelegt ist:

  • Sein Mund ist weit geöffnet
  • Es hat viel Brustgewebe im Mund
  • Seine Nase liegt dicht an deiner Brust
  • die Zungenspitze ist über der unteren Zahnleiste
  • seine Lippen sind nach außen gestülpt

Die Symptome wunder Brustwarzen rasch lindern

Während sich die obigen Tipps darum drehen, das zu Grunde liegende Problem ausfindig zu machen und hoffentlich zu lösen, kommen jetzt die Tipps die du brauchst, um rasch weiterstillen zu können – unter Umständen auch bevor du eine Stillberaterin finden konntest, die dir bei der Problemlösung hilft.

Es gibt einen bunten Blumenstrauß an Maßnahmen, Tipps und Hilfsmitteln/Produkten, die dir helfen können, das Stillen mit wunden Brustwarzen zu ermöglichen und Schmerzen zu lindern.

Diese beziehen sich auf Maßnahmen vor dem Stillen, während dem Stillen und nach dem Stillen.

Fangen wir gleich mal an!

Ⓐ Vor dem Stillen

Die Tipps, die du vor einer Stillmahlzeit anwenden kannst, drehen sich vor allem um ein großes Thema: Entspannung.

Um den Milchtransfer möglichst effektiv zu gestalten und Frustration bei deinem Baby zu vermeiden, ist es sehr wichtig, dass der Milchspendereflex problemlos ausgelöst wird. Dazu gehören Entspannung und Schmerzfreiheit, da Stress und Schmerzen den Reflex behindern.

Du musst nicht jeden Tipp durchführen, vielleicht reicht es auch erstmal, wenn du durch eine kurze Brustmassage versuchst, den Milchspendereflex schon vor dem Anlegen anzuregen. Und wenn das nicht hilft, kannst du beim nächsten Mal weitere Dinge ausprobieren.

  • Schmerzmittel: Falls du schon weißt, dass das Stillen für dich beinahe unerträglich ist, kann es sinnvoll sein, 30-60 Minuten vorher ein Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen – lass dich dahingehend von deiner Frauenärztin beraten) einzunehmen.
  • Wasch dir die Hände: Bei bereits gereizten Brustwarzen steigt die Chance, dass Bakterien zu einer Verschlechterung, manchmal sogar zu einer Mastitis führen. Gute Hygiene ist deshalb wichtig.
  • Entspann dich: Zieh dich mit deinem Baby an einen ruhigen Ort zurück, an dem es warm und gemütlich ist.
  • Wärme und Massage: Einige Minuten vor dem Stillen solltest du warme, feuchte Umschläge auf die Brust auflegen, oder warm duschen, um die Durchblutung anzuregen. Auch spezielle Gelkissen* eignen sich dafür. Anschließend solltest du eine Brustmassage durchführen, um den Milchspendereflex anzuregen, zum Beispiel mit einem neutralen Mandelöl (Brustwarze und -vorhof dabei aussparen).
  • Die ersten Tropfen Milch: Nutze die ersten Tropfen Milch nach Einsetzen des Milchspendereflexes, um deine Brustwarze und den Vorhof damit sanft einzureiben. Die Milch sorgt für eine höhere Geschmeidigkeit und kann, durch ihren süßen Geschmack, dazu beitragen, dass dein Kind motiviert anfängt zu trinken.
  • optional bei prallen Brüsten: wenn deine Brüste sehr prall sind, kann es sinnvoll sein, jetzt wenige Minuten abzupumpen, ehe du stillst. Eine zu pralle und feste Brust ist für dein Baby unter Umständen schwierig zu fassen, etwas „leergepumpt“ kann das deutlich einfacher werden.
  • optional bei besonderen Brustwarzenformen: Bei Schlupf- oder Hohlwarzen kannst du 20-30 Minuten vor dem Stillen einen Brustwarzenformer* einlegen oder eine sogenannte „Niplette“ nutzen.

Ⓑ Während des Stillens

Wenn dein Baby erstmal an der Brust ist, musst du vor allem darauf achten, dass es richtig angelegt ist.

  • Richtiges anlegen: Achte darauf, dass dein Baby genug Brust im Mund hat und nicht nur an der Brustwarze saugt. Die Lippen sollten nach außen gestülpt sein (da kannst du einfach mit dem Finger nachhelfen) und der Mund sollte weit geöffnet sein (Mundwinkel 120-160°). Das Stillen sollte jetzt möglichst nicht weh tun: Wenn es das doch tut, unterbrich einmal und lege nochmal neu an.
  • Die richtige Position: Die größte Belastung liegt meist da, wo sich das Kinn deines Babys befindet. Versuche eine Position zu finden, in der der wunde Teil der Brustwarze oder die Verletzung im Mundwinkel deines Kindes liegt.
  • Brust mitmassieren: Es kann helfen, die Brust weiterhin im C-Griff zu halten und ganz sanft zu massieren. Sollte dies dazu führen, dass dein Kind den Halt an der Brust verliert, lass es lieber sein.
  • 5-10 Minuten pro Seite: Still nicht zu lange an einer Seite, wechsel die Brust lieber zu häufig, als zu selten. Es kann auch helfen, an der gesünderen Seite zu starten und erst beim Auslösen eines Milchspendereflexes an die betroffene Brust zu wechseln. Durch das häufige Wechseln wird der Milchspendereflex zudem auch öfter ausgelöst.
  • Baby stimulieren: Macht dein Baby längere Pausen oder ist generell eher müde, versuch es sanft zu wecken oder zum weitertrinken zu animieren. Trinkt es länger nicht und „hängt nur an der Brust herum“, dock es ab und leg erneut an, wenn es wieder trinken möchte.
  • Stillhütchen als letztes Mittel: Wenn du trotz aller Maßnahmen nicht schmerzfrei stillen kannst, versuch es mit Stillhütchen. Die wenigsten Stillberaterinnen sind Fans davon, weil der Einsatz von Stillhütchen mit früherem Abstillen assoziiert ist. Jedoch kann die Anwendung akut sehr entlastend wirken und dir helfen, weiterzustillen.
  • Korrekt „abstöpseln“: Auch das lösen von der Brust kann zu einer zusätzlichen Traumatisierung der Brustwarze führen. Wenn dein Baby mit dem Trinken fertig ist, du die Seite wechseln oder neu anlegen möchtest, nimm deinen Finger und führe ihn im Mundwinkel deines Babys an, drücke leicht auf den Unterkiefer. Nun löst sich der Saugschluss etwas und du kannst den Mund noch weiter (vorsichtig) öffnen.

Ⓒ Nach dem Stillen

Nach dem Stillen ist vor dem Stillen – bei wunden Brustwarzen aber ein wichtiger Zeitpunkt, um Schmerzen bei der nächsten Mahlzeit vorzubeugen und für Heilung zu sorgen. Dafür gibt es auch einige Hausmittel.

  • Licht und Luft: Versuche bis zum nächsten Stillen möglichst viel oben ohne rumzulaufen. Die Luft und das Licht tragen zu einer gelingenden Wundheilung bei, außerdem vermeidest du Reibung durch Kleidung, Stilleinlagen usw.
  • Reinigung: Direkt nach dem Stillen kannst du die Brustwarze mit physiologischer Kochsalzlösung reinigen oder unter sauberem Leitungswasser. Es ist ein bisschen umstritten, aber einmal am Tag kannst du die Brust auch mit einer milden, ph-neutralen Seife waschen.
  • Lanolin: Ist die Brustwarze leicht gereizt, kann eine dünne Schicht Lanolin (Wollwachs) ein Segen sein. Für stärker beanspruchte Stellen, die sogar schon blutig sind, eignet es sich eher nicht.
  • Die richtige Einlage: Wenn deine Brustwarzen bereits wund sind, solltest du sie nicht ungeschützt im BH bzw. hinter einer normalen Stilleinlage „verstecken“. Welches Vorgehen sich am Besten eignet, ist nicht ausreichend untersucht. Du kannst hochwertige Stilleinlagen aus Wolle-Seide* nutzen, aber auch Zinn– oder Silberhütchen, Hydrogeleinlagen oder die speziellen Nursi-Care oder Multi-Mam-Kompressen* können hilfreich sein. Eine „Do-it-yourself“-Maßnahme kann auch ein sogenannter „Wiener Brustdonut“ sein, den du selber basteln kannst.


  • Low-Level-Laser-Therapie: Eine weitere Maßnahme, deren Wirksamkeit unseres Wissens jedoch nicht belegt ist, ist die sogenannte Low-Level-Laser-Therapie. Falls du dich dafür interessierst, googlest du am besten danach für deinen Wohnort, um herauszufinden, ob sie jemand bei dir anbietet.

Wenn nichts hilft

Wenn all die Maßnahmen nicht helfen, ehe die Ursache der wunden Brustwarzen behoben sind, kann manchmal nur eine Stillpause für Heilung sorgen, bei der du vorübergehend abpumpst und mit der Flasche fütterst.

Wir empfehlen dir dringend eine Stillberatung, falls du eine Stillpause oder sogar das dauerhafte Abstillen erwägst. Es gibt meist eine Lösung, die es dir erlaubt, rasch wieder schmerzfrei weiterzustillen.

Wann muss ich zur Ärztin?

Manchmal kommt es bei wunden Brustwarzen auch zu einer Infektion – das heißt, dass Bakterien durch die kaputte Haut in der Lage waren, diese zu infizieren. Das muss manchmal mit Antibiotika behandelt werden.

Dann – und wann immer du dir große Sorgen machst oder noch weitere Symptome auftreten – solltest du großzügig deine Frauenärztin aufsuchen um mit ihr zu besprechen, welche weiteren Maßnahmen außer der Ursachensuche und der Symptomlinderung nötig sind.

Noch Fragen?

Wenn du noch Fragen hast, schreib uns einfach oder lass uns einen Kommentar da. Wir versuchen, so schnell wie möglich zu antworten, um dir bei deinem Stillerfolg zu helfen 🙂

Quellen:

  • Wambach: Breastfeeding and human lactation, 6. Auflage, 2021
  • Wilson-Clay: The Breastfeeding Atlas. 6. Auflage, 2017
  • Deutscher Hebammenverband, Praxisbuch: Besondere Stillsituationen, Hippokrates 2012
  • Regine Gresens: Intuitives Stillen, 2016
  • S3-Leitlinie: Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit (abgelaufen)

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